In den Büros der Bar Bosch ist es zurzeit staubig. Bauarbeiten, Lärm, Handwerker allenthalben. In der Bar im Erdgeschoss merkt man davon nichts. Im ersten Stock entsteht ein neuer Raum mit Restaurant. Damit läutet die Bar Bosch eine neue Epoche ein. Die Bar an der Plaça Rei Joan Carles I. gegenüber von C&A ist eine Institution. Sie besteht seit 1936, als Jaume Bosch sie gründete, 1973 übernahm sie der jetzige Besitzer Onofre Flexas (72), der sie bis heute leitet, inzwischen gemeinsam mit seinen beiden Söhnen. Zum Flexas-Imperium gehören heute auch das Restaurant La Greppia gegenüber dem Marivent-Palast und das Open Café am Paseo Sagrera.
Mallorca Magazin: Was ist das Geheimnis für den dauerhaften Erfolg der Bar Bosch?
Onofre Flexas: Das ist zum ersten Mal die Lage. Wir haben das Glück, absolut zentral zu sein. Danach zählen die Qualität, der Service und der Preis. Wir haben seit vier Jahren unsere Preise nicht erhöht.
MM: Viele der Kellner der Bar Bosch sind oft mehrere Jahrzehnte für Sie tätig.
Flexas: Ja, darauf legen wir Wert. Unsere Klienten sollen vertraute Gesichter sehen. Wir hatten einen Kellner, der schon hier war, bevor ich die Bar übernommen habe. Wir bieten unseren rund dreißig Mitarbeitern Sicherheit und langfristige Verträge. Und wir behandeln sie gut.
MM: Man hat niemals einen Kellner der Bar Bosch gesehen, wie er sich eine Bestellung aufschreibt, sei sie auch noch so lang. Wie machen die das?
Flexas: Das ist reine Kopfarbeit und Training. Außerdem ist das die Tradition guter Bars.
MM: Am häufigsten werden die berühmten Bocadillos mit Öl und Tomate, oft mit Schinken und Käse bestellt. Sie heißen - inzwischen auch bei den Kunden - "Llagosta" (Languste). Wie ist es zu diesem Namen gekommen?
Flexas: Dem Koch "Bocata con aceite, tomate, jamón y queso" zu sagen, wäre viel zu lang. Niemand weiß so richtig, wann sich "Llagosta" eingebürgert hat. Außerdem ist die "Llagosta" eines unsere preiswertesten Angebote. Im Gegensatz zur echten Languste.
MM: Wie viele "Llagostas" gehen pro Tag über den Tresen?
Flexas: An guten Tagen im Sommer können das 250 bis 300 pro Tag sein.
MM: Wie halten Sie die kontinuierliche Qualität Ihres Angebotes?
Flexas: Indem wir alles selbst machen: Tapas, Torten und Kuchen, Eis. Bis auf das Brot kaufen wir nichts Fertiges. Und beim Einkauf prüfen wir sorgsam die Güte der Ware. Wir haben die gleichen Lieferanten oft schon seit Jahrzehnten. Sie sind an unsere Bestellungen gewöhnt und froh, für uns arbeiten zu können. Sie werden nämlich pünktlich bezahlt.
MM: Wer sind Ihre Kunden?
Flexas: Wir sind vor allem auf den lokalen Markt eingestellt. Wir haben Stammkunden seit Jahrzehnten, oft kommen jetzt schon die Kinder und Enkelkinder. Aber selbstverständlich kommen zu uns auch ausländische Residenten und Touristen. Die Deutschen sind ganz besonders treu.
MM: Sie bedauern, dass es im Winter in Palma nicht genug Urlauber gibt. Was, glauben Sie, könnte man zur Entzerrung der Saison tun?
Flexas: Mallorca ist im Winter oft kalt und feucht. Das ist einfach eine Tatsache. Der neue Boom der vielen kleinen, komfortablen Stadthotels scheint mir eine gute Sache zu sein. Die haben eine Klientel, die nicht nur das schöne Wetter sucht. Aber man stelle sich vor: Wenn wir das Klima der Karibik hätten …
MM: In den vergangenen Jahren hat die Stadtverwaltung von Palma immer mehr Bars und Cafeterías die Lizenz gegeben, Terrassen zu eröffnen. Wie gehen Sie mit dieser Konkurrenz um?
Flexas: Es gibt ein spanisches Sprichwort: Das Wasser schadet dem Wein. Was im Klartext heißt: Man muss Probleme lösen. Das geht nur mit Intelligenz.
MM: Sie haben täglich von sieben Uhr morgens bis 2.30 Uhr nachts geöffnet, schließen aber die Terrasse um ein Uhr. Warum?
Flexas: Das müssen Sie die Stadt Palma fragen. Die hat das verfügt. Dabei haben wir weder Musik noch gibt es bei uns sonstige extreme Lärmbelästigung. Es ist wohl alles eine Sache der Politik. Zu oft werden Dinge über einen Kamm geschoren.
MM: Wie begegnen Sie der Wirtschaftskrise?
Flexas: Durch sorgfältigen Einkauf, gute Kalkulation und Qualität. Und wir sind froh, dass wir keinen der dreißig Angestellten entlassen mussten. Wir expandieren jetzt, weil uns das Haus gehört, weil wir glauben, dass wir mit einem Restaurant auf dem richtigen Weg sind. Wir werden nur eine kleine Karte bieten und einen fast privaten Salon, in den sich unsere Gäste auch einmal zurückziehen können. Um zum Beispiel etwas Geschäftliches zu besprechen. Ein genauer Eröffnungstermin steht noch nicht fest. Es ist ein altes Haus, da müssen viele Dinge berücksichtigt werden.
MM: Sie sind 72 Jahre alt. Haben Sie die Absicht, sich in absehbarer Zeit aus dem aktiven Geschäft zurückzuziehen?
Flexas: Ich habe schon als Vierzehnjähriger in der Bar meiner Eltern gearbeitet. Danach in verschiedenen anderen, später war ich im Hotel Savoy in London, musste wegen des Militärdienstes zurückkehren. Dann kam der Kauf. Ich weiß gar nicht, wie viele Stunden ich hinter der Bar zugebracht habe. Und ich komme auch jetzt jeden Tag. Das ist mein Leben. Und die Liebe zu meinem Beruf.
Die Fragen stellte Gabriele Kunze.
(aus MM 12/2014)