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Urlauber-Paradies im eigenen Haus

Auch Touristen gefällt der traumhafte Blick von der Anlage "Las Cascadas" in Port d'Andratx im Südwesten von Mallorca. | Sophie Mono

| Port d'Andratx, Mallorca |

Maisonette-Wohnungen, Zwischenterrassen, Gemeinschaftspool, exklusiver Zugang zu den Badefelsen direkt am Meer und vor allem ein atemberaubender Blick quer über die Bucht von Port d'Andratx im Südwesten Mallorcas – die Apartmentanlage "Las Cascadas" kann sich sehen lassen.

"Das gefällt auch den Touristen", sagt Hubertus Flüchter. Er ist Eigentümer von einem der Apartments. Anstatt Rückzugsort für Residenten zu sein, sei "Las Cascadas" in den vergangenen Jahren mehr und mehr zu einem Urlauberparadies mutiert, erklärt er. Am Pool tummeln sich ein paar junge Mädchen, oben im Eingangsbereich sitzen mehrere auf einem Mäuerchen und tippen auf ihren Smartphones - vermutlich haben sie nur in der Lobby WLAN. "Es ist sehr offensichtlich, wer Tourist ist und wer Eigentümer", so Flüchter. Eigentlich dürften Touristen hier gar nicht wohnen, doch Flüchter und einige seiner Nachbarn sind sich sicher: Rund 30 Wohnungen, also die Hälfte der Anlage, werden von den Eigentümern fast das ganze Jahr über an Urlauber vermietet. "Es ist ein Kommen und Gehen. An den Wochenenden fühlt man sich am Eingang wie in einer Hotelrezeption zwischen all den Koffern."

Der Fall von "Las Cascadas" ist bei Weitem keine Ausnahme, das Phänomen ist verbreitet. "Aber bei uns nimmt es überhand, weil so viele der Eigentümer selbst Profit machen wollen", so Flüchter. Nur mit knapper Mehrheit hat die Anwohnerversammlung in den vergangenen Jahren gegen die Ferienvermietung gestimmt. Auch die Präsidentin der Vereinigung habe dem illegalen Treiben bisher keinen Einhalt geboten. "Von der Verwalterin ganz zu schweigen." Sie selbst sei es, die das Ganze für viele Eigentümer organisiere, behauptet Flüchter. "Wir haben sie mehrmals darauf angesprochen, auch mit Anwalt, daraufhin hat sie viele der Anzeigen auf Internetseiten heruntergenommen, aber die Touristen kommen weiterhin." Auf MM-Anfrage dementiert die Verwalterin die Vorwürfe und will sich nicht weiter äußern.

"Wir Eigentümer zahlen ihr eine Menge Gehalt. Aber statt sich um unsere Anliegen zu kümmern, kümmert sie sich um ihr nicht rechtmäßiges Business", beschweren sich einige Eigentümer, die nicht namentlich genannt werden wollen. "Durch die Touristen steigen die Gemeinschaftskosten und wir fühlen uns hier nicht mehr sicher, ständig ist das Tor auf, ständig laufen fremde Leute herum. Abgesehen davon ist es schlicht illegal." Bereits vor zwei Jahren hatten einige der Bewohner von "Las Cascadas" bei der Tourismusbehörde Anzeige erstattet, noch hat sich nichts getan. Nun denken sie über eine neue Anzeige nach.

Dass sich der Kampf lohnen kann, zeigt der Fall einer Apartment-Anlage in Cala d'Or. Nachdem die Verwaltung hier zunächst signalisierte, die Eigentümer müssten sich mit den Touristen abfinden, konnten die Betroffenen die Verwaltung nun auf ihre Seite ziehen. "Es wurde sogar ein Rundschreiben an alle Eigentümer verschickt, in dem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, dass es illegal ist", berichtet Helmut Himmighofen, der als Eigentümer eines Apartments gegen die Ferienvermietung angeht. Zwar kommen auch in die Anlage in Cala d'Or immer noch Touristengruppen, aber die Stimmung sei umgeschlagen, die Hoffnung, dass es im nächsten Jahr anders werden könnte, sei größer denn je. Auch Himmighofen und seine Unterstützer haben eine Anzeige bei der Tourismusbehörde erstattet. Genau wie die Eigentümer der Apartmentanlage in Port d'Andratx hat man auch in Cala d'Or noch keine Rückmeldung.

"Es kann dauern, wir haben sehr viele Anzeigen vorliegen. Die Inspektoren brauchen Zeit, um die Schuldigen ausfindig zu machen, und es gibt Widerrufsfristen", erklärt Tourismusministeriums-Sprecherin Alexandra Wilms im Gespräch mit MM und betont: "Anzeigen müssen auf Spanisch oder Katalanisch eingereicht werden. Das kann auch anonym geschehen." In Zukunft wolle das Ministerium auch durch Kooperationen mit Internetportalen wie Airbnb Erfolge erzielen.

Helmut Himmighofen aus Cala d'Or will während der Wartezeit aktiv bleiben und eine Interessengemeinschaft mit Betroffenen auf Mallorca gründen. Interessenten können ihn per Mail kontaktieren: himmighofen@pht-airpicture.de.

(aus MM 34/2016)

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