Auf Mallorca hält sich seit Jahren die Legende, Jules Verne habe die Insel nicht nur mit der Feder gestreift, sondern sie höchstpersönlich betreten. Doch war der französische Autor unzähliger Abenteuer- und Zukunftsromane (1828-1905) tatsächlich auf Mallorca? Beweise, dass sein Fuß die Scholle des Eilandes jemals betrat, haben sich trotz intensiver Suche passionierter Forscher bislang nicht finden lassen.
Und dennoch gibt es viele Indizien, die die Annahme nahelegen, dass gerade die Balearen den Schriftsteller immer wieder zu Episoden und einzelnen Kapiteln in seinen Erzählungen inspirierten. So sieht es insbesondere Nicolás Moragues, Mitbegründer der Hispanischen Jules-Verne-Gesellschaft. Wie kaum ein anderer hat sich der Historiker an der Balearen-Universität mit Jules Verne und seiner Beziehung zu Mallorca beschäftigt. In Kürze wird ein Buch Moragues' zu dem Thema erscheinen, seine Thesen trug er schon jetzt vor: Auf einem internationalen Jules-Verne-Kongress, der Anfang September an der Hochschule in Barcelona 50 Wissenschaftler aus aller Welt ans Mittelmeer lockte.
"Die Inseln waren für Jules Verne eine stete Anregung, als er sein umfangreiches Werk schuf", sagt Moragues. Mehr noch: Der Romancier habe mallorquinischen Charakter, Weine aus Binissalem, Ensaimadas und "Tords", also Fische aus der Bucht von Pollença erwähnt. Von den Inseln hervorgerufene Inspirationen fanden, so Moragues, Eingang in bis zu sechs Romane Jules Vernes.
Manche dieser Mallorca-Einflüsse sind bekannt seit Drucklegung der Werke: Im Roman "Clovis Dardentor", erschienen 1896, lässt der Autor eine Gruppe Franzosen auf Seereise einen Stopp in Palma einlegen. Als das Schloss von Bellver besichtigt ist, gehen die Pferde mit der Kutsche durch, der Kleinunternehmer Dardentor kommt mit dem Schrecken davon.
Es ist bekannt, dass Verne die Inselbeschreibungen Ludwig Salvators nutzte. Er hatte den österreichischen Erzherzog 1884 in Neapel kennengelernt und von ihm ein Exemplar seines Opus "Die Balearen" erhalten. Die beiden Herren schrieben sich gar Briefe. Das sind alles Belege für Insel-Kennerschaft. Aber keine Beweise.
Auch der Eintrag im Gästebuch der Artà-Höhlen ist ein solcher nicht: Die Unterschrift Jules Vernes stammt von einem Scherzbold.