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Wo einst Wein und Feigen wuchsen

Alleine wegen der bisweilen spektakulären Ausblicke aufs Mittelmeer ist diese Wanderroute besonders lohnenswert. | Eva Carolin Ulmer

| Estellencs, Mallorca |

Die Wanderung führt entlang der Nordwestküste von Estellencs in knapp sieben Kilometern nach Banyalbufar. Die leichte bis mittelschwere Tour ist Teil der dritten Etappe des Trockensteinmauerwegs GR-221. Lange Zeit war die Wanderung in dieser Form nicht möglich, denn der Weg läuft durch die private Finca Es Rafal, deren Eigentümer 2004 den Durchgang verboten. Wanderer mussten einen langen Umweg in Kauf nehmen, um die Finca zu umgehen. Nach zwölf Jahren Rechtsstreit entschied ein Gericht in Palma letztes Jahr, dass der Weg historisch ist und öffentlich zugänglich sein muss. Der "Camí Vell de Planícia i des Rafal" war über Jahrhunderte die Handelsverbindung zwischen Estellencs, Banyalbufar und Esporles.

Estellencs ist ein romantisches Küstendorf mit verwinkelten steilen Gassen, einer felsigen Badebucht und kleinem Fischerhafen. Kurz hinter dem Ortsausgang zweigt der GR bei Kilometer 93,9 von der Hauptstraße Ma-10 nach links ab auf einen Wiesenpfad, rechts eine Steinmauer, dahinter kleine Fincas. Links erscheint ein großes Gut mit einer uralten Olivenplantage. Dann stößt er noch einmal kurz auf die Ma-10, um sie bei Kilometer 92,2 wieder zu verlassen und steil rechts bergauf zu steigen. Ein imposantes Gutshaus liegt am Weg. Es heißt Son Serralta und stammt aus dem 15. Jahrhundert. Außergewöhnlich ist die imposante holzgetäfelte Veranda des Hauses. Hinter Son Serralta ist schnell die Höhe erreicht und der Blick reicht weit über die Nordwestküste und das Meer. Dann wird der GR zu einem schmalen Pfad und führt nur noch leicht ansteigend durch einen Pinienwald.

Nach einer Viertelstunde betritt der Wanderer durch eine Öffnung in einer dicken Steinmauer die öffentliche Finca Planícia. Das 455 Hektar große Landgut gehört seit 2009 der Balearen-Regierung. Urkundlich erwähnt wird Planícia bereits im 14. Jahrhundert und bis vor zirka 60 Jahren wurden auf den ausgedehnten Feldern Oliven, Johannisbrot, Feigen, Wein und Getreide angebaut. Bei der Olivenernte halfen stets die Einwohner von Banyalbufar. Als Bezahlung erhielten sie Olivenöl, ein früher sehr kostbares Gut.

Eine Lichtung lädt zum Verschnaufen auf Baum-stümpfen ein. Links in der Tiefe blinzelt das Meer durch den Wald, geradeaus sind durch die Bäume die Gebäude von Planícia zu erkennen. Sie liegen in einem Hochtal vor einem Felsmassiv. Wenige Minuten von hier wird die Zufahrtsstraße zu Planícia überquert. Jetzt folgt ein etwas verwilderter Waldabschnitt voller Mastix- und Rosmarinsträucher, Dissgräser, Palmgewächse, wilder Olivenbäume und Pinien. Steile Passagen sorgen dafür, dass man ins Schwitzen kommt.

Jetzt macht der Trockensteinmauerweg seinem Namen alle Ehre und führt auf einem schmalen steinigen Weg zwischen dicken alten Mauern den Berg hinab. Bald liegt Banyalbufar zu Füßen. Das letzte Stück erfolgt auf einer schmalen steilen Straße vorbei an urigen kleinen Fincas, im Blick das malerische Dorf mit seinen unzähligen Terrassen, die bis zum Meer führen, und dem kunstvollen Bewässerungssystem aus der arabischen Zeit. Nach zweieinviertel Stunden ist das Ziel erreicht.

Die Wanderung führt über weite Teile auf sehr angenehm zu laufenden Waldboden. Schön ist auch, dass sich trotz der langen Strecke durch den Wald immer wieder der Blick auf das Meer öffnet. Die Route ist wenig frequentiert. Wer unter der Woche kommt, wird eher wilden Ziegen begegnen als Wanderern. Die Rückkehr nach Estellencs erfolgt auf demselben Weg. Wer genug hat, kann auch mit dem Bus oder Taxi zurückfahren.

Auf einen Blick:

Ausgangspunkt: Estellencs
Entfernung: 6,7 Kilometer
Höhenunterschied: zirka 500 Meter
Dauer: ohne Pausen gut 2 Stunden
Schwierigkeit: leicht-mittel
Ausrüstung: feste Schuhe
Transport von Banyalbufar nach Estellencs: mit dem Bus Linie 200, Mo bis Fr: 10.25 Uhr, 14.55 Uhr, 16.15 Uhr, 17.55 Uhr. Sa, So: 11.30 Uhr, 16.35 Uhr, 19.20 Uhr. Mit dem Taxi, Tel. 665823023. Die Fahrt kostet 30 Euro wochentags, 35 Euro sonntags, weil das Taxi aus Esporles kommt.

(aus MM 52/2016)

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