Schon seit Jahren sind die Flohmärkte auf dem Weihnachtsmarkt in Santa Ponça eine regelrechte Institution auf Mallorca. Sie werden immer zwischen Ende November und Mitte Dezember ausgerichtet und verwandeln den Festplatz im Südwesten der Insel in eine einzige Verkaufsfläche. Unter den Käufer und Verkäufern sind viele Deutsche, vor allem Residenten, aber auch Engländer, Schweden, Spanier und Mallorquiner. Auch MM hat sich unter die Aussteller gemischt und viele kulturelle Überraschungen erlebt:
Gerade beginnen die zarten Sonnenstrahlen, den Himmel von tiefem Dunkel-blau in ein helles Orange zu tauchen, als sich die ersten Verkäufer schon vor dem noch verschlossenen Tor auf dem Festplatz in Santa Ponça zum Flohmarkt einfinden. Viele sind an diesem Sonntagmorgen bewaffnet mit wollenen Schals, Mützen und Stirnbändern, ihre von der Kälte geröteten Finger umklammern Thermobecher mit heißen Getränken. Unter ihnen ist auch die MM-Redakteurin, um ebenfalls die viel zu kleinen Anziehsachen ihres Sohnes unter die Leute zu bringen.
Vor fast 20 Jahren wurden die Flohmärkte von der deutschen Residentin Sonja Visscher ins Leben gerufen, die sie noch immer an drei Sonntagen zum Jahresende ausrichtet. Wie sie Mallorca einst zu ihrer Heimat machte und warum sie Trödelmärkte so sehr liebt, können Sie hier nachlesen. Wie viele „rastrillos” die Frau tatsächlich in all der Zeit auf die Beine gestellt hat, kann sie selbst nicht mehr zählen – doch auch an diesem Morgen ist sie dabei und betreut ihre „Kunden” persönlich.
Als das Rolltor um acht Uhr krachend zur Seite geschoben wird, stürmen die Verkäufer mit Tapeziertischen und Kleiderständern aufs Gelände. 165 Anbieter zählt die Organisatorin an diesem Sonntag. Koffer und Taschen voller Waren werden ausgepackt und Preisschilder drapiert. Es dürfen ausschließlich Produkte für Kinder bis zwölf Jahren angeboten werden, etwa Kleidung, Spielzeug und Zubehör.
Sobald der Flohmarkt in Santa Ponça auch für Besucher geöffnet ist, lassen die ersten Käufer nicht lange auf sich warten. Sie sind genauso bunt gemischt wie diejenigen, die ihre Waren anbieten: Man hört Stimmfetzen auf Englisch, Deutsch, Schweizerisch, Spanisch, Katalanisch und auch lateinamerikanische Akzente.
So unterschiedlich wird verhandelt
Dabei fällt auf, dass auch die Verhaltensweisen je nach Sprache stark variieren. Die deutschen Interessenten kommen sehr direkt auf die Verkäuferin zu und reden nicht lange um den heißen Brei herum: „Was willste dafür haben?” oder: „Ich wollte aber nur fünf Euro dafür ausgeben!”, rufen die Bundesbürger der MM-Reporterin ohne Umschweife entgegen. Im Gegensatz dazu fragen nahezu alle spanischsprachigen Käufer am Stand zuerst höflich: „Was soll das kosten?”, oder auch: „Was möchten Sie dafür haben?” Passt der aufgerufene Preis nicht zu ihren Vorstellungen, bedanken sie sich meistens und gehen weiter. Nur wenige verhandeln die Preise; und wenn sie es doch tun, sind sie fast zärtlich dabei.
Die englischsprachigen Besucher fallen besonders durch ihre laute Sprache und betonte Freundlichkeit auf. Den Ausruf „Oh, thank you so much!”, hört die MM-Reporterin an diesem Sonntag unzählige Male. Auf einem multikulturellen Flohmarkt hinter einem Verkaufsstand zu sitzen, gleicht für sie einer soziokulturellen Studie.
Am Sonntag, 14. Dezember, findet der nächste Kinderflohmarkt statt, für den die Plätze bereits ausgebucht sind. Bis zum 14. Dezember läuft der Weihnachtsmarkt in Santa Ponça noch. Alle Weihnachtsmärkte auf Mallorca finden Sie auch zum Nachlesen in unserem Online-Veranstaltungskalender.