Politiker genießen in vielen Ländern nicht gerade besonders hohes Ansehen. In Deutschland etwa schneidet die Berufsgruppe bei Meinungsumfragen seit Jahren ziemlich schlecht ab. Auch der Ruf der spanischen Politiker ist nach unzähligen Korruptionsskandalen weitgehend ruiniert. Dass sich Nichtregierungsorganisationen vom Parteiengezänk möglichst fernhalten wollen, ist also kein Wunder. Der GOB zum Beispiel, der in diesen Tagen seinen 40. Geburtstag feiert, achtet penibel darauf, sich von keiner Partei vor den Karren spannen zu lassen. Mit Erfolg. Es gibt nur wenige andere Organisationen auf Mallorca, die flächendeckend respektiert werden wie der GOB.
Ohne Teilnahme am politischen Betrieb können Mallorcas Umweltschützer ihren Idealen treu bleiben und Klartext reden, müssen keine Kompromisse eingehen und keine Rücksicht nehmen. Auch Versuche, führende Mitglieder in Skandale zu verwickeln, schlugen bislang immer fehl. Auf diese Weise hat der GOB über 40 Jahre seine Glaubwürdigkeit bewahrt. Nur so war es dem einst von Vogelkundlern gegründeten Verein möglich, Umweltthemen den hohen Stellenwert zu verschaffen, den sie heute auf der Insel haben. Wie man den Forderungen der Umweltschützer auch gegenüberstehen mag – niemand hat für den Erhalt des ursprünglichen Mallorca mehr geleistet als der GOB.
Die Stärke der mallorquinischen Umweltschutzbewegung ist jedoch zugleich auch ihre größte Schwäche. Denn in Mallorcas Parteienlandschaft finden die Themen des GOB längst nicht den Niederschlag, der ihnen eigentlich gebührt. Zwar kommt heute keine Partei auf der Insel mehr daran vorbei, Umweltthemen in ihrem Grundsatzprogramm aufzugreifen. Mallorcas Grüne aber kommen über den Status einer Splitterpartei nicht hinaus. So sinnvoll der Einsatz des GOB auch ist, so groß seine Verdienste auch sein mögen – die wirklich wichtigen Entscheidungen fallen eben doch noch immer im Balearen-Parlament.