Der deutsche Gastronom Marcel J. Hatte im März sein Montys Café in Palma de Mallorca eröffnet. Obgleich er sich alle Mühe gäbe, den Anforderungen der Einheimischen gerecht zu werden, würde er regelmäßig diskriminiert werden. MM hat er erzählt, was ihm alles widerfahren ist.
Anfeindungen durch Sprachprobleme und Vorurteile
„Mein Vermieter war Mallorquiner und seine Bar war bei den Einheimischen sehr beliebt. Nachdem die Kunden bemerkt hatten, dass jetzt ein Deutscher hier sein Café führt, ging es mit dem Geschäft bergab“, beginnt der Geschäftsführer Marcel von seiner Misere zu erzählen. Als die Kunden ausblieben, berichtete ihm ein Gastronom aus der gleichen Straße, dass man über ihn schlecht rede. „Ich sei ein typischer Deutscher, der nur hierhergekommen ist, um das schnelle Geld zu machen“, seufzt er. Dabei stimme das gar nicht.
Es sei ihm sehr wichtig, dass sich Einheimische bei ihm wohlfühlten. „Aus diesem Grund biete ich trotz sehr hochwertiger Zutaten und Gerichte relativ günstige Preise. Ich glaube nicht, dass man irgendwo in Palma einen Milchkaffee mit Hafermilch für drei Euro bekommt …“, so der 28-Jährige. Nichtsdestotrotz gäbe es regelmäßig Beschwerden, das der Café con leche mit Pflanzenmilch bei dem Preis nur für Touristen gedacht sei.
Dabei sei sein Kaffee kaum zu toppen. „Ich war bereits oft auf der Insel, habe jedoch nie einen wirklich guten Kaffee bekommen. Häufig sind die Bohnen zu stark geröstet worden. Dadurch wird der Geschmack sehr sauer und bitter“, so Marcel. Folglich habe er in Hamburg eine Kooperation mit einem top Röster eingegangen. „Zusammen haben wir ‚Montys Blend‘ erschaffen. Ich biete nun einen im Geschmack herrlich milden Kaffee mit einer schokoladigen Note“, sagt er und lächelt. Das gute Bohnengetränk wüssten auch viele Spanier zu schätzen. Er habe aufrgund dessen einige heimischen Stammkunden. „Das Problem ist einfach, dass ich ein deutscher Gastronom bin“, sagt der Hamburger.
"Go back to Germany"
Besonders schlimm sei für viele, das sein Spanisch bislang nicht so fließend sei. „Ich bin seit März hier und arbeite 12 Stunden täglich. Ich versuche mit meinen Kunden so viel Spanisch zu reden, wie ich kann. Ich gebe mir Mühe“, versichert er. Die Bestellungen und die Abrechnung liefe auf Spanisch. Nur beim Small Talk gestalte sich die Sache schwieriger. „Wenn ich Zeit habe und der Laden nicht am Überlaufen ist, nutze ich gegebenenfalls Google Translate. Ich möchte den Leuten zeigen, dass ich mich bemühe. Nicht wenige finden das gut, helfen mir sogar mit der Aussprache. Leider reicht das vielen Insulanern nicht. Sie sagen mir dann abfällig, ‚go back to Germany‘ (geh zurück nach Deutschland)“, so der Cafébesitzer traurig.
Vorsätzlich schlechte Bewertungen
Da seine Frau spanische Vorfahren hat, habe er sogar den Namen seiner Partnerin angenommen. „Das ist aber nicht genug“, so der Ehemann, der 2023 in Llucmajor heiratete. „Ich kann es ihnen einfach nicht recht machen“, sagt er und spricht vorsätzlich schlechte Bewertungen an. Obwohl es davon nur vier gäbe, nähme er das sehr persönlich. Letztendlich beanstande man dann grundsätzlich alles, sogar den Service. „Wenn der Laden gerade voll ist und Kunden anstehen, entschuldige ich mich und schenke ihnen oftmals ein Stück Kuchen. Sogar Hunde sind hier willkommen und bekommen bei jedem Besuch ein Leckerli“, betont Marcel. Das Café benannte er übrigens nach seinem Mops ‚Monty’, mit dem er zusammen mit seiner Partnerin und Schwiegermutter in Palma ein Apartment teilt.
"Ich möchte dazugehören, mich integrieren, aber sie lassen mich nicht"
Jegliche Integrationsversuche seien zum Scheitern verurteilt. „Ich möchte dazugehören, mich integrieren, aber sie lassen mich nicht. Ich habe einige spanische Freunde, darunter sind keine Mallorquiner“, bedauert der fast zwei Meter große Norddeutsche. Ob einige sich vielleicht von seiner Statur eingeschüchtert fühlen? „Aber nein, liegt nur an meiner Herkunft und an der Tatsache, dass ich Gastronom bin. Die haben hier einen besonders schlechten Ruf, da sie hier schlechte Löhne zahlen und den Mitarbeitern so das Leben schwer machen“, versichert Marcel überzeugt.
Angebot von lokalen Bio-Produkten
„Ich biete so viele lokale Produkte an wie möglich, um die Bewohner bei ihrem lokalen Anbau zu unterstützen. Brot, Gemüse, Früchte kommt alles von der Insel. Limonade und Cola gibt es nur von der mallorquinischen Marke „Puig“, so der Deutsche. Es läge ihm wirklich sehr am Herzen, dass sich die Einheimischen wie zu Hause fühlten. „Ich möchte meinen Gästen einen Mehrwert bieten“, betont der Gastwirt. Aber egal, wie sehr er sich bemühe, es scheint nichts anzukommen. Ich weiß nicht, was ich noch verändern könnte.“