Seit März gibt es am Flughafen Palma de Mallorca keine Kantine mehr. Die alte Einrichtung wurde im Zuge der Erweiterungsarbeiten abgerissen, eine neue ist bislang nicht eröffnet. Für die rund 11.000 Beschäftigten der rund 400 am Airport angesiedelten Unternehmen bedeutet das: Statt vergünstigter Mahlzeiten zahlen sie nun an den kommerziellen Shops und Lokalen dieselben Preise wie die Flugäste. Die meisten davon sind Mallorca-Urlauber. Und vielen von ihnen ist bekannt: Die Preise sind teils happig. Da kommt es fast günstiger, sich ein Essen im Flugzeug zu bestellen, wenn man ohne mitgeschleppte, belegte Brote reist.
„Arbeiten kostet uns Geld“, kritisiert von daher Marcos Fernández, Vorsitzender des Eurowings-Betriebsrats. Die meisten Beschäftigten verdienten zwischen 1300 und 1400 Euro im Monat – das reiche nicht aus, um täglich zu Restaurantpreisen zu essen. Besonders für Angestellte mit geteilten Schichten sei die Kantine ein wichtiger Ort gewesen, um Pausen einzulegen.
Zwar hat der staatliche Flughafenbetreiber Aena schon zweimal die Vergabe der Kantinenlizenz ausgeschrieben, doch beide Verfahren blieben ohne Ergebnis. Der erste Betreiber konnte den Service nicht übernehmen, weil er die hohen Schulden seines Vorgängers hätte tragen müssen. Darauf wollte und konnte er sich nicht einlassen. Auch eine zweite Ausschreibung mit verbesserten Konditionen verlief erfolglos.
Der Betriebsrat kritisiert, dass statt einer Kantine kürzlich ein neuer McDonald’s am Airport eröffnet wurde – ihrerseits die größte Filiale der Hamburger-Kette in Europa. Für die Beschäftigten am Airport mutet dies wie ein weiteres Symbol ihrer schwierigen Lage an. „Ein Menü zu Touristenpreisen ist für uns unbezahlbar“, so ein Mitarbeiter.
Aena, deren Zentrale in Madrid sitzt, verspricht nach Lösungen zu suchen und verweist auf alternative Verpflegungsangebote. Doch die Angestellten bleiben skeptisch. Und ein Zeitpunkt für eine neue Ausschreibung steht nicht fest.
Das waren Zeiten: Vollständiges Menü für 12 Euro
Hatten die Mitarbeiter früher für ein Menü (inklusive Dessert und Wasser) rund 12 Euro zu bezahlen, so sind sie nun gezwungen, ihre Verpflegung von zu Hause mitzubringen, wenn sie nicht die hochpreisigen Snacks am Airport zahlen wollen.
In der Firma des Betriebsrats Marcos Fernández arbeiten etwa 300 Angestellte im Bereich der Flugzeugabfertigung, aber das Fehlen einer Kantine trifft vor allem das Personal im Luft- und Bodenbereich. „Viele haben geteilte Schichten und nutzten die alte Kantine, um zwischen den Einsätzen einen Kaffee zu trinken und sich auszuruhen“, erklärt der Arbeitnehmervertreter. Eurowings habe zwar einen Pausenraum mit Mikrowelle, Kühlschrank und Kaffeeautomaten eingerichtet, doch für manche Mitarbeiter sei dies keine richtige Lösung.
„Es stimmt, wir haben einen Raum, in dem man einen Kaffee trinken und Essen aufwärmen kann. Die meisten bringen eine Lunchbox mit. Aber wenn du um 6 Uhr anfängst und dazu noch geteilte Schichten hast – um wie viel Uhr musst du dann aufstehen, um dein Essen vorzubereiten? Das ist einfach nicht machbar“, erläutert der Betriebsratschef.
Die Betreibergesellschaft Aena (mit Zentrale in Madrid) steht schon seit längerem im Mittelpunkt eines Kreuzfeuers von unterschiedlichen Kritikern wie etwa Arbeitnehmer, Unternehmer, Passagiere und Politiker. Auslöser sind der als chaotische empfundene Umbau des Flughafens gewesen. Hinzu kamen der Teilabsturz einer Deckenverkleidung, die ebenfalls als chaotisch empfundene Parksituation bei Abholern und Zubringern per Auto, die Aufteilung der Etagen des Parkhauses an Mietwagenfirmen und gewöhnlichen Nutzern sowie die umstrittene Verwaltung des Airports aus balearischer Sicht aufgrund fehlender Mitspracherechte.