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Im Museum des "Guten Priesters"

Ursprünglich war das Museum eine Mühle und gehörte dem Großvater von Mossèn Cosme Bauça. | Martin Breuninger

| Felanitx, Mallorca |

Wenn von "Es Capellà Bo" die Rede ist, weiß jeder alteingesessene Felanitxer, wer mit dem "Guten Priester" gemeint ist: der Pater Cosme Bauçà i Adrover. Ihm verdankt die Gemeinde ein Museum, dessen ethnografische Sammlung dem Besucher zahlreiche Einblicke über Felanitx und Mallorca Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gewährt. Daneben gibt es dort Exponate aus der fernen Vergangenheit.

Möglicherweise wurde der Geistliche aber nicht "Es Capellà Bo", sondern "Es Capellà Bou" genannt, also "Ochsen-Priester". Dies wäre ein typisch mallorquinischer Spitzname. Denn das Haus des Kirchenmannes war unter seinem Großvater eine Mühle, die "Molí d'en Bou". Bauçàs Vater baute die "Ochsenmühle" in ein stattliches Gebäude mit Turm um - das heutige Museu Cosme Bauçà.

Geboren 1871 in Felanitx, zog es Bauçà schon bald nach seiner Ordination zum Geistlichen in die Ferne. In Brasilien lehrte er Kirchengeschichte, in Argentinien war er Priester an der Kirche des erst 1888 gegründeten Kleinstädtchens Firmat und an der Kathedrale von Santa Fe.

1913 kehrte der "Gute Priester" nach Felanitx zurück und wandte sich auch geistig seiner Heimat zu. Er erforschte die Geschichte seines Geburtsortes, was eine umfassende Studie in sechs Bänden nach sich zog. Für seine emsige Arbeit wurde er in die Königliche Hispano-Amerikanische Akademie für Wissenschaft und Kunst in Cádiz und in die Mallorquinische Akademie für Genealogische Studien aufgenommen. 1959, im Jahr seines Todes, erhielt er die Medaille der Stadt Felanitx, 1972 wurde er zum "Berühmten Sohn von Felanitx" gekürt.

In seinem letzten Willen vermachte der Geistliche sein Haus und Teile seines Nachlasses wie Gemälde, Bücher und Manuskripte der Gemeinde. Er verfügte, dass in seinem Haus ein Museum und eine Bibliothek eingerichtet werden sollten. Dies geschah 1962. Nach Jahrzehnten eingeschränkter Tätigkeit ist das Museum seit vergangenem Februar wieder dem Publikum zugänglich. Wer sich für Geschichte interessiert und des Spanischen und Katalanischen mächtig ist, kann regelrecht schwelgen bei 295 Manuskripten und 1493 Büchern zu Felanitxer Themen und Autoren, 3012 Publikationen zu Mallorca, bei diversen lokalen und regionalen Zeitungen von 1883 bis zur Gegenwart. Ein ganz großer Schatz für Musikwissenschaftler sind Manuskripte mit Orgelwerken des großen spanischen Barockkomponisten Juan Cabanilles (1644-1712).

Reichhaltig bestückt sind auch die Ausstellungsräume. Sie enthalten ein Sammelsurium von Exponaten, angefangen bei prähistorischen Funden über religiöse Objekte, allerhand Nippes aus Elfenbein, Fotografien aus dem Felanitx Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu einer umfangreichen ethnografischen Ausstellung in der zweiten Etage. Mit Handwerkszeug aller Berufssparten und Haushaltsgegenständen umfasst sie das gesamte Alltagsleben von anno dazumal.

Wer sich nun wundert, wie ein einfacher Gottesmann so viele Dinge zusammenraffen konnte, muss sich eines Besseren belehren lassen: Die meisten Gegenstände wurden posthum erworben, gespendet oder stammen aus Sammlungen anderer Felanitxer. Wenn der "Gute Priester" also gierig war, dann nach Wissen.

INFOS

Öffnungszeiten: dienstags und donnerstags 9 bis 14 Uhr, mittwochs 16 bis 20 Uhr, sonntags 10 bis 14 Uhr.
Eintritt: frei.
Ort: Fundació Museu Cosme Bauçà, Plaça Mossèn Cosme Bauçà, Felanitx.

(aus MM 2/2017)

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