Bislang beschränkten sich die Deutschkenntnisse von Pep Rios auf "Kartoffelsalat" sowie "eins-zwei-drei-vier Bier" und "Bratwurst" - geschuldet einer Studienreise, die er am Timmendorfer Strand an der Ostsee betreut hatte. Ansonsten hielt der Mallorquiner Deutsche für penibel und pünktlich. Vor knapp zwei Jahren begann der Hobby-Schlagzeuger, sein Bild von den alemanes zu revidieren.
Daran ist Ila Rinck, gebürtige Düsseldorferin, nicht ganz unschuldig. Mit Freunden hatte sie das Patronatsfest ihres Wohnortes Esporles besucht und die "Aphonics" gesehen. "Die spielten Lieder, die mir gefielen und ich hatte seit Langem dem Wunsch, in einer Band zu singen", erinnert sie sich.
Zufällig kannte ihre Freundin diese Band und es stellte sich heraus, dass die Tochter von Schlagzeuger Pep mit Rincks jüngstem Sohn zur Vorschule ging. Sie wurden den fünf Musikern vorgestellt und nach recht kurzer Bedenkzeit wurde sie zur Probe eingeladen.
"Die Chemie stimmte von Anfang an", erinnert sich Ila Rinck. Zu ihrem Schrecken folgte schon nach vier Proben der erste Auftritt. Ila war (und ist) zwar blond und ziemlich deutsch, ansonsten aber schon gut in die mallorquinische Gesellschaft integriert.
Überpünktlich war die zweifache Mutter, die hauptberuflich als Grafikerin arbeitet, bei den Proben anfänglich schon. Das legte sich aber schnell, nachdem sie erkennen musste, dass sie die Einzige war. Pep staunt mittlerweile nicht schlecht, dass sie häufiger nach ihm erscheint.
Auch Ila hat einiges von ihren Mittelmeerkollegen gelernt. "Die Gelassenheit, nicht alles so verbissen zu sehen", sagt sie. Vor allem bei den ersten Auftritten, als die Texte noch nicht hundertprozentig saßen, habe ihr das geholfen. Die Lockerheit der Bandkollegen steckte an und auch nach einem verpatzten Einsatz hat ihr niemand Vorwürfe gemacht.
"Das ist eine sehr gute Einstellung", sagt sie. Was nicht heißen soll, dass bei den Proben nicht über musikalische Standpunkte debattiert wird. "Da wird mehr diskutiert als bei den Frauen", ist sich Ila Rinck sicher und am meisten wundert sie sich, dass sie selbst dabei schweigt. Muss an der mediterranen Gelassenheit liegen.
Etwas nervig ("pesada", ein Wort, dass sie dank der Aphonics verinnerlicht hat) kann sie nur werden, wenn es um die Aussprache des Englischen geht. Da 95 Prozent der Aphonics-Songs aus englischen Hits ab den 70er besteht, gibt es da häufiger mal Gesprächsbedarf ob spanischer Sprachgewohnheiten.
Aber auch sie wurde weitergebildet. "Sie hat auf jeden Fall gelernt, die Schimpfwörter an der richtigen Stelle zu verwenden", sagt Pep schmunzelnd.
Für die 41-Jährige hat sich seit ihrem ersten Auftritt in ihrem Wohnort Esporles einiges verändert. "Mehr oder minder fremde Menschen sprechen mich an und sagen: ,Du spielst doch bei den Aphonics.'". Auch die Frauen der Bandkollegen haben den blonden Bandzugang ins Herz geschlossen. Die Frau einer ihrer Bandkollegen zählt sie mittlerweile zu ihren besten Freundinnen.
Den nächsten Auftritt haben die "Aphonics" mit Ila am 30. Juni auf dem Patronatsfest Sant Pere von Esporles. Beginn ist etwa um 0.30 Uhr.