Ein Besuch in der Werkstatt von José, dem Mechaniker, gleicht dem Eintritt in eine Welt, in der alles möglich scheint: Überall liegen Ersatzteile und Werkzeug herum, an den Wänden stapeln sich noch mehr Ersatzteile und die Laufwege sind von reparierten oder noch zu reparierenden E-Scootern zugestellt. Noch dazu steht auf einem Tisch ein 3D-Drucker, der die Tür zu Kreationen öffnet, die direkt der Fantasie des etwa 45-Jährigen entspringen. Das hier, Josés Geschäft am Anfang der lebhaften Straße Jaume Balmes in Palma de Mallorca, ist sein Reich. Hier bietet er die Reparatur als auch den An- und Verkauf von Elektrorollern sowie Fahrrädern an und verfolgt gleichzeitig eine große Leidenschaft, die ihn bis nach Deutschland gebracht hat.
Um die Jahrtausendwende machte José, der ursprünglich aus Katalonien kommt, ein Praktikum beim Hessischen Rundfunk in Frankfurt am Main. Davor verbrachte er einige Jahre in den USA. Beim HR arbeitete der umtriebige Geist sechs Monate als 3D-Spezialist in der Wetterabteilung. „Es hat mir Spaß gemacht”, erinnert sich José. Seine Fachkenntnisse hatte er sich vor dem Praktikum in Deutschland angeeignet.
Das Gespräch mit dem MM-Reporter führt der Mechaniker fließend auf Deutsch. Gleichzeitig betont José, dass er so gut diese Sprache spreche, „weil ich auf Mallorca lebe”. Hier habe er mehr gelernt als in der Bundesrepublik selbst. Für seine Fähigkeit macht er ausdrücklich seine deutschen Kunden verantwortlich, mit denen er viel spreche. „Das kann jeder Mensch machen”, führt José in Bezug aufs Sprachenlernen aus, „das bringt immer etwas!”
An seiner Zeit in Frankfurt hat dem Spanier insbesondere die Techno-Diskothek U60311 gefallen sowie die Internationale Automesse. Nach seinem Praktikum zog José direkt nach Mallorca. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich weiter mit 3D-Technologie und Virtueller Realität und arbeitete an Videospielen. Darüber hinaus erwarb der Mann den spanischen Schein für die Arbeit mit Photovoltaikanlagen. Bis er vor 15 Monaten das Geschäft im Nordosten von Palma eröffnete, nachdem er sich Elektrorollern zugewandt hatte.
Das, was Josés Laden von anderen Werkstätten in Palma unterscheidet, so der Mechaniker, sei die Zusammenarbeit mit eben diesen. Darin sei er der Einzige. „Durch dieses System habe ich Zugang zu wirklichen Fachmännern”, so der Spanier. „Dadurch verdiene ich weniger, habe aber die beste Arbeit gemacht.” Überhaupt bezeichnet sich der Geschäftsmann als der „billigste Laden” der Balearen-Hauptstadt. Ihm ist es wichtig, zu betonen, dass MM-Leser bei ihm einen Preisnachlass in Höhe von zehn Prozent bekommen. Für die vielen deutschen Kunden von José, die außerhalb von Palma wohnen, ist außerdem sein inselweiter Abhol- und Retoure-Service interessant.
Seine Klientel aus der Bundesrepublik findet der Tüftler „angenehm”. Es sind vorwiegend Deutsche, die auf Mallorca wohnen, die ihn konsultieren, und denen er anerkennt, dass sie „besser verstehen, wie Spanien funktioniert.” Er selbst sagt, dass es ihm auf Mallorca besser gehe als in Deutschland. Der große Unterschied sei für José das Wetter, gleichzeitig bemerkt er, dass nicht die Stadt, sondern die Leute das Klima ausmachen würden.
Das Klima auf dem Elektroroller-Markt befindet sich aufgrund zunehmender Regularien derzeit im Wandel. Um darauf zu reagieren, will der Mechaniker in Zukunft mehr 3D-Artikel drucken. Unterschiedliche kleine Dinge wie Puppen oder Spielfiguren sind bereits entstanden, Scooter in Miniaturgröße sollen folgen. Derzeit sucht José nach Zeit und Ressourcen. „Es gibt einen guten Markt dafür”, so der spanische Düsentrieb, „und niemand sonst macht das.”