Die Feigenernte gegen Ende des Sommers gehörte auf Mallorca früher zu den Tätigkeiten, mit denen die Mallorquiner ihren Lebensunterhalt bestritten, zumal sich die süßen Früchte in getrockneter Form über viele Monate lang halten und vor dem Tourismuszeitalter als Kalorienlieferant galten.
Heute ist der Feigenanbau eher ein nostalgisches Hobby, dem man nach Feierabend und am Wochenende nachgeht. Will man die Früchte nicht am Baum verkommen lassen, muss man aber zumindest im August und September etwas mehr Zeit aufwenden, wenn es ums Pflücken und Trocknen geht. Vielen ist das zu mühsam, weswegen nur wenige mallorquinische Feigen auf dem Markt landen, und das zu relativ hohen Kilopreisen von derzeit etwa fünf Euro.
Einer der wenigen, denen die Landwirtschaft noch Spaß macht, ist der Apotheker Monserrat Pons aus Llucmajor. Außerhalb des Orts betreibt er auf 92 Hektar Fläche den Versuchshof Son Mut Nou mit 1700 Feigenbäumen und 800 verschiedenen Varianten, darunter etwa die frühen Sorten Bordissot blanc, Hortella, Peretja, Blanca Clara oder Alicantina.
Der Einsatz der freiwilligen Helfer beginnt morgens um 7 Uhr, ausgerüstet mit Körben, Kisten und Erntehaken. Nach der körperlich anstrengenden Pflückarbeit in der Früh wird am späten Vormittag erst einmal eine Frühstückspause eingelegt, bevor es im Schatten an die Weiterverarbeitung geht. Zunächst muss das Obst sternförmig oder in der Art eines Fischmauls aufgeschnitten werden, dann kommt es auf einem Rohrgestell in die Sonne. Damit sich keine Feuchtigkeit niederschlägt, müssen die Feigen nachts in einem Schuppen gelagert werden. Zudem muss man sie alle zwei Tage wenden. "Sequer" wird das mühsame Prozedere genannt.
Aber damit noch nicht genug: Halbwegs getrocknet folgt eine Aufbereitung mit Aniskernen, Fenchel und Anisschnaps. Auf diese Art lässt sich das köstlich Dörrobst den ganzen Winter über genießen. "Außerdem legen wir sie ein, braten sie im Ofen oder machen Konfitüre, Wein und sogar Cava daraus", sagt Montserrat Pons. (mic)