Pere Garau – ein Viertel, das sich mitten in der Inselhauptstadt Palma de Mallorca befindet, entwickelt sich zu einem der markantesten Hotspots der Stadt. Mit fast 30.000 Einwohnern auf gerade einmal 68,2 Hektar ist es der bevölkerungsreichste Stadtteil Palmas. Doch was Pere Garau wirklich auszeichnet, ist seine kulturelle Vielfalt. Hier treffen verschiedenste Nationalitäten und Traditionen aufeinander und schaffen ein Miteinander, das den Charakter des Viertels prägt. Von mallorquinischen Familien bis hin zu Einwanderergruppen aus Lateinamerika, Afrika und Asien – die Straßen und Plätze dieses Viertels erzählen Geschichten von Migration und Integration ...
Doch so lebendig das Viertel auch ist, es steht vor großen Herausforderungen. Die Nähe zum Stadtzentrum, die städtebauliche Reform der Nuredunna-Straße und die Modernisierung des Plaça de les Columnes haben nicht nur die Lebensqualität gehoben, sondern auch neue Probleme mit sich gebracht. Gentrifizierung und steigende Immobilienpreise prägen zunehmend das Bild von Pere Garau.
Einst war es ein Arbeiter- und Migrantenviertel, heute weicht die ursprüngliche Bevölkerung kaufkräftigen Neuzuzüglern, darunter immer mehr Deutsche und andere ausländische Investoren, die Immobilien erwerben und das Stadtbild verändern. Alteingesessene Bewohner werden verdrängt, während neue Besitzer in frisch renovierte Wohnungen einziehen – ein Phänomen, das man nicht nur in Palma, sondern auf ganz Mallorca beobachten kann.
Hausbesetzungen: Ein ernstzunehmendes Problem
Ein weiteres, ganz anderes Problem, das das Viertel beschäftigt, sind Hausbesetzungen. Während einige Bewohner aufgrund der steigenden Mieten gezwungen sind, ihre Wohnungen zu verlassen, sehen sich andere mit leerstehenden oder illegal genutzten Immobilien konfrontiert. Diese Veränderungen haben das einst vertraute Gesicht von Pere Garau radikal verändert.
Doch die Nachbarschaft gibt sich nicht kampflos geschlagen. Bürgerinitiativen und Straßenversammlungen fordern lautstark Verbesserungen in der Bildungsinfrastruktur. Eine zentrale Forderung ist der Bau einer weiterführenden Schule, da die vorhandenen Schulen nur die Grundschulbildung abdecken. Ein Erfolg für das Viertel war die kürzlich erfolgte Eröffnung der öffentlichen Bibliothek Encarnació Viñas auf der Plaça Pere Garau. Sie ist nach einer angesehenen Lehrerin benannt, die das Viertel über Jahre hinweg prägte.
Ein anderer symbolträchtiger Ort des Viertels, das einstige Kino Metropolitan, stehen ebenfalls vor einer Wiedergeburt. Nach Jahren des Verfalls plant die Stadtverwaltung, das verlassene Gebäude in ein dringend benötigtes Gesundheitszentrum umzuwandeln. Dieses Zentrum soll das aktuelle ersetzen, das den wachsenden Anforderungen des Viertels längst nicht mehr gerecht wird.
Trotz seiner Schwierigkeiten bleibt Pere Garau ein verkehrstechnisch gut angebundenes Viertel. Zahlreiche Stadtbuslinien verbinden es mit anderen Teilen der Stadt. Auch die tägliche Arbeit der städtischen Reinigungsdienste wie Emaya ist spürbar – insbesondere rund um den Marktplatz. Doch selbst dieser historische Ort musste sich nach der Pandemie anpassen. Die gewohnte Mischung aus Ständen, die sowohl Lebensmittel als auch Kleidung und Haushaltswaren anboten, hat sich verändert. Viele regelmäßige Besucher aus anderen Stadtteilen bleiben aus, da das Angebot nun auf verschiedene Tage verteilt ist.
Jugend weicht wegen Platzmangel aus
Dennoch bleibt das Viertel in Bewegung. Die Forderungen nach mehr öffentlichen Räumen, Grünflächen und Treffpunkten für die Jugend des "Barrios" werden immer lauter. Die Jugendlichen weichen oft in den Parc de Ses Estacions, Palmas Bahnhofspark, aus, da es in Pere Garau selbst an Freiräumen fehlt. Gleichzeitig kämpfen die Bewohner gegen den zunehmenden Vandalismus und die Vernachlässigung von Straßenmobiliar – ein Problem, das in ganz Palma weit verbreitet ist.
Fazit: Pere Garau ist ein Viertel im Wandel – es spiegelt den gesellschaftlichen und städtebaulichen Umbruch wider, der in Palma und auf ganz Mallorca zu beobachten ist. Was bleibt, ist die Geschichte und die Identität dieses besonderen Ortes. Die Menschen hier schätzen das Viertel als eine der ersten Verbindungen zwischen dem Zentrum Palmas und den Randbezirken, doch sie blicken auch mit Sorge auf die Zukunft. Wird es ihnen gelingen, den Charme und die Vielfalt von Pere Garau zu bewahren, oder wird der Druck der Gentrifizierung die Seele des Viertels endgültig verändern? Die Zeit wird es zeigen ...