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Tourismus auf Mallorca

Der "Venedig-Effekt": Immer mehr Einheimische ziehen aus diesem Altstadtviertel weg

Weitere Gründe für den Exodus der Ur-Mallorquiner sind die exorbitant hohen Mieten und die hohen Lebensmittelpreise in den Supermärkten und Kiosken des beliebten Ausgeh-Viertels

Palmas Viertel La Lonja ist ein historisches Schmuckstück. Doch leidet der Staddteil stark an den Folgen der Massifizierung. | Pilar Pellicer

| | Palma, Mallorca |

Im historischem Stadtteil La Lonja in Palma de Mallorca zeigt sich ein besorgniserregender Trend: Die Zahl der einheimischen Anwohner schrumpft kontinuierlich, während der Tourismus floriert. Das Viertel, dessen Ursprünge bis ins 11. Jahrhundert zurückreichen und das unter der maurischen Herrschaft als "Madina Mayurqa" seinen kulturellen Höhepunkt erlebte, hat sich zu einem beliebten Anziehungspunkt für Besucher entwickelt – mit teilweise drastischen Auswirkungen.

Laut der spanischen Tageszeitung "Ultima Hora" zieht vor allem die historische Bausubstanz von La Lonja Touristen in großer Zahl an. Doch für die Bewohner des Viertels bringt die Popularität auch erhebliche Belastungen mit sich, wie Jaume Herrero, Vorsitzender der Nachbarschaftsvereinigung von La Lonja, betont: „Alle paar Monate zieht wieder jemand weg, den wir kennen, entweder wegen der horrenden Mieten oder weil das Leben hier zunehmend unerträglich wird.“

Ein Großteil der Abwanderung wird auf die gestiegenen Mietpreise und die massiven Touristenströme zurückgeführt, die das Leben der Anwohner stark beeinflussen. Viele von ihnen verlassen das Viertel genervt und enttäuscht: Der Lärm, die Menschenmassen, illegale Vermietungen und störende Gerüche haben das Leben in La Lonja für Einheimische zur Herausforderung gemacht. „Es gibt kaum noch spanische Bewohner – alles scheint nur noch auf den Tourismus ausgerichtet zu sein“, so Herrero.

Der Verband kritisiert zudem die lokale Verwaltung, die es nach Ansicht der Anwohner versäumt habe, die Regeln für Gastronomiebetriebe konsequent durchzusetzen. Von den über 100 Lokalen halte sich ein beträchtlicher Anteil nicht an gesetzliche Vorgaben, beklagt Herrero. „Die Stadtverwaltung sollte ihre Verantwortung wahrnehmen und die Aktivitäten der Gastronomie strenger regulieren. Viele Betriebe arbeiten ohne die nötigen Genehmigungen, und auch die maximale Kapazität der Lokale wird oft nicht beachtet.“

Ein weiteres Problem sei der Wohnungsmarkt: Viele Wohnungen stünden entweder leer oder würden ausschließlich an Touristen vermietet, so Herrero. Diese Praxis treibe die Preise für Einheimische weiter in die Höhe und entziehe ihnen den Zugang zu erschwinglichem Wohnraum.

Herrero schildert seine persönlichen Erfahrungen mit dem Tourismusdruck eindrücklich: „In der Nebensaison, von November bis Februar, ist das Leben hier erträglicher. Doch während der Hochsaison werden wir von Menschenmassen regelrecht überrannt.“ Neben Touristen und Veranstaltungsbesuchern tragen auch Kreuzfahrtpassagiere und Lieferdienste zur Überlastung des Viertels bei.

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