An ihrem Traum halten Alice und ihr Mann Bernd nach wie vor fest, und selbst das Feuer am 20. Mai 2022 in Arenal konnte ihn nicht zerstören. „Um 15.25 Uhr nahmen die Sicherheitskameras das letzte Foto auf, danach wurden die Geräte selbst von den Flammen vernichtet”, erinnert sich die Wirtin des Why not Mallorca an den spektakulären Vorfall zurück, der auf der Insel und deutschlandweit für Schlagzeilen sorgte. Noch immer sind die Zustände in dem Lokal nicht wie vor der besagten Katastrophe und dem vermutlich schlimmsten Tag im Leben der 59-jährigen Gastronomin aus Köln. Doch die Gaststätte an der Plaça Reina Maria Cristina in S’Arenal läuft wieder. Nach der Renovierung kann so mancher Gast kaum glauben, dass es dort einmal gebrannt hatte.
Geradezu 29 verschiedene Schnitzel-Variationen gibt es auf der Speisekarte des Why not Mallorca zu Preisen zwischen 11,90 Euro und 13,50 Euro. Darüber hinaus kann man Rouladen essen. Alle Speisen werden von Bernd und Alice Klotz handgekocht – dazu wird spanisches Cruzcampo-Bier serviert. Die Restaurantbetreiberin sagt: „Unser Motto ist ‚Komm als Gast, geh als Freund und bleib als Familie.¨ Wir suchen den Kontakt zu unseren Gästen und setzen uns zu ihnen hin, wenn es die Zeit erlaubt.” Dass sich die Inhaber beim Kochen ins Zeug legen, spiegelt sich in den Bewertungen im Internet wider. Satte 4,9 von 5 Punkten erhält die Gaststätte im Netz. Ein Besucher des Lokals, René, schreibt online: „Das Essen hat hervorragend geschmeckt, vor allem die Frikadelle war auf den Punkt gewürzt und angebraten.”
Um emotional wieder an diesen Punkt zu gelangen, musste Alice Klotz hart kämpfen, denn das Feuer hat ihr und ihrem Mann, die derzeit in Trennung leben, beinahe alles genommen. Die Folgen sind immer noch spürbar. Nach wie vor leidet Klotz unter schlaflosen Nächten, ist in psychiatrischer Behandlung und schluckt Medikamente. Das Ehepaar und den Eigentümer der Räumlichkeiten des Why Not Mallorca kostete der Schaden insgesamt beinah 130.000 Euro. Hinzu kommt ein 133-tägiger Betriebsausfall der Außenterrasse, der dabei nicht mit eingerechnet ist.
Auch wenn Klotz beim Servieren gut gelaunt daherkommt, hat sie noch längst nicht alles verarbeitet. „Der Traum meines Mannes war es, nach Mallorca zu kommen und hier seinen Lebensabend zu verbringen. Hierfür hat er von seinem hart verdienten Geld jeden Cent auf die Seite gelegt”, so die Kölnerin, die dabei mit den Tränen ringt. „Nach dem Brand haben wir alles selbst abgewaschen und die Wände gestrichen”, erinnert sich Klotz zurück. Ab und zu müsse sie in ihre alte Heimat zu ihren beiden Kindern in die Domstadt fliegen, um abzuschalten, erklärt sie ferner. Dann hat sie wieder genug Kraft, um den Kampf gegen die ihr widerfahrende Ungerechtigkeit weiterzuführen.
Dazu gehört auch das Warten, dass in dem Ermittlungsverfahren ein Jahr nach dem Vorfall mit den „Kegelbrüdern” etwas passiert. „Weder die Eltern, noch die Anwälte, noch die Kegelbrüder selbst haben mit uns gesprochen”, lamentiert Klotz. „Aber es ist ja klar, dass man nach Arenal kommt, um hier Party zu machen. Es passiert eben viel in dieser Gegend”, sagt sie trocken. Auf Fotos und Videos, die von den „Kegelbrüdern” kursierten, habe sie Wodka-Flaschen gesehen. „Es kann schon sein, dass einer von denen eine Zigarette oder einen Joint heruntergeschmissen hat, doch man weiß es nicht genau”, so Klotz. Die Presse habe sich damals nicht dafür interessiert, kritisiert die Lokalbetreiberin, über die Vorfälle sachgemäß zu berichten. Auch die deutsche Community habe sich wenig für ihren Fall interessiert. „Keiner der Goodbye-Deutschland-Stars hat uns jemals gefragt, wie es mir und meinem Mann wirklich geht.” Vor allem jedoch sei der Gastronomin zufolge vom Hotel Whala Beach, in dem die Kegelbrüder untergebracht waren, keine Entschuldigung gekommen.
„Der Direktor des Betriebs ist immer beschäftigt und trotz unserer mehrmaligen Anfragen niemals zu sprechen.” Immer noch würden Hotelgäste von ihren Balkonen Gegenstände auf die Terrasse des Why not Mallorca werfen. Täglich muss Alice Klotz daher, wie sie sagt, Handtücher, Zigarettenkippen, und gebrauchte Kondome von ihrer Terrasse aufräumen. Um dem vorzubeugen, sucht die Kölnerin das Gespräch mit den zumeist jungen Besuchern des Hotels. Doch lassen die sich von ihrer Partylaune und dem dazugehörigen Fehlverhalten kaum abbringen. Hinzu kommt, dass die Gemeinde Llucmajor fordert, ein verstellbares Aluminium-Dach zu installieren. Kostenfaktor: Rund 24.000 Euro – eine für die Restaurantbetreiber nicht bezahlbare Summe. Von all dem lässt sich Alice Klotz, zumindest in dieser Saison nicht unterkriegen, und serviert wie üblich mit einem Lächeln im Gesicht ihre Schnitzel.