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Erlesener Wein aus dem futuristischen Mallorca-Bunker

Oberlichter und Öffnungen sorgen landschaftsschonend für die Beleuchtung im Inneren der Bodega sowie im Ladebereich davor. | Patrica Lozano

| Pollença, Mallorca |

In diesem Bau könnte man vielleicht auch einen Atomkrieg überleben: Nach Plänen des auf Mallorca ansässigen deutschen Architekten Bernd Schmahl wurde die Bodega Can Axartell bei Pollença in eine ehemalige Gipsgrube eingebaut.

"Manche sagen, dass sich der Ort auch für einen James-Bond-Film eignen würde, und in der Tat hatten wir schon Anfragen für eine Hollywood-Produktion", gesteht Verkaufsmitarbeiter Toni Munar Ribot. Der 83-jährige Eigentümer Hans-Peter Schwarzkopf aus der berühmten Shampoo-Dynastie habe jedoch zurückhaltend reagiert. "Besucher haben hier nur Zutritt, wenn es für die Marke als förderlich gesehen wird", sagt Munar. So etwa, wenn es um Fachtermine für die Weinbranche oder Gastronomie geht oder auch um eine Produktpräsentation, wie sie im Dezember in Zusammenarbeit mit Porsche stattfand.

Im Mittelpunkt steht jedoch immer der Wein, für den sich das Team bis zur Marktreife ganz viel Zeit gelassen hat. Die ersten Reben wurden bereits vor 23 Jahren angepflanzt, nachdem erste landwirtschaftliche Projekte mit Schafen und Oliven wenig ertragreich verlaufen waren - auch wenn die jahrhundertealten Bäume immer noch Früchte liefern und das Öl heute bei Weinverkostungen gereicht wird.

Hans-Peter Schwarzkopf kann sich zugute halten, dass er das malerische Tal unterhalb des markanten Axartell-Bergs vor der Zerstörung gerettet hat. Er erwarb das 200 Hektar große Anwesen - mit inzwischen 35 Hektar Rebland - 1997, nachdem er zwei Jahre zuvor seine Firmenanteile an den Henkel-Konzern veräußert hatte, um sich zur Ruhe zu setzen. Statt ein Hotel und 13 Apartmenthäuser zu errichten, für die der Vorbesitzer des Areals bereits eine Baugenehmigung besaß, entschied sich der Unternehmer, der gleich nebenan in einem historischen Herrenhaus in Nachbarschaft zum Sänger Peter Maffay und dessen Kinderstiftung residiert, jedoch für ein naturnahes Projekt, das sich in die Landschaft einfügen sollte.

Ohne Eile, aber nicht ohne Ehrgeiz, so der Ansatz, der 2013/2014 zu den ersten professionell gekelterten Jahrgängen führte. Da die Crianza-Rotweine jedoch noch einige Zeit im Keller reifen mussten, begann die eigentliche Vermarktung noch etwas später. Mittlerweile sind auch Weißweine und ein Rosé hinzugekommen, zumal bei Villafranca weitere Anbauflächen von 25 Hektar erschlossen wurden. Mit dem "Tinto Dos 2013" wurde gleich der erste Fasswein von Can Axartell beim weltweiten Wettbewerb Concours Mondial in Brüssel mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Beim Internationalen Bioweinpreis gab es Silber für das Produkt, das wie alles auf der Finca aus ökologischer Produktion stammt.

Die Cuvée beinhaltet Merlot-, Syrah- und autochthone mallorquinische Callet-Trauben sowie die von Schwarzkopf besonders geschätzte Variante Pinot Noir. "Das Mikroklima hier im Tal ist sowohl im Sommer als auch im Winter gemäßigter als in Pollença und profitiert von einer leichten Meerbrise", erklärt Marketing-Mitarbeiter Agustí Mascaró Pou, warum die Rebsorte aus dem Norden auch auf Mallorca gut gedeiht. Fast noch eleganter ist unterdessen der Sammlerwein "The Artist 2015" mit einem Etikett von Künstler Dionís Bennàssar, dessen 50. Todestag in Pollença mit einem Festjahr begangen wurde. Die Sammleredition mit 1904 Flaschen - analog zum Geburtsjahr Bennàssars - ist auf besondere Erntejahre limitiert.

Can Axartell arbeitet mit der Schwerkraftmethode (Mètode Gravetat) ganz ohne elektrische Pumpen. Derzeit liegt die Jahresproduktion bei 150.000 Flaschen, soll bis in einigen Jahren jedoch auf 400.000 gesteigert werden, wobei keinerlei Trauben zugekauft werden, um einen extrem hohen Auslese- und Biostandard zu gewährleisten. Damit würde die Kellerei mit James-Bond-Kulisse dann zu den zehn größten der Insel gehören. Derzeit gibt es die Weine aber nur in der gehobenen Gastronomie sowie in ausgewählten Geschäften.

(aus MM 50/2017)

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