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Sommerfeeling auch im Winter: Essen wie Gott am türkisfarbenen Meer vor Illetes

Auch bei kaltem Wind draußen am Meer friert man auf der Restaurantterrasse zwischen den Heizstrahlern nicht. | J. Furones/it

| Illetes, Mallorca |

Es ist ein Blick für die Götter, der in der Umgebung von Palma den geneigten Fans des guten Essens nur an wenigen Orten vergönnt ist: Sitzt man auf der neuerdings verglasten und mit Heizstrahlern erwärmten Terrasse des Restaurants "Balneario Illetas", schweift das Auge unwillkürlich über den fast grell-weißen Strand und das intensiv leuchtende türkisblaue Meer. Jetzt im Winter verirren sich anders als im Sommer, wenn man kaum einen freien Quadratzentimeter für sein Handtuch findet, zum Glück nicht allzu viele Besucher hierher.

Nimmt man das Innere des Restaurants in Augenschein, so fällt einem die zurückhaltende Architektur auf. Die vom Architekten Francisco Casas im Jahr 1958 geschaffenen Räume, Treppen und Terrassen kommen ausnehmend schlicht und parallel dazu elegant daher. Die Anlage ist zur Natur hin offen und bildet mit dem Sand, den Felsen und dem Meer eine aufgelockerte Symbiose mit nachgerade künstlerischem Wert. Casas (1905 - 1977) sah sich als Jünger des französischen Architekturrevolutionärs Le Corbusier, dessen Credo lautete, Gebäude und Anlagen wie das Strand-Ensemble in Illetas möglichst rationalistisch, also ohne manieristischen Schnickschnack zu bauen.

Der in Palma geborene Architekt des Strandbads ließ sich in Madrid und Barcelona ausbilden und errichtete sein erstes Haus im Jahr 1933. Mallorca hat er mit interessanten Gebäuden seinen Stempel aufgedrückt: 1936 baute Casas in Inca das Café Mercantil, im gleichen Jahr die Maravillas-Kirche in Arenal. 1951 folgte das Hotel Bendinat, 1955 das Hotel Roc Illetas und 1957 das Hotel Nixe Palace an der Cala Major, in welchem Prominente wie Grace Kelly ein und aus gingen.

Dank Casas' unaufdringlicher Architektur wird man im Restaurant „Balneario Illetas” vom Wesentlichen, dem Essen, nicht abgelenkt. Geboten wird von Fleisch bis Fisch allerhand im mittelhohen, aber auch mittelniedrigen Preissegment. Die Seezunge „Meunière” kann man sich für 32 Euro zubereiten lassen, günstiger kommt man mit einem Kabeljau-Steak mit Alioli weg. Dafür werden 24,50 Euro verlangt. Vorgerichte gibt’s zwischen 16 Euro für acht Kroketten bis 21 Euro für ein Ceviche. Die Speisekarte ist passend zur maritimen Umgebung und zur hintergründigen Architektur aufgeräumt und mit Meeresbewohnermotiven in hellblau und weiß gehalten. Ein besonderes Kapitel ist der mallorquinischen Küche vorbehalten: Das Ferkel ohne Knochen schlägt mit 24 Euro zu Buche, die mit Fleisch gefüllten Auberginen werden schon für 13,50 Euro gereicht. Beim Ortsbesuch am Freitag, 6. Januar, genehmigte sich der MM-Emissär in Anwesenheit einer teilweise durchaus vornehm daherkommenden englisch-, spanisch- und deutschsprachigen Gästeschar eine Sepia mit Pica-Pica für 19,50 Euro.

Mengenmäßig sind die Portionen in dem von der Familie Llompart gemanagten Restaurant genau richtig dosiert, um nach dem lukullischen Erlebnis noch beweglich genug für einen Verdauungsgang am Strand zu sein. Dort wird einem noch mehr bewusst, wie harmonisch sich die Architektur von Casas in das große Ganze einfügt und wie paradiesisch dieser mit der Buslinie 4 erreichbare Ort doch ist. Ein Besuch kann auch mit einem ausgedehnteren Spaziergang etwa zur benachbarten Cala Comtessa und einem weiteren, dahinter liegenden Strand abgerundet werden. Geöffnet hat das Lokal donnerstags und freitags von 12 bis 17 Uhr und an Wochenenden von 10 bis 17 Uhr.

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