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Palmas Stadtviertel

Immobilien in Palma: Jetzt breitet sich der Luxus auch in ehemaligen Arbeitervierteln aus

Ausgerechnet die alte Casa Catalana wird zum Symbol für den neuen Luxusrausch im Stadtviertel Eixample

Einst von Juan March für Arbeitwohnungen gespendet. Die "Casa Catalana" an den Avenidas. Unter dem klingenden Projektnamen "Comte 16" entstehen dort 15 Eigentumswohnungen, zwei Gewerbeflächen und ein Penthouse | Foto: Gemma Marchena

| Palma de Mallorca |

Die Casa Catalana war einst so etwas wie ein Treffpunkt für die bürgerliche Gesellschaft im Herzen von Palma de Mallorca. Heute soll das Gebäude vor allem eines sein: eine Maschine zum Gelddrucken. Unter dem klingenden Projektnamen Comte 16 entstehen dort 15 Eigentumswohnungen, zwei Gewerbeflächen und ein Penthouse, das mehr nach Manhattan als nach Mittelmeer klingt. Wer eine Terrasse mit Blick auf den Altstadtring Avenidas oder gar den Turm mit dem Hauptschlafzimmer ergattern will, muss sich beeilen. Drei Wohnungen sind bereits weg, erzählt Miguel Rodríguez, Chef der Firma Palma Pisos, und das, obwohl die Vermarktung gerade erst begonnen hat.

Der Clou: Das komplette Gebäude wechselte erst kürzlich für 15 Millionen Euro den Besitzer. Nun werden die Wohnungen einzeln verhökert, zu Preisen, die selbst hartgesottenen Maklern Respekt einflößen. Aus einem einzigen Deal entsteht so ein Vielfaches – ein Paradebeispiel für die neue Verwertungskette der Luxusimmobilien auf Mallorca.

Wo Notare warnen und Banker träumen

Rodríguez spricht offen aus, was viele in Palmas Immobilienbranche längst denken: Der Luxus hat sich aus der malerischen Altstadt verabschiedet und sucht nun neue Spielfelder. Palmas Eixample gilt inzwischen als heißeste Adresse der Stadt. Eixample bedeutet Erweiterung und bezieht sich – wie im Falle des Eixample von Barcelona auch – auf die "neuen" Stadtviertel außerhalb er historischen Stadtkerne. Trotz dieser Entwicklung verweisen Makler auf den internationalen Vergleich: In London zahlt man 60.000 Euro pro Quadratmeter, in Palma nur 8000. "Da ist noch viel Luft nach oben", sagt Rodríguez.

Was das bedeutet, zeigt der Blick über die Avenidas hinaus. Wo früher einfache Wohnungen standen, steigen jetzt die Preise ins Astronomische. Die Straße Blanquerna Sur wird als Garant für Exklusivität vermarktet – eine Umdeutung, die so schnell geht, dass selbst alteingesessene Mallorquiner kaum hinterherkommen. Denn lange war diese "Fußgängerzone außerhalb der City" eher etwas für mittlere und unter Einkommensschichten.

Vom Abrissobjekt zum Millionenschatz

Und während in der Casa Catalana bereits verkauft wird, werkeln Bautrupps an anderen Prestigeobjekten. Nur wenige Meter entfernt, auf dem Grundstück der ehemaligen Casa del Poble, einst von Bankier Juan March den Arbeiterbewegungen gespendet, zum Beispiel. Das Penthouse dort wird mit 2,48 Millionen Euro ausgezeichnet – ein Preis, der das Gebäude endgültig aus der Vergangenheit herauskatapultiert.

Ähnlich in der Calle Gilabert de Centelles: Dort verwandelte sich ein seit 25 Jahren leerstehendes, von Hausbesetzern und Müllbergen geplagtes Gebäude in ein Luxusprojekt. Hinter der Sanierung steht ein deutscher Investor. In spätestens anderthalb Jahren sollen neun Wohnungen und zwei Ladenlokale bezugsfertig sein. Die Preise bewegen sich zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro – ein ordentlicher Aufschlag für ein Haus, das lange nur als Schandfleck galt.

Der Ölteppich des Luxus

Wer glaubt, es handle sich um Einzelfälle, täuscht sich. Auch internationale Player wie Taylor Wimpley mischen inzwischen im Eixample mit. Penthouses für anderthalb Millionen Euro sind hier fast schon Alltag. In der Straße Marqués de la Fontsanta kostet ein Dachgeschoss 1,45 Millionen, in der Calle Alfons el Magnànim kratzt eine schlichte Wohnung bereits an der halben Million. Der Luxus breitet sich aus wie ein Ölteppich: langsam, aber unaufhaltsam, und er überzieht nach und nach die ganze Stadt.

Besonders perfide: Die Entwickler betonen den "herrschaftlichen Charakter" der sanierten Fassaden. Holzfenster mit schalldichter Doppelverglasung, antike Keramik am Boden, Holzbalken unter der Decke – Luxus wird hier nicht gegen, sondern mit der Geschichte verkauft. Nostalgie als Verkaufsargument für eine Zukunft, die sich nur noch wenige leisten können.

Goldene Zeiten für wenige

Die neue Realität Pal­mas heißt also: Wo früher einfache Familien lebten, residieren bald nur noch ausländische Anleger. Für sie ist Mallorca immer noch günstig, für Einheimische längst unerschwinglich. Und während sich Investoren über klingelnde Kassen freuen, bleibt der Stadt eine Erinnerung weniger – ersetzt durch perfekt restaurierte Fassaden, hinter denen das wahre Leben kaum noch vorkommt.

Die Casa Catalana ist damit mehr als ein Umbauprojekt. Sie ist ein Symbol: für die Transformation eines Viertels, das vom Alltag zum Renditeobjekt geworden ist. Mallorca hat wieder ein Stück mehr Glanz, aber auch ein Stück weniger Seele.

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