"Sóller. Im Schatten der Berge" heißt ein neuer Bildband, der die Geschichte des Orangentals erzählt. Der britische Fotograf und Autor Andrew Maclear hat ein sehr einfühlsames Werk geschaffen, das sich deutlich von anderen, postkarten-orientierten Fotobüchern über Mallorca unterscheidet. Herausgegeben hat das Buch der in Sóller lebende Deutsche Franz Kraus ("Fet a Sóller").
Der Band enthält ausschließlich Schwarzweiß-Fotos, die überwiegend im Winter aufgenommen wurden, "einer Zeit, in der das Licht sanfter ist", wie Maclear schreibt. "Während dieser Monate liegt das Tal unter einem klaren, kobaltblauen Himmel oder ist von einem zarten Nebel durchzogen, der die Formen von Landschaft und Häusern verschwimmen lässt."
Andrew Maclear, der seine 1968er-Nikon-F bis heute nicht gegen Elektronik eingetauscht hat, zeigt Menschen, Landschaften und natürlich Sóller, Fornalutx, und Biniaraix. Dabei ist er nicht nur auf die Schokoladenseiten fokussiert, er präsentiert auch verlassene Textilfabriken oder Kinos. In Schwarzweiß und in der Abenddämmerung verströmt selbst "Sóllers einzige Tankstelle" Poesie.
Sein umfassender Blick auf das Tal erlaubt, nebenbei und mit wenigen Worten die Geschichte von Sóller zu erzählen. Die Beschreibungen sind auf Spanisch, Englisch und Deutsch gehalten. Dem Layouter ist es jedoch gelungen, die Texte so anzuordnen, dass die Dreisprachigkeit nicht als störend empfunden wird.
"Im Schatten der Berge" ist eine Hommage an das Tal von Sóller. Es ist aber auch eine gute Werbung für das ruhige Sóller im Winter, auch wenn das der Autor so sicherlich nicht beabsichtigt hat. Seinen Worten merkt man an, dass er den touristischen und baulichen Wandel von Sóller eher mit Sorge betrachtet. Zumindest in seinen Bildern hat er ihn aufgehalten. (jog)
INFO
"Sóller. Im Schatten der Berge", von Andrew Maclear, 152 Seiten, ISBN 978-84-617-2580-9; 34,50 Euro. www.fetasoller.com
(aus MM 5/2015)