Der traditionelle Empfang der Spitzenvertreter der Balearen-Gesellschaft beim spanischen König auf Mallorca hat erstmals im Anwesen der Sommerresidenz im Marivent-Palast in Palma stattgefunden. Das traditionelle Ereignis am Donnerstagabend war in den Jahren vor der Pandemie bisher stets im Almudaina-Palast neben der Kathedrale abgehalten worden. 2020 und 2021 hatte der Akt coronabedingt abgesagt werden müssen.
Rund 300 geladene Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft waren vom Marinehafen Porto Pi in Kleinbussen mit Platz für jeweils 30 Personen auf das benachbarte Gelände des Marivent-Palastes bei Cala Major befördert worden. Nach dem Ausstieg erfolgte ein kurzer Fußmarsch durch die mediterrane Gartenanlage des Sommersitzes der Königsfamilie bis vor die mit Efeu bewachsene Villa aus den 1920er Jahren.
Dort, am Fuße des Marivent-(zu Deutsch: Meer-und-Wind)-Palastes und seiner weitläufigen Auffahrt samt Vorterrasse, wurden die Gäste von König Felipe VI., Königin Letizia und Altkönig Sofía einer nach dem anderen persönlich begrüßt. Je nach Eintreffen der Busse gegen 21 Uhr bildete sich zeitweise eine lange Schlange, bis jeder der Eingetroffenen wie im Sekundentakt den königlichen Herrschaften die Hand reichen konnte. Hier und da sah man Damen einen Knicks vollführen, die Herren deuteten mitunter eine Verbeugung an.
Die Gäste – im dunklen Anzug oder im kurzen Cocktailkleid – versammelten sich anschließend bei hochsommerlichen Abendtemperaturen auf dem freien Platz zwischen dem Wohnhaus der Königsfamilie und den alten Kiefern des Parkgeländes. Dort wurden von Kellnerinnen und Kellnern Getränke und Finger-Food gereicht. Unterdessen begaben sich Felipe, Letizia und Sofía einzeln unter die Besucherschar, führten Gespräche mit den Vertretern der Balearen-Gesellschaft und standen hier und da für ein Erinnerungsfoto mit ihren Gästen bereit.
Viele der Geladenen zeigten sich begeistert, erstmals in ihrem Leben die königliche Residenz aus solcher Nähe in Augenschein nehmen zu können. Bis dahin hatten stets nur handverlesene Einzelpersonen Marivent aufsuchen dürfen. So gab es in der Vergangenheit bei Linksparteien wiederholt die Forderung, die Nutzung des Anwesens durch die Königsfamilie aufzukündigen und Marivent der Öffentlichkeit zu übergeben. Dieser Druck führte schließlich dazu, dass ein Teilbereich der Gärten, die das Gebäude umgeben, 2017 für Besucher zugänglich gemacht wurde. Lediglich in den Monaten, in denen die Königsfamilie auf Mallorca weilt, ist die Visite der Gärten unterbunden.
Das Königshaus hatte sich gegen den Empfang im Almudaina-Palast entschieden, weil der dortige Wappensaal als zu eng und im Sommer als zu heiß bemängelt worden war. Zwischenzeitlich war überlegt worden, den Empfang zu verlegen, und zwar in den runden und nicht-überdachten Innenhof der Burg von Bellver . Dann aber gaben Felipe und Letizia Marivent als Ort des Empfangs den Vorzug.
Unter den Geladenen befanden sich neben vielen anderen die balearische Ministerpräsidentin Francina Armengol, der Präsident des Balearen-Parlaments, Vicenç Thomàs, Palmas Bürgermeister José Hila und die Präsidentin des Inselrats Catalina Cladera. Ebenfalls anwesend waren alle balearischen Minister der sozialistischen Regierung. Wie im Jahre 2019 nahmen keine Vertreter der Links-Koalition von Més und Podemos teil. Die beiden Parteien hatten im Vorfeld erklärt, die Institution der spanischen Monarchie abzulehnen. Auch die Lehrergewerkschaft STEI kam der Einladung aus denselben Gründen nicht nach.
Wie jedes Jahr lud das Königspaar Abiturienten des jüngsten Jahrgangs, die bei den Aufnahmeprüfungen an den Universitäten Bestnoten erreicht hatten, sowie die Träger der balearischen Ramon-Llull-Ehrenpreise und Verdienstmedaillen ein. Sie ehrten auch prominente Persönlichkeiten aus der Welt der Musik, des Films, der Kunst und der Mode.
Um 22.40 wurde der Akt als beendet verkündet. Felipe, Letizia und Sofía verabschiedeten sich unter dem Beifall der Gäste winkend durch das Eingangsportal in das Innere des Marivent-Palastes. Weiter unten im Park standen die Busse bereit, um die Geladenen wieder zu ihren abgestellten Autos auf die Marinebasis zu kutschieren.