In der Regel spielen sich Tragödien weit entfernt von uns ab: Tsunamis am anderen Ende der Welt, Erdbeben in entlegenen Regionen, Kriege auf fremden Kontinenten, Seuchen und Hungersnöte im tiefsten Afrika. Meist schenken wir solchen Themen nur vorübergehend unsere Aufmerksamkeit – nämlich bis zur nächsten Katastrophe. Wer noch nicht gänzlich abgestumpft ist von den tagtäglichen Schreckensmeldungen, der wird sich wohl noch in das Leiden der Mitmenschen hineinversetzen können. Wirklich betroffen aber sind meist doch nur die anderen.
Das ist in diesen Tagen anders. In den französischen Alpen ist ein Airbus an einer Felswand zerschellt, alle 150 Passagiere sind tot, darunter Kleinkinder und Jugendliche, die noch fast ihr ganzes Leben vor sich hatten. Das Unglück ereignete sich keine 600 Kilometer von Mallorca entfernt. Plötzlich rückt die menschliche Tragödie ganz nahe an uns heran. Dabei lässt nicht nur diese räumliche Nähe auf der Insel diesmal eine besondere Betroffenheit entstehen. Das Fliegen, und damit auch dieses mulmige Gefühl, das eigene Leben vollends in die Hände eines anderen zu legen, das gehört für viele Inselbewohner gezwungenermaßen zum Alltag. Und dann war die Unglücksmaschine auch noch regelmäßig auf Mallorca im Einsatz, zuletzt am Sonntag, keine 48 Stunden vor dem Unglück. Hätte es da nicht genauso gut uns treffen können?
Jetzt ist zweifellos ein guter Moment zum Innehalten. Panikreaktionen sind ebenso unbegründet wie voreilige Schuldzuweisungen. Es kann jetzt zunächst einmal nur darum gehen, die Absturzursache gründlich und in aller Ruhe zu untersuchen. Dann gilt es, die richtigen Schlüsse zu ziehen und Entscheidungen zu treffen, um ähnliche Tragödien in Zukunft zu vermeiden. Vor allem aber sollten wir uns über eines klar werden: Dieses Leben, es kann von einem Moment auf den anderen vorüber sein.