Es ist auf den ersten Blick zu erkennen, dass das Gesa-Gebäude in Palma de Mallorca mittlerweile seit 16 Jahren leersteht: Es gibt keinen Strom und auch sonst ist offenbar nur das Nötigste getan worden, um den Verfall aufzuhalten. Zumindest die enorme Deckenlampe in der Eingangshalle – eines der bedeutenden Elemente des einst prunkvollen Bürohauses – ist vorsorglich mit Packdecken eingewickelt worden.
Ansonsten ist das Gebäude völlig heruntergekommen. Lampen und Fenster sind zerschlagen, Türen und Wände beschmiert, in der Decke klaffen riesige Löcher. In den Ecken stapeln sich die alten Möbel, schief und krumm stehen die Aktenschränke, in denen zum Teil noch Ordner mit Papieren liegen. Zentimeterdicker Vogeldreck zeugt davon, dass hier wohl Tauben nisten. Die Teppiche müssen schon durchgelaufen gewesen sein, als Ende 2008 die letzten Mitarbeiter des Energieversorgers Endesa auszogen.
Der Blick aus den Fenstern aber ist atemberaubend, auch, wenn die Scheiben hoffnungslos verschmiert sind. Links der Kongresspalast, rechts die Kathedrale, geradeaus das Meer – viel besser kann eine Lage in Palma nicht sein. Entsprechend hart umkämpft war das Gesa-Hochhaus in den vergangenen Jahren. Erst drohte der Abriss, um dort Luxuswohnungen bauen zu können. Dann stellte der Inselrat das Gebäude unter Denkmalschutz.
Einige Skandale und Gerichtsprozesse später hat nun also die Stadt Palma das Gesa-Hochhaus samt umliegenden Grundstücken gekauft. Der Preis beläuft sich auf 30,5 Millionen Euro, zehn davon stammen von der EU. Laut Bürgermeister Jaime Martínez sollen in dem Gebäude künftig eine Stadtbibliothek, ein Bürgeramt, ein Museum, ein Auditorium und Büroräume untergebracht werden. Das Gesa-Hochhaus soll zudem der Mittelpunkt des sogenannten Innovations-Distriktes werden, der derzeit im benachbarten Stadtteil Nou Llevant entsteht.
Das Gesa-Hochhaus, das 1975 eingeweiht wurde, gilt als eines der bedeutendsten Beispiele moderner Architektur in Palma. Der Entwurf stammt vom Mallorquiner Josep Ferragut, zu dessen Werken auch die Kirche La Porciúncula an der Playa de Palma gehört.