Mit Mode, die "sehr schnell zu shoppen" sei, gemeint sind Zara, Massimo Dutti, Mango oder H&M, könne man in Großstädte gehen. "Da hast du Laufkundschaft, Touristen, die 49 Euro für eine ganze Tüte bezahlen", erläutert Modeschöpfer Thomas Rath. "Aber eine Kundin, die im Schnitt 1000 Euro für ein Teil ausgibt, und das ist unsere Preislage, die wohnt hier in Port d'Andratx. Bei Mode, die sehr teuer ist, ist es heutzutage so, dass du zu deinen Kunden gehen musst."
Das war der Grund, warum Rath als Standort für seinen kürzlich eröffneten Mallorca-Store Port d'Andratx wählte (gegenüber vom Restaurant Port Amore) und nicht Palma. "Außerdem möchte ich unseren Ort voranbringen." Denn dort fühlt der 50-Jährige sich heimisch. Seit zwei Jahren haben er und sein Mann Sandro (die beiden sind seit 15 Jahren verheiratet) ein Haus hoch über dem Hafen, mit 360-Grad-Rundumblick. "Das ist schon ein Träumchen. Es handelt sich noch um eines der begehrten Pedro-Otzoup-Häuser. Ich liebe den Stil von Pedro Otzoup", schwärmt Rath von dem 2000 verstorbenen Architekten, der vor allem im Südwesten Mallorcas viele Spuren hinterlassen hat.
Bevor Rath und sein Mann das Haus kauften, hatten sie "etwas gemietet", insgesamt sind die beiden schon seit zehn Jahren in Port d'Andratx ansässig. Die Insel kennt Rath aber schon viel, viel länger. Vor rund 35 Jahren war er das erste Mal mit der Familie im Urlaub in Cala d'Or. Später zogen seine Mutter (die Eltern hatten sich getrennt) und die Oma fest nach Mallorca. Als Jugendlicher verbrachte Rath, der bei dem Vater aufwuchs, immer die Ferien bei Mama. Die Oma hat ihre letzte Ruhe auf dem Friedhof von Felanitx gefunden.
Der breiten Öffentlichkeit bekannt wurde der Modeschöpfer ab 2010 drei Jahre lang als Juror bei "Germany's next Topmodel". Auch heute noch ist er in der Heidi-Klum-Show ab und zu als Gastjuror zu sehen. Rath stammt aus Köln und ist in Düsseldorf zu Hause, wo auch seine Firma ihren Hauptsitz hat. Bevor der Designer seinen eigenen Namen zur Marke machte, war er zum Beispiel für Windsor, Jil Sander, Mulberry und Escada tätig. Mode von Rath gibt es in 120 Franchise-Boutiquen.
"Ich habe mehrere Talente", meint Thomas Rath, der sich selbst als "bodenständig" bezeichnet. "Guten Geschmack kannst du nicht lernen. Den bekommst du in die Wiege gelegt, oder auch nicht. Aber guter Geschmack allein reicht nicht. Du musst auch Geschäftsmann sein." Dass Rath ein Händchen fürs Verkaufen hat, beweist er beim Shoppingsender QVC, wo er seine Zweitlinie THOM by Thomas Rath absetzt.
Auf die Frage, ob sehr teure Mode Sinn macht, kommt von Rath ein klares Ja. "Guck in den billigen Läden, wo das gefertigt ist, guck dir die Stoffe an ..." Er biete mit seinen Produkten, die alle in Italien produziert werden, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, bei Thomas Rath zahle man nicht für die Marke. "Anders ist das bei High-Class-Labels wie Dior oder Chanel. Da kauft man in der Tat den Namen sehr stark mit. Das will die Kundin aber auch."
Für Rath muss Mode nicht unbedingt teuer sein. "Ich gehe auch mal zu Zara, habe da zum Beispiel ein Pulloverchen gekauft. Ich finde, die Mischung ist wichtig. Einem Sakko, das gut gefertigt ist, sieht man das auch an. Ein T-Shirt oder so ein Pulloverchen kannst du schon mal günstiger shoppen."
Eines sei allerdings zu beachten: "Wenn du etwas günstiger kaufst, musst du natürlich damit zurecht kommen, dass du ein Lokal betrittst und da sitzen schon zehn andere Frauen im gleichen Outfit."
Wenn Thomas Rath auf Mallorca ist, dann arbeitet er nicht. Trotzdem beeinflusst die Insel seine Kreativität. "Mein Hirn ist wie ein Schwamm. Es saugt automatisch alles auf. Licht, Sonne, Lebensgefühl. Wenn ich dann in der Firma am Schreibtisch sitze, wird der Schwamm ausgedrückt und die Ideen kommen heraus."
(aus MM 21/2017)