Wer auf den Talaia d’Alcúdia oder den Penya del Migdia steigt und den Blick über das Kap Pinar schweifen lässt, die nördlichste Landzunge der Victòria-Halbinsel, der wird sich fragen, wie man in die malerische Bucht gelangt, die unten so verheißungsvoll im Sonnenlicht glitzert. Die Antwort ist eindeutig: gar nicht! Das dicht mit Kiefern bewachsene Kap ist militärisches Sperrgebiet.
Der Zutritt ist verboten. Selbst am Strand steht ein entsprechendes Hinweisschild für den Fall, dass jemand vom Meer aus nichtsahnend hier an Land gehen möchte. Soldaten patrouillieren an der Küste, um ungebetene Gäste zu vertreiben: unter Einsatz schriller Trillerpfeifen.
Die Fahrt über die Küstenstraße endet abrupt vor einem schweren Eisentor, das den Tunnel versperrt, der auf das Militärgelände führt. Hier kommt nur weiter, wer Angehöriger des spanischen Militärs ist, oder aber einen solchen kennt. Bis heute gibt es auf Mallorca, wie auch in anderen Gegenden des Landes, zahlreiche solcher Sperrgebiete, die zur Landesverteidigung von strategischer Bedeutung waren, besonders an der Küste. Mittlerweile haben die meisten davon keinerlei militärischen Nutzen mehr. Das gilt auch für das Kap Pinar. Eine handvoll Soldaten halten dort noch die Stellung.
Im Sommer dient das Gelände, das dank der militärischen Nutzung fast vollkommen unbebaut geblieben ist, Militärangehörigen als Ausflugsziel. Diese können den Zugang beantragen und dann an dem wohl einsamsten Strand der ganzen Insel ganz ungestört einen Badetag verbringen. Nur der Rekrut mit der Trillerpfeife, der sich als besonders diensteifrig erweist, stört das Idyll ein wenig.