Mallorca-Liebhaber und Residenten, die etwas für das geschriebene Wort übrig haben, kommen an Axel Thorer und Thomas Fitzner nicht vorbei. Durch ihre Publikationen haben sie sich den Ruf erworben, Edelfedern und profunde Inselkenner zu sein. Schon zweimal haben sie dies bei gemeinsamen Lesungen auf der Kulturfinca Son Bauló in Lloret de Vistalegre unter Beweis gestellt. Bisher in aller Eintracht. Doch am Pfingstsonntag, 5. Juni, fordern sie sich zum Anekdoten-Duell heraus.
„Nach unseren Lesungen überlegte ich, mit welchem Format man dem Ganzen einen neuen Reiz geben kann. Durch die Konfrontation wird es einfach interessanter”, erzählt Thomas Fitzner, wie es dazu kam. Bei Thorer rannte er offene Türen ein. „Ich fand, dass wir bei unseren bisherigen Auftritten doch sehr unterschiedlich waren, aber dass dieses Format keinen richtigen Rahmen hatte. Mit diesem Konzept messen sich nun zwei unterschiedliche Autoren anhand desselben Formats und desselben Themas, unter Einbeziehung des Publikums.”
Aus einer Liste von etwa 15 Themen werden die Zuhörer eines nach dem anderen für das verbale Gefecht auswählen: Jeder Autor wird dann seine Anekdote zum jeweiligen Thema zum Besten geben.
Bei allem gemeinsamen Interesse für Mallorca und die Mallorquiner gibt es handfeste Unterschiede zwischen den Autoren, die ihnen jede Menge Munition liefern. „Wir haben festgestellt, dass wir als langjährige Inselbewohner über verschiedene Themen anderer Meinung sind. Das liegt vielleicht daran, dass Thomas mehr aus dem Feuilleton kommt und ich mehr aus dem Boulevard”, meint Thorer, ehemals stellvertretender Chefredakteur der „Bunten” und Verfasser des erfolgreichen Buchs „Das Lexikon der Inselgeheimnisse”.
Thorer kam zum ersten Mal 1958 nach Mallorca, zu einer Zeit, als die Insel noch nicht asphaltiert war. Seither hat er erlebt, wie sich die Insel völlig gewandelt hat. Was ihn zum Leitmotiv seiner Geschichten brachte: „Die totale Veränderung der Insel und der Kampf der Mallorquiner um ihre Identität faszinieren mich, und ich bin täglich auf der Suche nach Belegen oder Anekdoten, die das illustrieren”, erklärt er seinen Ansatz.
Fitzner, der ebenfalls viele Veränderungen auf Mallorca erlebt hat, seit er sich 1995 auf der Insel niederließ, sagt dagegen: „Ich sammle die Anekdoten mehr oder weniger ohne System. Eine gute Geschichte ist eine gute Geschichte. Daraus ziehe ich mir dann die Inspiration für Romane oder Erzählungen.” Wobei die Anekdoten für ihn durchaus einen eigenen Wert haben. Weshalb er den Anekdoten-Band „Wo zum Kuckuck sind die Palmen” veröffentlicht hat, der neu aufgelegt werden soll.
Die verschiedenen Ansätze von Fitzner und Thorer lassen sich auch durch deren unterschiedliche Herangehensweise erklären. „Ich beziehe meine Anekdoten eigentlich immer aus den skurrilen Geschichten meiner Nachbarn, die ausschließlich Campesinos sind”, sagt Thorer und verhehlt nicht, dass er dabei schon mal an einer Wand des Schweigens scheitert, „weil das Schweigen der Mallorquiner ihre 5000 Jahre alte Garantie zum Überleben war, man denke nur an die Franco-Zeit.”
Fitzner dagegen sammelte einen Großteil seiner Geschichten während seiner journalistischen Tätigkeit im Gespräch mit redseligen Mallorquinern. Den Unterschied zu seinem Duell-Kontrahenten charakterisiert er so: „Axel jagt den Geschichten nach, und ich klaube für mein Anekdoten-Archiv auf, was ich finde.”
Nicht zuletzt äußert sich dies auch in der Erzählhaltung. Fitzner schildert seine Anekdoten aus der Außenper-spektive, selbst wenn er sie persönlich erlebt hat. Thorer fragt als überzeugter Ich-Erzähler: „Warum soll ich eine Geschichte auf unpersönlich umdrehen, wenn ich sie selber erlebt habe?”
Wer am Ende der lachende Sieger ist, wird sich am 5. Juni erweisen. Verbal scharf geschossen wird ab 13 Uhr, das Zuhören kostet 18 Euro. Ein vorheriger Brunch um 11 Uhr schlägt mit 22 Euro zu Buche. Anmeldungen werden unter 971-524206 entgegengenommen.
Erweist sich das Anekdoten-Duell als Erfolg, soll eine Reihe daraus werden. Ihre Munition, so die Autoren, reiche für einige Veranstaltungen.