Es gibt nichts Demokratischeres als das Wasser – und doch ist kaum etwas elitärer als ein Infinity-Pool mit Blick auf Santanyís Olivenhaine. Wer sich die Villa nicht leisten kann (und Hand aufs Herz: Wer kann das schon?), mietet sie einfach stundenweise. Willkommen im neuen Sommertrend auf Mallorca: Swimmingpools wie Designertaschen im Kurzzeitabo.
Claudia-Schiffer-Feeling ab 30 Euro
Mehr als ein Dutzend solcher Angebote fluten bereits die Insel. Auf Plattformen wie cocopool.com kann jeder für den Preis einer Boutique-Sandale ein paar Stunden im Luxus plantschen. Ab 30 Euro pro Stunde gibt es Chlorwasser mit Aussicht – und für 200 Euro steigt man gleich in die Haute Couture der Poolwelt auf: Terrasse, zehn Liegestühle, Grill, WLAN, Loungebereich – kurz: das volle „Claudia Schiffer in Santanyí“-Gefühl.
Andere Vermieter kombinieren das Ganze mit Extras: Fußballplatz, Badmintonnetz, vorgekühlte Eisbeutel für den Aperol. Wer will, kann sogar einen Grillmeister engagieren – damit auch garantiert kein Kohlefunken den Designerkaftan durchlöchert.
Vom Vorort ins Paradies
Für die meisten Inselbewohner, deren Monatsgehalt kaum die Miete einer winzigen Wohnung am Stadtrand deckt, sind diese Stunden im Pool mehr als nur Badespaß. Es ist Eskapismus mit Kacheln: ein Ticket hinaus aus stickigen Wohnungen, hinein in eine Welt, in der man für drei Stunden so tut, als gehöre einem die Villa mit Bougainvillea im Garten. Instagram erledigt den Rest – Hashtags inklusive.
Doch die Realität klopft pünktlich an: Abgerechnet wird pro Stunde, und während das Wasser noch glitzert, läuft die Uhr gnadenlos weiter. Wer kein Budget für Luxus-Plantschen hat, kann immer noch ins öffentliche Schwimmbad – oder sich gleich in die größte Badewanne der Welt stürzen: das Mittelmeer, gratis, salzig, aber leider ohne WLAN.
So wird aus Mallorca für einen Nachmittag Beverly Hills. Der Unterschied: Statt Chauffeur wartet am Ende nur der Bus zurück in den Vorort. Aber wer die Selfies geschickt filtert, merkt das ohnehin nicht.