Sanft streicht der Architekt Francisco Cifuentes über das Holzstück, das sich auf dem großen Schreibtisch des Architektenbüros Aulets Arquitectes in der Innenstadt von Palma befindet. „Der Wirbelsturm hat Ende August 2020 erhebliche Schäden im Tramuntana-Gebirge hinterlassen”, erklärt der Mallorquiner. „Besonders schwer getroffen hat es die Gegend um Banyalbufar, Esporles und Valldemossa. Dort wurden auf 736 Hektar Land rund 300.000 Bäume beschädigt.”
Der "Cap Fibló" richtete 2020 vor allem in Banyalbufar, Valldemossa und Esporles erhebliche Schäden an.
Gemeinsam mit den zwei Architekten Sebastià Martorell und Jaume Crespí haben sie sich zu dem Projekt Amarar zusammengeschlossen. Die Idee der drei Männer: aus den durch das Unwetter beschädigten Bäumen Designermöbel herzustellen. Das Projekt stößt in der mallorquinischen Forst- und Schreinerszene auf große Zustimmung. Bei ihrem Vorhaben werden die Architekten mittlerweile von diversen Partnern wie der Umweltvereinigung Tramuntana XXI, dem Forstbetrieb Serveis Agricoles Tramuntana SL oder der Schreinerei Fusteria Galmes SL unterstützt.
Sebastià Martorell, Francisco Cifuentes und María Razumova (v.l.) haben das Projekt Amarar ins Leben gerufen.
Die ersten Prototypen der Möbel von Amarar sind in den Räumlichkeiten von Amadip Esment ausgestellt, einem gemeinnützigen Verband für Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung. Die kreierten Möbel zeichnen sich vor allem durch einfaches Design aus.„Mit nur wenigen Elementen und Arbeitsschritten sind die Gegenstände schnell und einfach zusammengebaut. Da wir keine Schrauben oder ähnliches Material, sondern nur Holz verwenden, überleben die Möbel auch mehr als einen Umzug, weil sie problemlos auf- und abmontiert werden können”, sagt Sebastià Martorell. Das ist auch für die geplante Zusammenarbeit mit Amadip Esment Voraussetzung.„Wir wollen nicht nur nachhaltige Möbel schaffen, sondern diese letztendlich auch für jedermann, auch für Menschen mit körperlichen Handicaps, zugänglich machen”, erklärt die Ökonomin María Razumova, die die Partnerschaft des Architektenbüros und des Verbandes Amadip Esment koordiniert.
Nachhaltig, praktisch und trotzdem elegant: Das ist das Konzept der Architekten.
Doch bereits vor dem schweren Unwetter 2020 arbeiteten die Architekten an der Idee, das Holz des Tramuntana-Gebirges für die Inneneinrichtung zu nutzen.„Wir haben alle nötigen Ressourcen direkt vor der Haustür”, erklärtFrancisco Cifuentes. Den Architekten wurde bewusst, dass sich auf Mallorca ein riesiges Waldgebiet befindet, von dem lediglich vier Prozent abgeholzt und wiederverwendet werden. „Der Rest liegt brach, wächst unkontrolliert oder wird nicht richtig aufgeforstet”, erklärt der mallorquinische Architekt Cifuentes. Um dauerhaft ein natürliches Gleichgewicht in den Waldgebieten auf Mallorca zu schaffen, ist den Gründern von Amarar daher die Zusammenarbeit mit Forstbetrieben und der balearischen Umweltabteilung Ibanat wichtig. „Auf der Insel fehlt es an struktureller Forstwirtschaft. Das kann auf Dauer aufgrund von maroden Waldresten gefährlich werden, da sich die Brandgefahr erhöht”, ergänzt er. Und aus abgebrannten Bäumen können keine Möbel hergestellt werden. „Jedes Jahr heißt es Daumen drücken, dass kein neuer Brand ausbricht und wertvolles Rohmaterial vernichtet wird”, erklärt Cifuentes.
Mit wenigen Schritten zum fertigen Möbelstück.
Obwohl die ersten Möbel bereits geschreinert wurden, steckt das Projekt der drei Architekten noch in den Kinderschuhen. „Wir arbeiten momentan an einem konkreten Möbelkatalog, der voraussichtlich im kommenden März erscheinen soll. Bis dahin gibt es allerdings noch einiges zu tun.”