Mit vier Kräuterpflanzen fing alles an. Die nämlich brachte eine Nachbarin zu Patricia González, als diese aus Palma wegzog und sich auf einer Finca mitten auf dem Land bei Llubí niederließ. Aus den aromatischen Gewächsen bereitete sie sich jeden Morgen frisch einen Tee zu. Und fing alsbald an, zu experimentieren. Sie kombinierte die Zutaten immer wieder neu und anders und stellte auf diese Weise ihre eigenen kleinen Mischungen für ihre „infusiones” her. Da traf es sich gut, dass die weitgereiste Frau aus Uruguay einen geschulten Gaumen besaß. Denn ihre Eltern haben als Köche gearbeitet. So war sie von klein auf dafür sensibilisiert, verschiedene Geschmacksnuancen wahrzunehmen und sich über harmonisch zusammengesetzte Gerichte zu freuen. Im Spanischen gibt es ja diesen schönen Ausdruck „paladar sibarita”, etwa: Feinschmeckergaumen.
Und genau einen solchen hat Patricia González. Fasziniert von den Aromen ihrer selbstgemachten Kräutertees, entschied die studierte Architektin sich schließlich, ihren Job in einem Architekturbüro an den Nagel zu hängen und stattdessen ihr Hobby zum Beruf zu machen. Das war vor genau zehn Jahren. Denn seit 2013 widmet sie sich unter dem Label Mima Terra der Welt der Tees. „Für mich ist das Komponieren von Tees wie Kochen ein intuitiver Prozess”, erzählt die Frau, die 1976 in Piriápolis geboren wurde. „Es ist für mich ein permanentes, täglich neues Experiment.” Mittlerweile baut sie einen Großteil der von ihr verwendeten Pflanzen auf der Finca Son Durí in Vilafranca an. Andere Zutaten wie spezielle Früchte oder Gewürze stammen aber auch aus anderen Teilen der Welt. Doch Lokales ist der Protagonist. So dient etwa die Minzeart Hierbabuena häufig als Basis für ihre Mischungen. Und die haben es in sich.
Denn öffnet man einer der schicken Dosen mit den getrockneten Zutaten duftet es nach Mallorca. Ihnen entströmen die Gerüche des Eilands. Mal sind es Noten, die an das Meer erinnern, dann wieder denkt man beim Schnuppern an die Sierra de Tramuntana. So schafft es Patricia González mit Hilfe ihrer kleinen Manufaktur, die Insel in eine Tasse zu bringen. Valldemossa, Santanyí, Colònia de Sant Jordi – unermüdlich versucht sie, mithilfe von typischen Aromapflanzen die Essenz eines Fleckchens Erde in einer Kanne einzufangen.
Wie sie das macht? Ihr helfen unter anderem auch ihre Assoziationen. „Wenn ich zum Beispiel an Valldemossa denke, dann fällt mir der arabische Einfluss ein, ich denke an knorrige Olivenbäume, an Orangen …”, erzählt sie. Und daraus entstehen die einzelnen Teesorten. Und so erklärt es sich, warum der Valldemossa-Trunk – neben Lavendel, Zimt und Salbei – auch Oliven, Orangenzeste und Kardamom enthält.
Öko ist der Anbau dazu. Es ist ein durch und durch lokales Produkt, Insektizide oder Pestizide sind tabu. Vielmehr richtet sich González nach den Prinzipien der biodynamischen Landwirtschaft und damit unter anderem nach den Mondphasen, etwa bei der Ernte. Das hat seinen Grund. „Dadurch werden auf natürliche Weise Duft, Geschmack, Farbe und Textur der Aromapflanzen besser konserviert”, ist sie überzeugt. „Das bedeutet: unverfälschter Genuss.” Denn auf künstliche Zusatzstoffe kann sie gänzlich verzichten.
Alle Pflanzenteile, die sie verwendet, schneidet sie per Hand, trocknet sie und unterzieht sie schließlich einer sorgfältigen Selektion. Nur das Beste soll in ihren Teemischungen landen. Am Ende zerkleinert sie jedes Blatt, jede größere Blüte – ebenfalls per Hand – und füllt ihre Potpourris schließlich in schicke, luftdicht verschließbare Dosen, die den köstlichen Inhalt gleichzeitig vor Licht schützen. Wie gut Patricia González ihren Job macht, beweist auch die Anerkennung, die ihr kürzlich der Inselrat zukommen ließ. Der Consell nämlich hatte einen ihrer Tees mit einem der „Premios de Artesanía de Mallorca” ausgezeichnet.
Kräutertees erleben gerade eine Renaissance. Denn die aromatischen Aufgussgetränke sind wohltuend, enthalten in den meisten Fällen kein Koffein und kommen ohne Zuckerzusatz aus. Und schnell zubereitet sind sie auch. Dazu stillen sie den Durst, duften in den kühleren Monaten heiß im Becher oder erfrischen im Sommer als Eistee den Gaumen. Hinzu kommt: Es gibt die Teekreationen in einer geradezu unglaublichen Vielfalt. Mal kommen sie pur daher, dann wieder in so abwechslungsreichen wie exotischen Mischungen. Blüten, Blätter, Früchte, Samen, Stiele, Wurzeln wandern dabei in die Kannen, um mit sprudelndem Wasser aufgegossen zu werden. Geruch und Geschmack der Zutaten bestimmen die verschiedenen Inhaltsstoffe. Sie reichen von ätherischen Ölen bis hin zu Vitaminen, Mineralstoffen oder Polyphenolen, den sekundären Pflanzenstoffen, die sich positiv auf die Gesundheit auswirken können.
Besonders lecker wird’s, wenn das Tässchen Tee auf Basis heimischer Kräuter und Blumen hergestellt ist. Und wer einen Garten oder einen Blumenkasten hat, kann mit Minze, Rosmarin, Salbei, Zitronenmelisse, Kamille, Erdbeerblättern, Verbene & Co selbst zum Tee-Anbauer werden. Ringelblumenblüten oder Rosenknospen setzen farbige Akzente in der eigenen Tee-Melange. Und dann heißt es nur noch: genießen. „Man trinkt Tee, um den Lärm der Welt zu vergessen”, sagte einmal ein weiser, chinesischer Gelehrter. (lk)