Emina Huduti, 41 Jahre alt und in ihrem Leben an vier unterschiedlichen Orten zu Hause, sagt: "Ich habe früher das Ankommen immer mit einem Ort verbunden. Jetzt verbinde ich inneres Wohlgefühl mit Akzeptanz; damit, angenommen zu werden und sich frei bewegen zu können." Huduti, in Bosnien geboren, erlebte als Kind und Jugendliche zwei Balkankriege, bevor sie 2000 nach Deutschland immigrierte. Seit acht Jahren wohnt sie auf Mallorca. Im September erscheint ihr Buch "100 Tage zu Dir", eine Anleitung für Beständigkeit und persönliche Balance auf Basis ihrer Erfahrungen als Geduldete in Deutschland.
"Du musst einfach nur den Mut haben, nach vorne zu gehen", ist Huduti überzeugt, die als Achtjährige den Krieg in Bosnien auf Basis der Unabhängigkeitsbestrebungen der jugoslawischen Teilrepublik Bosnien-Herzegowina überlebte. Sie flüchtete mit ihrer Familie in die serbische Hauptstadt Belgrad, bevor sie nach einem Umzug in den Kosovo 1998 erneut mit einem Krieg diesmal in dieser Gegend konfrontiert wurde.
Eigeninitiative
In Deutschland lebte Emina Huduti jahrelang als Geduldete. Dieser Status wurde mehrmals für drei oder sechs Monate verlängert. Unter dieser Bedingung konnte sie keine Ausbildung machen und hatte keine Möglichkeiten, um sich weiterzubilden. "Dann habe ich mir überlegt: Was braucht eine Bürokauffrau oder eine Bankkauffrau für Fähigkeiten?", erinnert sich Huduti. "Nachdem ich ein weiteres Mal geduldet worden war, bin ich in die Bibilothek gegangen, habe mir Ressourcen ausgeliehen und habe mir die entsprechenden Fähigkeiten selbstständig angeeignet. Das hat mich in meinem Selbstwertgefühl extrem motiviert."
Die Methode, die Huduti selbst seit Jahren anwendet, um Ziele zu erreichen, bildet die Grundlage von "100 Tage zu Dir". Das als Tagebuch angelegte Werk ist genau auf diese Zeit angelegt, weil dieser Zeitraum ungefähr jenem entspricht, den Huduti in ihren Anfängen in Deutschland hatte, um sich weiterzuentwickeln. Das Buch ist in drei Phasen aufgeteilt, die aufeinander aufbauen, um stabiler, beständiger und mutiger zu werden. "Ich bin mir sicher, wenn man in ein neues Land kommt und sich etwas aufbauen möchte, dann sind diese Qualitäten der Schlüssel dazu."
Nach Mallorca kam Emina Huduti durch ihren Mann, der ihr die Insel von deren ursprünglicher Seite zeigte. "Es hat sich warm angefühlt", sagt Huduti. "Ich fühle Lebendigkeit, ich fühle Freiheit, ich fühle die romantische Seite dieser Insel. Außerdem habe ich einen richtig guten Zugang zu den Einheimischen, was mich sehr erfüllt."
Integration
Das dürfte auch daran liegen, dass Huduti fließend Spanisch spricht. "Es ist für mich so eine schöne Sprache. Ich war schon als Jugendliche in diese spanischen TV-Serien vernarrt, die die einzigen waren, die man während des Krieges in Serbien schauen konnte. Außerdem möchte ich den Spaniern den Respekt erweisen und meine Dankbarkeit dafür ausdrücken, dass ich hier sein darf. Mallorca ist mein zweites Zuhause."
In ihrem Haus in der Nähe von Marratxí kann Huduti nach eigener Aussage am besten schreiben. Schon arbeitet sie an ihrer zweiten Veröffentlichung, einem autobiografischen Sachbuch, das sie als Plädoyer für Frieden, kulturelle Vielfalt und gesellschaftliche Verantwortung versteht. „Die meisten Inspirationen bekomme ich beim Wandern. Alleine, das auf Mallorca tun zu dürfen, erzeugt ein gutes Gefühl."