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Keramik-Kunst bei der Fira del Fang

Die Fira del Fang auf Mallorca.

| Marratxí, Mallorca |

Morgens um zehn geht es auf Mallorcas Keramikmesse Fira del Fang im Gemeindeteil Sa Cabaneta von Marratxí noch sehr überschaubar zu. Zwei Schulklassen, ein paar Urlauber, das ist alles. Erst gegen zwölf bevölkert sich das Areal. Obwohl Montag ist und obwohl erstmals keine Transparente an den Autobahnbrücken auf die Messe hinweisen. Der Inselrat von Mallorca hat diese Werbung verboten. "Angeblich hätten die Transparente die Verkehrssicherheit gefährdet", erzählt ein Messemitarbeiter kopfschüttelnd.

In diesem Jahr präsentieren in Sa Cabaneta 47 Aussteller ihre Produkte: örtliche Töpfereien, die Hochschule für Design in Palma, Kunsthandwerker aus verschiedenen Gemeinden der Insel sowie aus Barcelona, Cuenca und Asturien. Ihre handgefertigte Ware ist so bunt wie die Keramik selbst. Das Angebot reicht von traditionellen Tonschüsseln und -töpfen über Siruells, wie die traditionellen mallorquinischen Tonfiguren heißen, bis hin zu kunstvoll gestalteter Keramik.

Letztere verkauft auch Christiane Hoenge. Die Deutsche, die 1995 aus Berlin nach Mallorca kam, hat ihr Atelier in Llucmajor. Mit ihrem Mann Robert betreibt sie zudem in Palma das Geschäft Niu de Puput mit fast ausschließlich in Handarbeit gefertigten Produkten. Darüber hinaus gibt sie Kurse und nimmt an Ausstellungen teil.

Zwei Jahre ist es her, dass Hoenge für ihre Keramik mit dem Preis "Benet Mas" ausgezeichnet wurde, der alljährlich auf der Fira del Fang vergeben wird. Ob Blüten oder Fische, runde Tischplatten, Schalen oder Vasen, gefertigt sind sie in einem Verfahren, das Rakú heißt und aus Japan stammt.

Nach dem Modellieren wird jedes Stück "geschrüht", wie das erste Brennen heißt. Normalerweise betrage die Temperatur 950 Grad, erklärt Hoenge. Sie selber heizt den Ofen jedoch bis auf 1000 Grad. "Dadurch klingt die Keramik besser", sagt sie und schnippt zur Demonstration mit dem Finger an eine flache Schale.

Nach dem Glasieren kommen die Stücke erneut in den Ofen - einen sogenannten Rakú-Ofen, der nicht mit Schamottsteinen, sondern mit Glasfasermatten ausgekleidet ist. Dadurch wird der schneller heiß und wieder kalt.

Die Prozedur hat etwas von Alchemie. Mit einer Zange holt Hoenge die rotglühenden Stücke aus dem Ofen und legt sie in Sägemehl, das sich durch die Hitze entzündet. "Feuer und Rauch entziehen den Sauerstoff", erklärt sie. Dadurch entstehe eine einzigartige Farbgebung und Strukturierung. Und Effekte wie metallischer Glanz, Glasurrisse und schwarze Oberflächen, wo nicht glasiert wurde.

Ganz anders arbeitet das Atelier Laborna in Lugones bei Oviedo. Die meiste Keramik mit ihren farbenfrohen Mustern wurde im Einbrandverfahren hergestellt, mit einer Glasur aus Metallsalzen. Betrieben wird das Atelier von dem Ehepaar Florentino Iglésias und Elvira López. Die Arbeitsteilung des Tandems schildert López so: "Er entwirft und formt die Stücke, ich dekoriere sie."

Auch an Carmen Hermoso aus Algaida kommt man nicht vorbei. Neben Okarinas hat sie Füße und feine, dünne Schalen im sogenannten Pit-Firing - zu Deutsch: Grubenbrand - herstellt. Diese Technik wurde in vielen Kulturen und Regionen der Welt angewendet. Ihr Reiz liegt darin, dass der Töpfer nicht vorbestimmen kann, wie das Feuer die unglasierte Keramik zeichnet, der Hermoso außerdem organische Materie wie Fenchel oder Blütenblätter beimischt.

Bei Unai erfolgt die Herstellung dagegen ganz kontrolliert. Der Kunsthandwerker aus L'Hospitalet de Llobregat bei Barcelona stellt Uhren und Vasen, Schalen und Kachelbilder, Räucherstäbchenhalter und Schmuck her. Alle sind sie in einem dunklen, matten Grau und einem leuchtenden, glänzenden Granatrot gestaltet.

Für seine Glasuren benutze er vor allem Mangan, erklärt Unai die Herkunft des glänzenden Rots. Das Grau erzeugt er dagegen aus einer Mischung von 60 Prozent Silikat und 40 Prozent nicht glänzendem Ton. Weiter lässt er sich nicht in die Karten schauen. Statt dessen sagt er mit einem verschmitzten Lächeln: "Der Rest ist Technik und viel Liebe." Spricht's und wendet sich einem Kunden zu.

(Aus MM 11/2016)

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