"Goldfinger", "Diamantenfieber", "Leben und sterben lassen", "Der Mann mit dem goldenen Colt": Guy Hamilton war der Mann, der diese James-Bond-Klassiker verfilmte. Und wenn am Dienstag, 27. Juni, im Castell de Bellver in Palma das Atlántida Film Fest eröffnet wird, steht der Regisseur im Mittelpunkt des Geschehens. Bei der Gala wird es eine Hommage geben, bei der auch Britt Ekland anwesend sein wird. Die schwedische Schauspielerin stand bei "Der Mann mit dem goldenen Colt" an der Seite von Roger Moore und Christopher Lee vor der Kamera.
Im Casal Solleric wird es zudem am 27. Juni eine Ausstellung mit Fotos geben, die von der Familie Hamilton, der Bond-Produktionsfirma EON und den Metro-Goldwyn-Meyer-Studios zur Verfügung gestellt wurden. Die Schau wird bis Ende Juli laufen. Zugleich wird ab Mittwoch, 28. Juni, fünf Wochen lang jeden Mittwoch im Centre de Cultura "Sa Nostra" ein Film von Hamilton in Originalfassung mit Untertiteln gezeigt werden.
Warum diese Hommage ausgerechnet auf Mallorca? Hamilton hatte sich nach seinem Berufsleben auf die Insel zurückgezogen und lebte in Port d'Andratx. Am 20. April 2016 starb er im Alter von 93 Jahren in einem Krankenhaus in Palma.
Geboren wurde Hamilton 1922 als Sohn englischer Eltern in Paris. Mit 16 begann er eine Ausbildung in einem Filmstudio in Nizza, bis er im Zweiten Weltkrieg zum Militär eingezogen wurde. Nach dem Krieg arbeitete er zunächst als Assistent von namhaften Regisseuren, darunter auch Carol Reed, mit dem er 1949 "Der Dritte Mann" mit Orson Welles drehte. Reed sei wie ein Vater für ihn gewesen, sagte er einmal. Von ihm habe er alles gelernt, was er wisse.
Als Regisseur zeichnete Hamilton von 1952 bis 1989 für 22 Filme verantwortlich. Bekannt wurde er vor allem für seine Regie bei vier James-Bond-Filmen. Mit Sean Connery als 007 drehte er 1964 "Goldfinger" und 1971 "Diamantenfieber" sowie 1973 und 1974 "Leben und sterben lassen" und "Der Mann mit der goldenen Pistole", bei denen erstmals Roger Moore die Rolle des britischen Superagenten übernahm.
Auf die Frage, wer für ihn der beste 007 war, antwortete er: "Jeder ist anderes. Der Schlüssel ist, James Bond zu sein und nicht Sean Connery zu imitieren." Die Aufgabe als Regisseur der Bondstreifen sah er so: "Jeder Schauspieler hat seine Schwächen und Stärken, und der Job des Regisseurs besteht darin, das Vorteilhafte aus ihm herauszuholen. Jeder Bond ist außerdem nur so gut wie die Hindernisse, die er überwinden muss. Und die muss man ihm geben."
Auch auf Mallorca drehte der Regisseur einmal, allerdings keinen Bond-Film. In London und auf der Insel entstand die Verfilmung von Agatha Christies Roman "Das Böse unter der Sonne" mit Peter Ustinov als Privatdetektiv Hercule Poirot. Auf Mallorca konnte man seinerzeit das Team auf Formentor, in Deià, in der Cala d'en Monjo bei Peguera, ebenso bei Cala Llamp und auf dem Landgut Raixa bei der Arbeit beobachten.
Im Laufe seiner Karriere hatte Hamilton zahlreiche internationale Stars vor der Kamera, unter ihnen Harrison Ford, Angela Lansbury, Tony Curtis, Michael Caine und Rock Hudson. Ebenso viele bekannte Schauspieler aus dem deutschen Sprachraum wie Curd Jürgens, Paul Hubschmid, Eva Renzi, Mario Adorf, Heinz Schubert und Wolfgang Völz.
Am liebsten, so bekannte er, habe er jedoch mit Robert Mitchum zusammengearbeitet: "Er war äußerst professionell, überhaupt nicht eingebildet und der empfindsamste Mann, den ich je kannte, ein wahrer Gentleman." Wenn sich Mitchum jedoch von jemandem belästigt fühlte, und dieser jemand das einfach nicht merken wollte, habe er sehr ungemütlich werden können. "Er konnte sogar zuschlagen, um sich dann wieder seinem Gesprächspartner zuzuwenden und zu fragen: ,Wo waren wir stehen geblieben?'"
Nicht stehen, sondern hängen geblieben war Hamilton auf Mallorca. In Port d'Andratx ließ er sich nieder und lebte dort zurückgezogen. Nur noch selten trat er in Erscheinung, wie etwa im Jahr 2004 als Juror beim längst nicht mehr existenten Kurzfilmfestival "MFA Planet Europe" in Palma.
Dass Hamilton auf Mallorca unbehelligt leben konnte, führte er auch darauf zurück, dass er von sich selbst kein großes Aufheben machte. Deshalb kritisierte er auch die Stars, wenn sie sich darüber beschwerten, nirgendwo ungestört zu sein und ständig belästigt zu werden. "Sie schaffen sich ihre Probleme selbst, weil sie überall mit Bodyguards auftauchen", war er überzeugt. "Wenn sie allein auf der Straße gingen, würde ihnen niemand Beachtung schenken."
VERANSTALTUNGEN AUF EINEN BLICK
Fotoausstellung Guy Hamilton:
DI, 27. Juni bis SO, 30. Juli.
Öffnungszeiten: DI bis SA 11 bis 14 Uhr und 15.30 bis 20.30 Uhr; SO 11 bis 14.30 Uhr.
Eintritt: frei
Ort: Casal Solleric, Paseo del Borne 27, Palma
Filmzyklus im Centre de Cultura Sa Nostra, Carrer de la Concepció 12, Palma;
Eintritt frei.
MI, 28. Juni, 20 Uhr: James Bond: "Goldfinger"
MI, 5. Juli, 20 Uhr. Hercule Poirot: "Das Böse unter der Sonne"
MI, 12. Juli, 20 Uhr: James Bond: "Leben und sterben lassen"
MI, 19. Juli, 20 Uhr. James Bond: "Der Mann mit der goldenen Pistole"
MI, 26. Juli, 20 Uhr: "Der wilde Haufen von Navarone"
Alle Filme in englischer Originalversion mit spanischen Untertiteln
(aus MM 25/2017)