Früher war Mallorca für viele der schönste Ort der Welt – heute ist es für manche schlicht zu teuer. Auch Sebastián Palerm, seine Frau Claudia und ihre beiden Kinder Tià und Liam haben Anfang des Jahres die Koffer gepackt. Nicht, weil sie wollten, sondern weil sie mussten. Die Miete für eine neue Wohnung in ihrem Heimatort Binissalem lag nie unter 1000 Euro – für vier Personen kaum machbar.
"Wir haben Wohnungen besichtigt, die winzig waren und mehr kosteten als ein Haus auf dem Festland", erzählt Palerm. Also zog die Familie dorthin, wo die Eltern seiner Frau leben: nach Castellón an der spanischen Ostküste. Dort zahlen sie 400 Euro im Monat – für ein Reihenhaus mit vier Schlafzimmern, zwei Bädern, Kamin, Garage und kleinem Garten. "Wir haben uns ein neues Leben aufgebaut – und sind glücklich", sagt Palerm.
Von der Insel aufs Festland
Der 50-Jährige arbeitete früher bei TIRME in der Müllsortieranlage, ist inzwischen berentet. Seine Frau fand schnell eine neue Stelle in der Personalabteilung eines Bauunternehmens. Die Kinder besuchen Schule und Gymnasium in der Nähe. "Wir vermissen Mallorca, aber wir haben hier wieder Luft zum Atmen", sagt Palerm.
Inzwischen lebt die Familie seit neun Monaten in Castellón – und nutzt ihr Wohnmobil, liebevoll "Posidonia" genannt, um Spanien zu bereisen. "Es hat alles: Küche, Bad, Solarstrom, Fernseher und ein Projektor – uns fehlt nichts", erzählt er stolz. Als sie kürzlich für zehn Tage nach Mallorca zurückkehrten, schliefen sie darin auf einem Parkplatz in Binissalem. Nur den 75-Prozent-Rabatt auf die Fähre für Inselbewohner mussten sie sich sparen – sie gelten ja nicht mehr als solche.
"Mallorquins pel món" – Mallorquiner in der Welt
Doch Palerm ist der Insel nicht fern: Auf TikTok berichtet er unter dem Namen Mallorquins pel món ("Mallorquiner in der Welt") von seinem neuen Leben – und vom alten. Über 3000 Follower hören ihm zu, wenn er über steigende Mieten, den Ausverkauf der Insel und den Massentourismus spricht. "Viele Mallorquiner sind aus demselben Grund gegangen", sagt er. "Aber das Schlimmste ist: Noch mehr werden folgen."
Als er vor wenigen Tagen mit dem Zug in Palma ankam, fiel ihm sofort etwas auf: "Ich hörte fast kein Mallorquinisch mehr, nur Englisch, Deutsch, Chinesisch. Als ich in einem Laden war, begrüßte mich die Verkäuferin mit 'How are you?'. Da wusste ich: Meine Insel hat sich verändert."
Demografischer Wandel
Palerm kritisiert, dass steigende Immobilienpreise, der Boom von Ferienvermietungen und der Druck durch ausländische Käufer das Leben auf Mallorca für Normalverdiener unerschwinglich machen. "Wenn nichts passiert, werden immer mehr Einheimische verschwinden – und nur Touristen bleiben", sagt er.
Was bleibt, ist ein Mann, der seine Heimat liebt – und sie gerade deshalb verlassen musste. Auf TikTok spricht er für Tausende, die dasselbe Schicksal teilen. Und während sein Wohnmobil leise in der Sonne von Castellón glitzert, sagt er: "Vielleicht sind wir weit weg von Mallorca. Aber im Herzen – da wohnen wir immer noch dort."