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Mallorcas Müll-Desaster: Darum versinkt El Arenal im Abfall

Übervolle Container, Ratten zwischen Bierdosen und genervte Anwohner: Im deutschen Hotspot El Arenal stapelt sich der Dreck. Warum das Abfuhrunternehmen versagt – und die Politik das Problem seit Jahren verschleppt

Überquellende Müll-Container in dem zur Gemeinde gehörigen Teil von El Arenal | Foto: M. FUSTER

| Mallorca |

Was ist los mit dem Müll-Chaos auf Mallorca? Wer durch den zur Gemeinde Llucmajor gehörigen Teil von El Arenal läuft, stolpert über Müllsäcke, die längst nicht mehr in die Container passen, und über Ratten, die sich zwischen Bierdosen und Pizzakartons sattfressen. Für viele deutsche Anwohner ist der einstige Ferienort längst ein stinkendes Symbol für behördliches Versagen. Unterschriftensammlungen, wütende Hoteliers, Beschwerden im Rathaus – die Proteste schwellen an. Bei der nächsten Plenarsitzung wollen Bürger das Wort ergreifen. Doch die Wahrheit ist: Das Müll-Chaos ist kein Sommer-Phänomen, sondern hausgemacht – und seit Jahren absehbar.

1. Wer steckt hinter der Abfuhr?

Seit 2015 ist der spanische Entsorgungsriese FCC für den Müll von Llucmajor zuständig. Doch was auf dem Papier nach einem Profi klingt, wirkt in der Praxis wie ein Amateurverein: Während im Dorf längst Haus-zu-Haus gesammelt wird, türmt sich der Abfall in El Arenal weiter in Containern – und zwar so hoch, dass die Deckel längst nicht mehr schließen.

2. Warum eskalierte es gerade in diesem Sommer?

Katastrophaler Mangel an Maschinen“, gesteht Bürgermeisterin Xisca Lascolas. Von zwei Müll-Lkw war einer defekt, der andere überlastet. Ein versprochener Ersatzwagen aus Ibiza kam nie. Dazu der Sommeransturm von Touristen: Mehr Bier, mehr Pizza, mehr Müll – aber keine funktionierende Abfuhr. Erst Mitte Oktober soll ein Miet-Lkw vom Festland anrollen. Bis dahin stapelt sich der Gestank weiter.

3. Vertrag ausgelaufen, Chaos verlängert

Der Vertrag mit FCC lief bereits im Mai aus. Doch weil Abfallentsorgung zur Grundversorgung gehört, bleibt das Unternehmen zwangsweise im Spiel. Für die Bürger heißt das: Zwei weitere Jahre Abfall-Lotterie.

4. Notstand als Rettungsanker?

Die Opposition fordert die Ausrufung eines Gesundheitsalarms – dann könnte man den Auftrag sofort neu vergeben. Klingt einfach, ist es aber nicht: Ein technischer Bericht wäre nötig. Der liegt nicht vor, und die Verwaltung winkt ab. Kurz: Statt Rattenplage lieber Ratlosigkeit.

5. Neue Ausschreibung, irgendwann

Ein neuer Vertrag über fünf Millionen Euro ist in Vorbereitung. Ausschreibung Ende des Jahres – vielleicht. Bis dahin darf FCC weiter improvisieren, während die Bürger im Müll versinken.

6. Müllgebühr: teurer Dreck

Die Partei Llibertat Llucmajor fordert eine Senkung der Müllgebühren. Bürgermeisterin Lascolas verspricht hingegen „Anpassungen“: mehr Haustürsammlung, neues Container-Modell – und damit vermutlich höhere Gebühren. Kurz gesagt: Wer in seinem Abfall wohnt, soll künftig auch noch mehr dafür zahlen.

So bleibt El Arenal vorerst das, was es nie sein will: ein stinkendes Mahnmal für die Unfähigkeit von Unternehmen und Politik gleichermaßen.

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