Das Problem stellt sich für viele Künstler, wenn sie älter werden: Wohin mit Bildwerken, Skulpturen, Grafiken, Zeichnungen? Was passiert damit in der Zukunft, etwa im Todesfall? "Jeder Maler oder Bildhauer", sagt Alfred Lichter, "denkt zu irgendeinem späten Zeitpunkt seines Lebens darüber nach, zumal wenn es sich um ein größeres Oeuvre handelt. Sie suchen alle nach einer Lösung."
Alfred Lichter ist in diesem Jahr 94 geworden und ist, mit wenigen Unterbrechungen, seit 1937 künstlerisch tätig. Entsprechend groß ist sein Werk: rund 800 Bilder, 60 bis 70 Skulpturen, dazu Zeichnungen und Grafiken.
Zur Lösung des Problems hat Alfred Lichter die Gründung einer Stiftung beschlossen: "Fundació Alfred Lichter Alaró". "Ein Sammler hat sich bereitgefunden", sagt Alfred Lichter, "die Mindestausgaben der Stiftung für fünf Jahre mit zirka 100.000 Euro zu finanzieren. Darüber bin ich sehr glücklich."
Es wurden in Alaró, wo Lichter seit fast 30 Jahren lebt, in einer ehemaligen Eisenwarenhandlung die geeigneten Räume gefunden, die noch renoviert werden müssen. Hier können seine Arbeiten gelagert und im Wechsel ausgestellt werden; hier wird es ein Büro geben, in dem auch Sammler und Interessenten willkommen sind.
"Es wird eine gemeinnützige Stiftung sein", sagt Alfred Lichter, "mit der Aufgabe, das gesamtkünstlerische Werk aufzubewahren, zu pflegen, der Allgemeinheit zugänglich zu machen und für die Verbreitung und Bekanntmachung meiner künstlerischen Konzeption Sorge zu tragen."
Sollte die Stiftung durch eventuelle Verkäufe, die nur unter bestimmten juristischen Vorbehalten möglich sind, durch Reproduktionen oder sonstige Einnahmen wie den Verleih von Werken Gewinn machen, müssen 70 Prozent wieder in die Stiftung zurückfließen; ein möglicher Überschuss soll jüngeren Künstlern zugute kommen. Wie, das werden die Gründungsmitglieder noch festlegen.
Als Gründungsmitglieder stehen bereits fest der Industrielle und Kunstliebhaber Bernd Pederzani, der Bürgermeister von Alaró, Joan Simonet, Medienvertreter und Sammler. Pederzani wird Stiftungspräsident und die Leitung übernehmen, die durch einen Stiftungsrat, in dem Alfred Lichter zunächst selbst tätig ist, abgewickelt wird. "Die Stiftung soll auf jeden Fall in Alaró bleiben", sagt Lichter. "Hier bin ich seit Jahrzehnten zu Hause." Die einzige für ihn denkbare Ausnahme dazu wäre die Fusion mit einem Museum.
Der Fundus der Stiftung stammt aus der Zeit von 1937 bis heute, umfasst alle Schaffensperioden von Lichter. "Und es geht noch weiter", sagt er. "Eigentlich bin ich ja zu alt, um mir diesen Stress anzutun. Aber ich tue es um der Kunst willen, damit meine Arbeiten nicht eines Tages in alle Winde verstreut werden. Eigentlich möchte ich nur weiter arbeiten."