Wenn irgendwo auf Mallorca ein winziger, faltiger, definitiv unattraktiver, alter Mann mit rotem Bart und einem grünen Zylinder mit Schnalle vor Ihnen steht und ein bisschen grummelig und verschroben drein schaut, kann das nur eines bedeuten: Sie stehen vor einem Werbeplakat, das mit dem Leprechaun, dem irischen Kultkobold, zum Saint Patrick’s Day einlädt. Dann gehen Sie am besten mit der Tradition, schnappen sich ein Guinness und fangen an ausgelassen und sorglos zu feiern.
Weltweit wird der katholische Schutzpatron Irlands jedes Jahr am 17. März gefeiert. Die grüne Insel liefert „Shamrock” sogar als Geschenk direkt ans Weiße Haus in Washington. Aber die Kleeblätter werden dieses Jahr auch nach Mallorca geschickt, um die Ausgelassenheit einzuläuten und die maximale Ration Glück auf der sicheren Seite zu haben.
„Die Leute lachen, singen und trinken und haben einfach einen schönen Tag”, fasst die waschechte Irin Ann Waßmer den Verlauf des Feiertags zusammen. Die 64-Jährige hat vor 24 Jahren eigentlich nur für den Job die Insel gewechselt. Als Direktorin des Golfclubs Son Antem konnte sie so Mallorca und die Bewohner kennen und lieben lernen. Einige Parallelen zu ihrer Heimat waren ihr schnell aufgefallen: „Ob Spanier, Mallorquiner oder Iren – wir alle lieben ein gutes Fest und finden immer einen Grund zum Feiern”, sagt sie und lacht. „Ähnlich positiv ist die Lebenseinstellung: Wir genießen das Leben, konzentrieren uns nicht auf die finsteren Momente. Wir leben im Hier und Jetzt”, so Waßmer. „Genauso ist es in Sachen Herzlichkeit, Humor und Harmonie. So bald Alkohol ins Spiel kommt, kippt bei vielen Menschen die Stimmung und sie werden aggressiv. Haben Sie das schon einmal bei den Iren, den Spaniern oder den Mallorquinern erlebt? Ich jedenfalls noch nicht, oder nur ganz selten.”
Beide Inseln ehren ihre Schutzpatronen und legen Wert auf die Aufrechterhaltung der Traditionen – mit der gebührenden Feier natürlich. Im Sommer fände das Leben auch auf Irland bis spät in der freien Luft statt. In beiden Hauptstädten, Dublin und Palma, gibt es viel internationales Publikum unter den Bewohnern. Und als Tourismusmagnete bieten beide Inseln eine bunte Auswahl an Freizeitaktivitäten wie Wandern, viel Wassersportarten, Reiten, Fußball und das Golfspiel. Hier die entlegenen Fincas, dort die entfernten Steinhäuser. Sogar das lockere Zeitverständnis sei das Gleiche. Beide kämen mindestens zehn Minuten zu spät. Man könnte also sagen, dass sich Mallorquiner und Iren „gesucht und gefunden” haben. Sogar landschaftlich seien gewisse Ähnlichkeiten auf beiden Inseln erkennbar. Die teils steilen Klippen am Meer, die Schafherden auf den Feldern, verlassene Steinruinen und – zumindest im Frühling – auch auf Mallorca grüne Wiesen. Kein Wunder, dass es rund 1000 Bewohner des smaragdfarbenen Eilands auf die Sonneninsel verschlagen hat.
Ihre Heimat vermisst Ann Waßmer dennoch. Den Saint Patrick’s Day lässt sie sich nicht nehmen. Da sie zurzeit im Urlaub auf den kanarischen Inseln unterwegs ist, wird es für den großen Hut zu warm sein. Wie gut, dass es die Plaketten mit der Samtschleife auch für Iren gibt. Dieses Jahr trägt Waßer also eben dieses grüne Abzeichen, auf dem in güldenen Lettern „Irish Princess” zu lesen ist.
Am Sonntag, 17. März, ab 10 Uhr, finden sich auf Mallorca alle, die an dem feuchtfröhlichen Event teilnehmen wollen, in Santa Ponça zwischen dem Kreisel Ramon de Montcada und dem städtischen Informationspunkt für Touristen ein. Wenn die Feier aus dem Ruder läuft, war auf jeden Fall der Kobold schuld. May the leprechaun be with you.