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Sommerurlaub 2025

Nach "Brötchen-Urlauber"-Vorwurf der Wirte auf Mallorca: Jetzt beklagen sich die Händler über "Dieseltouristen"

Trotz voller Strände und belebter Straßen bleibt der Umsatz vieler Geschäftsleute auf Mallorca hinter den Erwartungen zurück. Händler und Gastronomen schlagen Alarm

Geschäftstreibende auf Mallorca beklagen in diesem Sommer einen deutlichen Umsatzrückgang | Foto: P. Pellicer

| Calvià, Mallorca |

"Auf Mallorca haben wir 'Dieseltouristen' – sie laufen viel und geben wenig aus", bringt es Pepe Tirado, Präsident des Verbandes Acotur, mit einem Augenzwinkern, aber auch spürbarem Ernst auf den Punkt. Die aktuellen Zahlen sprechen eine klare Sprache: Zwischen 10 und 15 Prozent weniger Einnahmen verzeichnen viele Geschäfte und touristische Dienstleister in diesem Sommerauf der Insel. In Gegenden wie der Playa de Palma und Magaluf ist der Rückgang sogar noch drastischer – bis zu 20 Prozent weniger Umsatz.

Illegale Straßenverkäufer und Frust bei den Unternehmern

Besonders in den touristischen Hotspots sieht man sich gleich mehreren Herausforderungen gegenüber. "Die illegale Straßenverkäufe breiten sich ungehemmt aus, während Unternehmer, die korrekt arbeiten und Steuern zahlen, zusehen müssen, wie ihnen die Kundschaft abwandert", beklagt Tirado.

Der Markt ist voll – aber es wird kaum gekauft

Ein Beispiel, das den Rückgang veranschaulicht, ist der beliebte Dienstagsmarkt in Artà. Obwohl der Ort am Markttag mit Touristen gut besucht ist, berichten Händler und Kunsthandwerker von deutlich rückläufigem Absatz. Auch Maria Antònia Sureda, Gemeinderätin für Wirtschaftsförderung, Märkte und Feste, zeigt sich besorgt. Sie beobachtet denselben Trend auf der gesamten Insel: viele Besucher, aber wenig Kaufkraft.

Gastronomie: Der schlechteste Juli seit Jahren

Noch alarmierender ist die Situation in der Gastronomie. Laut Juanmi Ferrer, Präsident des Verbands Mallorca CAEB Restauración, erleben viele Restaurants einen der schwächsten Juli-Monate seit der Pandemie. In manchen Zonen sei der Umsatz um bis zu 40 Prozent eingebrochen. Gäste blieben aus oder konsumierten deutlich sparsamer. Ferrers düstere Prognose: "In diesem Jahr werden Hunderte Lokale schließen müssen."

Gute Hotelbelegung, aber leerere Kassen auf der Straße

Ein Paradoxon: Während viele Hotels von guten Auslastungen berichten, bleiben die Kassen der Einzelhändler und Strandbars leer. Der Grund: Der Trend zum All-Inclusive-Urlaub ist zurück. Gäste verbringen mehr Zeit in der Hotelanlage – und weniger im umliegenden Angebot. Die Hotelvereinigung FEHM möchte sich dazu noch nicht äußern und will die Saison zunächst abwarten, bevor sie eine Bilanz zieht.

Supermärkte mit leichtem Plus

Einziger Lichtblick: Supermärkte auf der Insel verzeichnen stabile oder leicht steigende Umsätze. Laut dem Branchenverband ASODIB liegt dies jedoch nicht daran, dass Urlauber nun statt ins Restaurant in den Supermarkt gehen. Vielmehr sei der Anstieg innerhalb der Erwartungen geblieben. Einige Ketten passen sich zunehmend an die Bedürfnisse der Touristen an – mit verlängerten Öffnungszeiten in Urlaubsorten und einem Sortiment, das beliebte Produkte aus Deutschland oder Italien umfasst. „Ein kleiner Gruß aus der Heimat – das kommt gut an“, sagt ASODIB-Sprecher Tarancón.

Fazit: Der Tourismus-Sommer 2025 auf Mallorca zeigt ein komplexes Bild. Gäste sind da – aber sie geben weniger aus. Während Hotels gut belegt sind, kämpfen Händler und Gastronomen mit sinkenden Umsätzen. Die Frage bleibt, wie sich die Insel langfristig zwischen Qualitätstourismus, All-Inclusive und fairen Wettbewerbsbedingungen positionieren will.

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