Wenn Nina Schillberg von Nepal erzählt, glänzen ihre Augen vor Freude. „Es fühlt sich ein bisschen so an, als hätte ich dort eine zweite Familie.” Die gelernte Architektin lebt seit zwölf Jahren auf Mallorca und unterstützt ihren Mann bei der Führung des Restaurants Nautilus in Port de Sóller.
Vor 13 Jahren reiste die Frankfurterin im Rahmen einer Studienreise zum ersten Mal nach Nepal – und lernte Land und Leute kennen und lieben. Im Laufe der Jahre hat sie mit mehreren Familien Kontakt gehalten und unterstützt seit ihrem ersten Besuch verschiedene Kinderhilfsprojekte vor Ort. Eines davon ist das Kinderhaus Bhaktapur in der gleichnamigen Stadt, das sich etwa 16 Kilometer von Kathmandu befindet.
Zum Leiter des Kinderhauses, Iswor, hat Nina Schillberg eine spezielle Bindung: „Iswor und sein bester Freund Ramish betreuten damals unsere Studiengruppe. Wir hielten auch bei meiner Rückkehr nach Europa Kontakt und es entstand eine enge Freundschaft.” Der 59-jährige Nepalese ist Vater von drei Kindern und gründete damals das Kinderhaus in Bhaktapur. Gemeinsam mit seiner Frau betreut das Paar mittlerweile etwa zehn Kinder. „Ein Großteil hat mindestens einen oder sogar beide Elternteile verloren”, erzählt Nina Schillberg.
Unterstützt wird das Kinderhaus hauptsächlich von Privatpersonen. Neben Geldbeträgen werden aber auch Kleidung, Spielzeug, Schuluniform oder dicke Decken gespendet.
In diesem Jahr flog Nina Schillberg zum ersten Mal seit Beginn der Corona-Pandemie in Begleitung der ältesten Tochter ihres Mannes wieder nach Nepal, um die gesammelten Spenden höchstpersönlich zu überreichen. Ansonsten werden die Spendengelder von ihr monatlich auf das Konto von Iswor überwiesen.
Vorab hatte die Hessin zusätzlich einen Spendenaufruf in der Schule ihrer Kinder in Sóller gestartet. Auch viele Gäste ihres Restaurants Nautilus unterstützen die Deutsche bei ihrem Vorhaben.
Nina Schillberg setzt sich neben der Arbeit im Kinderheim noch für weitere Hilfsprojekte in Bhaktapur ein. So geht ein Teil der Spenden auch an das Projekt des besten Freundes von Iswor, Ramish. Der Nepalese leitet die Peter Haas Foundation. In seinem privaten Haus bekommen täglich etwa zehn bis 15 Kinder nach der Schule frisch zubereitetes Essen und werden bei den Schulaufgaben betreut.
Bei ihrer Ankunft in Nepal hatte Ramish Nina Schillberg zudem auf einen Notfall aufmerksam gemacht: Drei Minderjährige verloren erst vor kurzem beide Eltern und leben seitdem verlassen in einer Blechhütte. Mehrere Helfer versorgen die Kinder nun regelmäßig mit Lebensmitteln. Zudem wird momentan ein neues Hochbett für die drei gebaut. „Dieses Einzelschicksal ist ein Beispiel dafür, dass wir oftmals erst vor Ort entscheiden, zu welchem Zweck die Sach- und Geldspenden tatsächlich eingesetzt werden. Langfristige Projekte besprechen wir aber im Vorfeld”, erklärt die Architektin.
So war nach dem schweren Erdbeben 2015 die Spendenbereitschaft zunächst groß und es konnte viel Not gelindert werden. Doch nach einigen Wochen kamen viele Projekte zum Wiederaufbau aufgrund fehlender Gelder wieder ins Stocken
Ein weiteres Projekt, das die deutsche Auswanderin unterstützt, befindet sich ebenfalls in Bhaktapur. Dabei handelt es sich um eine Schule für körperlich beeinträchtigte Kinder, „Satprayas Nepal”.
Und was macht die Frankfurterin in Südostasien, wenn sie sich nicht für soziale Hilfsprojekte einsetzt? „Am liebsten bin ich in Begleitung meiner nepalesischen Freunde im Himalaya-Gebirge unterwegs.” Nina Schillberg hat es sogar schon in das Basislager des Mount Everest auf 5300 Höhenmeter geschafft.
Das Land und die Leute haben für die Wahl-Mallorquinerin eine besondere Bedeutung. „Auch wenn es Probleme gibt, wirken die Menschen trotzdem glücklicher als wir Europäer. Die Nepalesen sind einfach dankbarer und wissen die kleinen Dinge im Leben zu schätzen. Von dieser Einstellung können wir noch einiges lernen.”