Mehl, Wasser, Olivenöl, etwas Salz und eine Pfanne – mehr braucht es nicht, um Spaniens Winternationalgebäck zu fabrizieren. Churros stammen zwar eigentlich aus Madrid, erfreuen sich aber auch auf Mallorca großer Beliebtheit. Unbedingt dazu gehört eine Tasse heiße Schokolade, nicht in ihrer verwässerten Variante, sondern so dickflüssig wie möglich.
Was manchen Spanier allerdings überraschen mag: Der Ursprung der Churros soll in Wahrheit auf ein chinesisches Frühstücksgericht zurückgehen, das portugiesische Händler nach Europa brachten. Sie fügten Zucker hinzu und versetzten den Gebäckstangen aus Brandteig seinen sternförmigen Querschnitt.
Probieren kann man die heute zum Einmaleins der iberischen Backkunst gehörenden Churros in Palma beispielsweise im Rosaleda an der Costa de la Pols, einer echten Institution in Sachen Teigkringel. Der 1948 gegründete Familienbetrieb in Palmas Altstadt besteht bereits in vierter Generation. Rosengarten bedeutet der Name der Churrería auf Deutsch.
„Unser Urgroßvater hatte drei Töchter, darum benannte er den Laden wohl so“, erzählt Geschäftsführer Xavier Ferrer Gelabert. Angefangen hat der Gründer 1948 zunächst als fahrender Händler, der über die Dörfer fuhr, immer den Firas hinterher. 1964 eröffnete er dann das erste Lokal an der Rambla. „Es war winzig, jede Generation hat das Geschäft erweitert. Und jetzt bin ich wohl an der Reihe“, sagt Gelabert und lacht.
Churros sind vor allem im Winter beliebt, die meisten Gäste kommen ab dem Nachmittag, wenn Palmas Weihnachtsbeleuchtung für festliche Stimmung sorgt. Mit Saucen aus verschiedenen Schokoladensorten oder Karamell verleiht Gelabert den Churros einen besonderen Touch. Im Sommer wird die Speisekarte mit Eis und Granizados aufgefrischt. „Touristen bestellen das Gebäck mit heißer Schokolade aber auch bei 40 Grad”, berichtet er. Sein Geschäft läuft gut, die Preise sind moderat. Eine heiße Schokolade gibt es für 3 Euro, die Portion Churros kostet 3,50 Euro.
Nur ein paar Gassen weiter befindet sich die älteste Palmesaner Instanz in Sachen Trinkschokolade. Das Can Joan de s´Aigo öffnete bereits im Jahr 1700 seine Pforten, heute ist der Familienbetrieb mit drei Filialen in der Stadt vertreten. Die älteste befindet sich im historischen Zentrum in der Carrer Can Sanç, ist teilweise noch genauso dekoriert wie das allererste Geschäft und schon am Morgen brechend voll.
Am Rezept für den dickflüssigen Kakao hat man seit hundert Jahren nichts geändert. „Wir schmelzen Plättchen aus dunkler Schokolade, fügen Milch und etwas Zucker hinzu, das war‘s”, sagt Geschäftsführer Pedro Massanet. Vor einigen Tagen machte das Traditions-Café mit einer Anti-Handy-Aktion von sich reden. Kinder, deren Eltern ihr Smartphone ausschalteten, erhielten am Montag und Dienstag eine Tasse Kakao gratis.
Churros gibt es in Palma aber auch als Snack auf die Hand. In der Winterzeit verteilen sich zahlreiche Verkaufsstände in der Stadt. Seit 30 Jahren kommt auch Antonio García mit seinem mobilen Geschäft in die Inselhauptstadt. Bereits in der vierten Generation fabriziert der Argentinier Churros und Bunyols, frittierte Kartoffelteigringe, eine mallorquinische Gebäckspezialität. In den Wintermonaten platziert er seinen schrill-bunt leuchtenden und blinkenden Stand an der Plaça d’Espanya, den Rest des Jahres tourt er über die Insel.
„Im Sommer sind wir mit unserem Stand vor allem am Strand“, berichtet Verkäuferin María Carmen Alvarez. „Die Touristen wollen Churros, auch wenn es brütend heiß ist“, sagt sie und lacht. Bei ihr gibt es Churros in Portionen zu 250 und 500 Gramm oder gleich im Kilopaket für 18 Euro zu kaufen: Süßes für den großen Hunger zwischendurch.
(aus MM 51/2018)