Wenn die auf Mallorca wohnende Meeresbiologin Gádor Muntaner anfängt, von ihren Begegnungen mit Haien, Mönchsrobben, Delfinen und Schwertwalen zu erzählen, fangen ihre Augen an zu leuchten. Beim MM-Gespräch im Café-Restaurant des Museums Es Baluard in Palma wird schnell klar, dass das eigentliche Element und somit das "Zuhause" der 34-jährigen Spanierin die fünf Ozeane sind. Momentan verbringt die in Barcelona geborene Forscherin und Influencerin sieben bis acht Monate auf der Insel in Bunyola. In der übrigen Zeit macht sie Expeditionen rund um den Globus.
Im Mittelmeer traf die Spanierin auf eine Riesenqualle. (Foto: Rafael Fernandez Caballero)
Das erste Mal ist die Katalanin mit knapp 16 Jahren bei einem Malediven-Urlaub im Neoprenanzug und mit einer Taucherflasche ausgerüstet im Indischen Ozean unter Wasser gegangen. "Meine Mutter hatte Einwände gegen mein neues Hobby und sagte, es sei zu gefährlich. Tatsächlich bin ich bei meinem ersten Tauchgang gleich auf einen Schwarzspitzen-Riffhai gestoßen." Diese Begegnung mit dem großen Meeres-Raubfisch war eine schicksalshafte. Denn im Laufe der Jahre spezialisierte sich die Spanierin, die an der Universidad de Las Palmas de Gran Canaria Meeresbiologie studierte, auf die für sie faszinierende Meerestiere. "Es sind lediglich unsere Vorurteile und Ängste vor Haien, die durch Filme von Steven Spielberg erzeugt werden. Doch sind sie in Wirklichkeit völlig unbegründet."
Die Meeresbiologin mit einem Riesenmanta bei den Revillagigedo-Inseln. (Foto: Rafael Fernandez Caballero)
Im Jahr werden mehr Menschen durch Hunde als durch Haie getötet
Tatsächlich könnte man die Male, in denen Menschen weltweit jährlich von Haien angegriffen werden, an einer Hand abzählen – doch würden diese Ereignisse medial aufgebauscht werden. "Wenn es zu einem Angriff durch einen Hai kommt, passiert es, weil das Tier verwirrt oder irritiert ist. Man glaubt es kaum, doch kommen jährlich wesentlich mehr Personen durch Hunde als durch Haie ums Leben, etwa 30.000." Selbst an den Folgen von Moskitostichen oder durch Unfälle bei Handyaufnahmen würden mehr Menschen ihr Leben lassen.
Ihre Forschungen zu den großen Raubfischen finden vor allem durch ihre breite Öffentlichkeitsarbeit Gehör. So stand Muntaner etwa als Speakerin bei den weltweit bekannten TED-Talks mit einem Vortrag zum Thema "Das Lächeln der Haie" auf der Bühne. Vor allem sind es jedoch ihre spektakulären Bilder, auf denen sie beim Tauchen mit Riesenmantas, Quallen und zwischen einzigartigen Korallenriffen auf Social-Media zu sehen ist, die Beachtung finden.
Mittlerweile verfolgen 130.000 Follower die Aktivitäten der spanischen Meeresbiologin auf Instagram. Zudem wurde die Ozeanologin zur „Botschafterin” der spanischen Edition des renommierten Magazins National Geographic gewählt, erhielt einen Cosmopolitan-Influencer-Award, und die Wirtschaftszeitung Forbes zählt sie zu den hundert wichtigsten Influencern des Jahres 2024.
Doch bis dahin war es ein steiniger Weg. "Während meines Studiums an der Uni ließ mich ein Professor im Fach Strömungslehre durchfallen", erinnert sich Muntaner zurück. Als sie den Lehrbeauftragten weinend aufsuchte, erklärte er ihr kurz und knapp: "Junge Dame, Sie leiden an dem Jacques-Yves Cousteau-Syndrom. Anscheinend gehen Sie davon aus, dass Sie wie der französische Meeresforscher um die Welt reisen und Filme drehen werden, doch wird das niemals passieren." Auch das nahe Umfeld der Spanierin übte in der Vergangenheit Druck auf die junge Frau aus. Das führte zunächst sogar dazu, dass sie ein Studium der Pharmazie begann. Der Wunsch ihrer Mutter war es, dass Muntaner die von ihrer eigenen Familie geführte Apothke in Barcelona übernehmen solle.
Dieser berufliche Pfad sollte sich für die Studentin als der falsche erweisen und sie brach das Studium ab. Jahre später kann sie nun auf selbstständiger Basis ihren Traumberuf ausüben – und beweist somit, dass ihr früherer Professor sich geirrt hatte. Insbesondere der Schutz der Ökosysteme und ihre Wahlheimat Mallorca liegen ihr dabei am Herzen. "Hier im Mittelmeer ist vor allem das Posidonia-Gras wichtig, es ist die Lunge der Ozeane." Muntaner versteht sich selbst als Umweltaktivistin und sagt: "Die Situation ist nicht aussichtslos und die Ökosysteme haben ein immenses Potenzial, sich zu regenerieren". Dabei sei jeder Schritt, wie winzig er auch sein mag, wichtig,... und wenn es nur der Verzicht von Plastikflaschen beim Wasserkaufen ist. "Tiere wie die Meeresschildkröte leiden besonders an der Verschmutzung der Meere. Sie ernähren sich von allem im Wasser und verwechseln oftmals Plastikmüll mit Quallen."