„Ich fühlte mich wie Hemingway“, sagt Wilhelm Fikisz und erinnert sich mit leuchtenden Augen an jene Zeit auf Mallorca zurück, als er ganze fünf Monate in einem Hotel an den Steilklippen zwischen Valldemossa und Deià wohnen durfte. Dort hatte man ihm eigens ein Atelier eingerichtet, und dort schuf der Maler 52 Aquarelle: Jeweils eines zu jeder Stadt oder Gemeinde auf der Insel. Klare Sache, dass der österreichische Maler auch jede dieser Kommunen ganz persönlich in Augenschein genommen hatte, um die besondere Essenz des Ortes mit seinen fließenden Farben einzufangen.
Im Jahre 2006 veröffentlichten dann Fikisz und seine Galeristen, das Immobilien-Unternehmerpaar Edith und Lutz Minkner, einen Bildband, zu dem der Geschäftspartner jeweils ein Ortsporträt in Worten schuf. Klare Sache, dass Lutz Minkner ebenfalls tief in die Geschichte, das Wesen und die Poesie der 52 Städte und Gemeinde Dörfer eintauchte, um den „genius loci“ auf die Seiten zu bannen. Nur zu einem Ort habe er trotz langer Suche zunächst keine hintergründigen Informationen finden können. Dann stieß Minkner in einem alten Baedeker von 1920 zu dem besagten Ort auf einen einzigen Satz, den er am Gründonnerstag bei der Ostervernissage in der Galería de Arte Minkner in Santa Ponça dem Publikum nicht vorenthielt. So hieß es über das Dorf der Unscheinbarkeit: „Es gibt keinen vernünftigen Grund, dort zu verweilen.“
Das Buch hatte eine Auflage von 5200 Exemplaren und es war innerhalb kurzer Zeit ausverkauft. Selbiges geschah mit den Aquarellen, die Fikisz zu jeder Kommune geschaffen hatte. Allerdings wurden nicht alle 52 Kunstwerke veräußert. Einige wurden bewusst deponiert, um sie für die damals ferne Zukunft aufzubewahren. Jetzt waren sie erstmals wieder zu sehen. Unter den Werken befindet sich etwa eine Ansicht von Manacor. Jeder weiß, dass diese „Perle“ im Inselosten, zu den am wenigsten polierten zählt. Umso eindrucksvoller ist es, nachzuspüren, wie es Fikisz seinerzeit gelang, die grünen Hügel im Umland der Stadt samt ihren Mandel- und Olivenplantagen sowie der weiten Ausblicke gestalterisch festzuhalten.
Die Schau dauert bis zum Pfingstfest
Fikisz blickt nicht ohne Stolz und zugleich auch Kritik auf seine frühen Arbeiten zurück. Sie seien sehr „ursprünglich, noch nicht so perfekt“ wie seine heutigen Arbeiten. „Damals ist das Aquarell noch mehr geflossen“, sagt der Künstler gegenüber MM. Den Kontrast zu Werken, wie sie gegenwärtig von Fikisz geschaffen werden, lässt sich in der Galerie ebenfalls erkennen: So hat der Maler expressionistische Ansichten von der Kathedrale in Palma geschaffen, die aufgrund ihrer manuellen und computertechnischen Bearbeitung als Druck jeweils Unikate sind. Die insgesamt 30 Arbeiten kosten jeweils zwischen 300 und 1700 Euro und können noch bis Pfingstsonntag in der Galería de Arte Minkner besichtigt und auch erworben werden. An jenem 8. Juni, der mit dem traditionellen Pfingstfest am Sitz des Immobilienbüros Minkner & Bonitz (Avinguda Rei Jaume I, Nr. 109) zusammenfällt, können Interessierte bei der Finissage der Ausstellung dem Künstler sogar bei der Arbeit zusehen.
Wilhelm Fikisz war bei der Erstellung der Dorfporträts noch nicht selbständig, arbeitete zu jener Zeit in einem Krankenhaus in der Schweiz. Doch Mallorca und seine 52 Gemeinden ebneten dem Maler den Weg in die Unabhängigkeit und führten in zu ungeahnten Erfolgen, stets begleitet von den Galeristen Minkners, zu denen sich in 30 Jahren eine feste Freundschaft entwicklete. Fikisz errang mit seinen Arbeiten eine Vielzahl von Preisen und gilt heute in der Kunstszene unangefochten als der „Meister des Aquarells“.