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Palmas Airport ist zu einem Moloch mutiert

| Mallorca | |

Ein Airport ist, insbesondere in touristischen Destinationen, eine Referenz. Er ist das Erste und das Letzte, was Urlauber an ihrem Ferienort zu sehen bekommen. Aber eine Referenz im positiven Sinne ist Son Sant Joan, wie der Airport von Palma heißt, schon lange nicht mehr. Er ist im Verlauf des vergangenen Jahrzehnts zu einem wahren Moloch mutiert, in dem Hitze, Überfüllung, Lärm, Schmutz und visuell schrill-aggressive Werbung die Nutzer regelrecht drangsalieren.

Über den Umbau, wie er dieser Tage stattfindet, will ich nicht klagen. Bauarbeiten und Renovierungen machen Sinn und müssen sein. Sie sind an sich auch kein Problem, wenn das Projekt gut gemanagt wird. Dass dann die Deckenaufhängung auf mehreren Quadratmetern herunterkracht - na ja.

Unglaubliche Menschenmassen schieben sich über die sporadisch funktionierenden Laufbänder und werden nach der Sicherheitsschleuse zum Durchqueren eines gigantischen Konsumtempels genötigt. Sie bezahlen astronomische Preise für gastronomische Massenware, sodass ein bestelltes Menü später im Flieger dagegen fast schon günstig ist. Und sie ertragen, so sie nicht ein Teil davon sind, das Gegröhle besoffener Ballermann-Fans.

Vor dem Gebäude stauen sich die Autoschlangen der Abholer oder Hinbringer vor lahmen Schranken, die Haltestellen und Stadtbusse sind überfüllt, alles riecht nach Schweiß und Diesel, die Nerven der Bus-, Taxi-, Uber- und anderer Fahrer liegen blank.

Die 11.000 Mitarbeiter am Airport haben seit sechs Monaten nicht einmal mehr eine Kantine. Es grenzt an ein Wunder, dass die Beschäftigten dort nach wie vor so freundlich ihren Dienst versehen. Chapeau!

Drei Gründe sind es, warum sich Son Sant Joan immer mehr in einen Alptraum verwandelt hat.

1.: Palma hat keinerlei Mitspracherecht. Alle Entscheidungen werden vom Betreiber Aena in Madrid getroffen. Und der will vor allem eines: Kohle, Kohle, Kohle. Deswegen finden sich auch immer mehr Werbebanner, Shops und Lokale bis unters Dach.
2.: Die Flugtickets sind zu billig, da die Umweltschäden durch die Treibhausgasemissionen der Flugzeuge nicht auf den Flugpreis umgelegt werden.
3.: Die Stadt Palma hat es in 25 Jahren ungeachtet aller politischen Versprechen nie geschafft, eine Metro- oder Straßenbahn-Anbindung zu bauen.

Nahezu alle Fortschritte am Airport waren stets das Ergebnis spontaner Improvisationen, aus der Not heraus. So ist sogar die letzte Grünzone vor dem Parkhaus asphaltiert worden, um nicht vollends im Parkchaos zu ersticken.

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