"Biofleisch schmeckt einfach besser", findet Antonio Servera. Bei Hähnchen sei der Unterschied riesig, bei anderen Sorten weniger stark, aber der Qualität wegen kaufe er überhaupt nur Biofleisch. Natürlich koste es mehr, meint seine Frau Margarita. "Aber wir essen nicht so viel Fleisch und so gleicht sich das aus."
Es ist Samstagvormittag auf dem Markt von Santa Catalina, und eine Gruppe von Spaniern unterhält sich angeregt am Stand für Biofleisch. Die Preisdifferenzen seien unterschiedlich, wirft Miguel Porras ein. Während ein Bio-Hähnchen leicht 30 Euro koste, sei Schweine- oder Lammfleisch aus biologischem Anbau kaum teurer als "normales". Er achte darauf, dass das Biofleisch aus Mallorca komme, um lokale Produzenten zu unterstützen, betont Porras.
Der Fleisch-Stand gehört "Ecoilla" (übersetzt Öko-Insel), der Kooperative mallorquinischer Biofleisch-Produzenten. 25 Landwirte bieten in "Ecoilla" Hähnchen-, Lamm-, Schweine- und Rindfleisch sowie Käse aus ökologischer Herstellung an. Die Produkte tragen das Garantiesiegel der Balearen für Öko-Lebensmittel, eine gelbe Sonne am blauen Himmel über brauner Flur mit grünenden Ackerfurchen. Das Siegel vergibt der balearische Rat zur Erzeugung ökologischer Agrarprodukte (CBPAE). Er ist dem balearischen Agrarministerium unterstellt und kontrolliert die Einhaltung der EU-Mindeststandards für Bio-Produkte. Chemische Pestizide und gentechnisch veränderte Organismen sind verboten, Mindestanforderungen für die Weidefläche müssen eingehalten werden.
Sie verwendeten auch keine Antibiotika oder synthetische Medikamente, und alles Tierfutter komme aus ökologischer Produktion, fügt "Ecoilla"-Bauer Toni Seguí hinzu.
"Die Kooperative haben wir vor neun Jahren gegründet, weil es zwar Produzenten, aber kaum Verkaufsstellen für Biofleisch gab", erzählt Biel Torrens. Er ist der Präsident der mallorquinischen Agrarvereinigung "Unió de Pagesos" und selbst Bio-Bauer. Die Nachfrage nehme zu, vor allem der Gesundheit wegen, meint Torrens. Weil die Zahl der ernährungsbedingten Krankheiten zunehme, würden Ärzte zunehmend Biofleisch empfehlen. Aber man hinke Ländern wie Deutschland und England immer noch 15 bis 20 Jahre hinterher.
Mangels Abnehmer verkauften viele mallorquinische Bauern ihr ökologisch hergestelltes Fleisch als "normale" Ware. Zwar böten auch einige große Märkte wie Alcampo, Carrefour oder El Corte Inglés inzwischen Biofleisch an. Aber aus der Region komme dort kaum etwas: "Aus Imagepflege kaufen sie 'Ecoilla' vier bis fünf Hühnchen pro Woche ab, um dann 50 aus Galicien zu importieren", sagt Torrens. Der Handel mit lokalen Produzenten rechne sich für die großen Unternehmen nicht. Ihren Einkauf steuere die Zentrale, die mit großen Mengen und Provisionen arbeite.
Vor einigen Jahren, so erzählt Torrens, habe er einem großen Markt Bio-Straußenfleisch angeboten. 400 Strauße habe er damals gehabt, eine große Produktion. Der Markt habe ihm abgesagt. Man habe einen Lieferanten in Málaga mit konventionellem Fleisch, hieß es. Also sei er nach Málaga gefahren. "Wenn du mir eine Provision gibst, verkaufe ich dein Straußenfleisch", habe ihm der Produzent gesagt. So habe er das Bio-Siegel weggenommen und die Strauße nach Málaga geschickt, von wo sie als normales Fleisch wieder nach Mallorca eingeführt worden seien.
Weil ihm die Kooperative beim Vertrieb nicht helfen konnte, machte sich Biel Torrens mit seiner Biofinca Ca'n Caló in Sencelles wieder selbstständig.
Auch Deutsche produzieren auf Mallorca Biofleisch. Auf der Biofinca Binifela bei Cala Rajada hält Georg Bräutigam sieben Rinder. 24 Tiere zählt die Rinderherde der Ökobäuerin Marie-Luise Eicke bei Llubí. Ein Besuch der Fincas wird mit einem heute seltenen Anblick belohnt: Kälber, Mutterkühe und Bullen gemeinsam auf der Weide. Es sind menorquinische Kühe, "eine alte Nutztierrasse, sehr robust", erklärt Eicke. Die Tiere ernähren sich ausschließlich vom Gras auf der Weide. "Auch viele Bio-Bauern füttern Korn hinzu", sagt Bräutigam, "aber Kühe sind Wiederkäuer." Ihr Verdauungstrakt sei darauf ausgelegt, möglichst viel Raufutter zu fressen und zu verwerten. Korn sei dagegen konzentriert. Rinder aus reiner Weidehaltung wiesen höhere Werte an Omega-3-Fettsäuren auf als Tiere, die mit Korn zugefüttert würden. Bei diesen sei der Anteil an Omega-6 im Vergleich zu Omega-3 disproportional erhöht.
Die Mutterkühe werden nicht gemolken. Ihre Milch dient nur zur Ernährung der Kälber, die bei ihren Müttern leben, bis sie im Alter von sieben bis acht Monaten oder später geschlachtet werden. Das Gesetz schreibe die Tötung im Schlachthaus vor, sagt Eicke. Doch durch den Transport - getrennt von der Mutter - hätten die Kälber einen halben Tag Angst, was sich auch in Stresshormonen bemerkbar mache. Gemeinsam mit Georg Bräutigam möchte sie den Kopfschuss auf der Weide durchsetzen. Dabei würden die Tiere viel weniger leiden.
Klar sei Biofleisch gesünder, weil es weniger belastet sei, meint Bräutigam abschließend. Allerdings sei nicht alles Bio, was Bio heiße. Es gebe einen Graubereich, weil man Schadstoffe nicht so leicht nachweisen könne: "Am gesündesten ist es, weniger Fleisch zu essen. Da tun wir uns, den Tieren und der Umwelt etwas Gutes."
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INFO
HIER GIBT’S BIOFLEISCH:
Ecoilla
(Hähnchen, Schweine-, Rind- und Lammfleisch)
Mo-Sa Markt von Santa Catalina
Bestellungen über Internet, www.ecoilla.es
Finca Binifela
(Rindfleisch)
Georg Bräutigam, Cala Rajada
Verkauf ab Hof, Tel. 971- 819034
www.binifela.com
Cás A Doja
(Rindfleisch)
Marie-Luise Eicke, Llubí
Verkauf ab Hof, Tel. 971-880763
www.biodinamica-mallorca.es
Ca’n Caló
(Hühnchen, Schweine-, Lamm-, Straußen-, Rindfleisch, Wurstwaren)
Biel Torrens, samstags Ökomarkt Plaça dels Patins, Palma, sonntags Markt von Santa Maria
Verkauf ab Hof, Tel. 653765070
www.cancalo.com
Weitere Adressen auf der Webseite der mallorquinischen Agrarvereinigung www.unio-pagesos.net