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Der Problem-Esel von Andratx auf Mallorca

Der Esel Caruso hat es faustdick hinter den Ohren und liebt es besonders, Hunde zu provozieren. | P. Lozano

| Andratx, Mallorca |

Esel Caruso nähert sich mit bedächtigen Schritten und schnuppert interessiert an der Kamera. "Eines Nachts stand er einfach auf meinem Grundstück. Beamte der Guardia Civil holten ihn schließlich ab wie einen Schwerverbrecher", erzählt Helga Henrichs. Als ihm in der Tierauffangstation in Andratx der Schlachter drohte, nahm die Deutsche den Esel zu sich auf die Finca. "Er hat es faustdick hinter den Ohren. Besonders liebt er es, die Hunde in ihren Zwingern zu provozieren", erklärt Henrichs und lacht. Bevor sie Caruso aufnahm, hatte der Wallach bereits für reichlich Unruhe im Dorf gesorgt und sogar einen Schäfer ins Ohr gebissen.

Die deutsche Auswandererin Helga Henrichs lebt seit 23 Jahren auf der Insel und gründete 2006 den Verein Feilz Animal.

Doch Esel Caruso ist nicht der einzige Mitbewohner der gebürtigen Freiburgerin. Auf ihrem Anwesen hoch in den Bergen von Andratx lebt Helga Henrichs mit rund 200 Vierbeinern zusammen. Dazu zählen neben ihrem Esel noch Katzen, Hunde, drei Mini-Ponys, eine Gruppe Hühner und ein Pfau. Vor 23 Jahren wanderte die Baden-Württembergerin nach Mallorca aus. Seitdem setzt sie sich auf der Insel für den Tierschutz ein. Geplant hatte Henrichs das allerdings so nicht. "Alles begann mit einer hochträchtigen Hündin, die mir jemand ans Tor gebunden hatte. Danach kamen nach und nach immer mehr Tiere hinzu." Vor rund 16 Jahren gründete sie dann den Verein Feliz Animal. Dort finden ausgesetzte und herrenlose Vierbeiner ein vorläufiges Zuhause, bis sie weitervermittelt werden. Außerdem organisiert Helga Henrichs Sensibilisierungskampagnen in Schulen, um über artgerechte Tierhaltung aufzuklären. Dabei arbeitet sie auch eng mit dem Rathaus von Andratx zusammen.

Neben den Tieren auf ihrem Grundstück kümmert sich die deutsche Auswanderin noch um rund 1000 Straßenkatzen, die in verschiedenen Kolonien leben. Diese werden zwar von unterschiedlichen Personen betreut, Futter und Tierarztkosten übernimmt dennoch Feliz Animal. Unterstützt wird Helga Henrichs auf ihrer Finca von ehrenamtlichen Helfern. Einer von ihnen ist der Argentinier Fernando Ducasse. "Ich bin so dankbar, jemanden hilfsbereiten wie Fernando an meiner Seite zu haben." Der junge Mann, der erst vor sechs Monaten auf die Insel kam, kümmert sich in erster Linie um den Auslauf der Hunde und geht mit jedem Vierbeiner im weitläufigen Tramuntana-Gebirge spazieren.

Doch vor allem in letzter Zeit wird es für Helga Henrichs immer schwieriger, die hohen Kosten für die Verpflegung zu decken. "Viele Tiere sind krank und brauchen Spezialfutter." Zudem bitten immer mehr Privatpersonen die Freiburgerin um Hilfe. "Die Leute kämpfen aufgrund der gestiegenen Energie- und Lebensmittelpreise selbst ums Überleben und wissen teilweise nicht, wie sie die Kosten für ihre Haustiere tragen sollen."

Nach den Weihnachtsfeiertagen rechnet die Deutsche zudem mit mehr Schützlingen. "Leider sitzen immer noch viele Tiere als Geschenk unter dem Weihnachtsbaum. Wenn der Alltag wieder losgeht, werden viele Vierbeiner ausgesetzt oder ins Tierheim abgegeben."Während Welpen und kleine Katzenbabys tendenziell einfacher vermittelt werden können, wird es bei kranken und alten Tieren schwierig. So warten auch die beiden Mischlingsrüden Mylo und Chispy auf ein Zuhause. "Die Besitzer sind aufs spanische Festland gezogen und konnten die beiden nicht mitnehmen. Mylo ist auf einem Auge blind und schon 14 Jahre alt, Chispy hat Diabetes und braucht täglich seine Medizin."

Unter ihren Schützlingen befindet sich auch die Katze Pepsi. Sie wurde Helga Henrichs von der Nationalpolizei persönlich übergeben. Ihr Besitzer sitzt wegen schweren Diebstahls im Gefängnis. "Als Pepsi zu uns kam, war sie sehr übergewichtig. Sie hat zwar schon abgenommen, aber ich muss ihr immer noch den Rücken kratzen, weil sie alleine kaum herankommt." Helga Henrichs liebt ihre Fellnasen über alles. "Die Tiere sind meine Familie und ich hoffe, dass ich sie noch viele Jahre unterstützen kann." (Weitere Informationen auf der Homepage von Feliz Animal Andtratx: www.felizanimal.com)

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