Die Gesundheitsbehörde auf Mallorca, IB-Salut, hat jetzt die Verantwortung für den Tod eines Krebspatienten übernommen, der sechs Monate auf einen Arzttermin warten musste. Nun sollen die Hinterbliebenen des Verstorbenen entschädigt werden. Wie die MM-Schwesterzeitung Ultima Hora berichtet, schlägt die Verwaltung vor, die Witwe und die beiden Kinder des Mannes mit rund 60.000 Euro zu entschädigen. Währenddessen fordert die Familie jedoch eine höhere Entschädigung in Höhe von 230.000 Euro. Grund für das Schmerzensgeld ist der entstandene "seelische Schaden".
Der Mann war im Juli 2023 an Krebs gestorben, nachdem er monatelang auf einen Arzttermin beim Spezialisten gewartet hatte. Der Hausarzt hatte dem Patienten am 5. Mai 2022 an die gastroenterologische Abteilung des Krankenhauses Son Espases in Palma de Mallorca überwiesen. Doch fand der Termin erst am 15. November desselben Jahres statt. Innerhalb von nur 15 Tagen nach diesem Termin wurde eine weit fortgeschrittene Krebserkrankung diagnostiziert, für die nur noch palliative Behandlungen möglich waren.
Todesopfer hatte monatelang Schmerzen
Zwischen Mai und November hatte der Betroffene neun weitere Arztbesuche wegen anhaltender Magenbeschwerden. Sogar nach einem Schwächeanfall auf offener Straße wurde er in die Notaufnahme eingeliefert. Dennoch wurde der Facharzttermin nie vorgezogen. Aus diesem Grund erkennt auch das Gutachten der Gesundheitsbehörde auf Mallorca IB-Salut an, dass dem Patienten die Chance genommen wurde, die Krankheit früher zu behandeln und eine wirksamere Therapie zu erhalten.
Das Gutachten hebt außerdem hervor, dass in der Verwaltungsphase der "sehr erhebliche Gewichtsverlust" des Patienten – rund zwölf Kilo in einem halben Jahr – nicht berücksichtigt wurde, obwohl dieser bereits bei einer anderen Untersuchung festgestellt worden war. "Trotzdem fand der erste Facharzttermin erst im November statt, obwohl der Patient seit März immer wieder über Magenbeschwerden klagte. Daher kommen wir zu dem Schluss, dass es in diesem Fall eine Verzögerung in der Diagnosestellung und einen Verlust an Behandlungschancen gab", heißt es im Bericht.
Das medizinische Gutachten des IB-Salut weist zwar darauf hin, dass sich diese Krebsart oft lange Zeit ohne Symptome entwickeln könne, was eine "diagnostische Vermutung" erschwere und häufig zu späten Diagnosen führe. Doch in diesem Fall führt die lange Verzögerung zwischen Überweisung und Termin dazu, dass die Verwaltung selbst ein Versagen in ihrem Handeln eingeräumt hat.
Lange Wartezeiten für Facharzttermine
Wer auf Mallorca über die Ib-Salut in der gesetzlichen Krankenkasse versichert ist, muss oft mit langen Wartezeiten rechnen. Vor allem bei Facharztterminen dauert es erfahrungsgemäß lange, bis man vorstellig werden kann. Viele deutsche Residenten, aber auch spanische Einheimische und Zugezogene, haben deshalb eine private Zusatzversicherung. Was Sie tun müssen, wenn Sie im Urlaub erkranken, und welche Krankenhäuser es auf Mallorca gibt, lesen Sie hier.