Sie stehen an keinem rauschenden Bach. Und klappern tun sie seit langem nicht mehr. – An den Masten und Rädern drehen sich keine Flügel. Lediglich der Zahn der Zeit ist sichtbar, der an den Trümmern vergangener Wirtschaftlichkeit auf Mallorca nagt ...
Die Rede ist von den alten Windmühlen der Insel, von denen inselweit mehr als 3000 das Landschaftsbild prägen. Rund 2500 davon pumpten einmal mithilfe der Windkraft Wasser an die Oberflächen, das zur Bestellung der Felder genutzt wurde. Die anderen mahlten Getreide, Salz oder Oliven.
Außer auf der griechischen Insel Kreta ist die Mühlendichte nirgendwo so hoch wie auf Mallorca. Das liegt daran, dass die stürmischen Winde seit jeher eine effiziente Grundlage zur Energiegewinnung geschaffen haben. Allzu verständlich, dass die Einheimischen diese Kraft einsetzten, um feuchte Gebiete zu entwässern oder Korn zu mahlen. Die Winde benannten sie übrigens nach den Himmelsrichtungen, aus denen sie heranwehten. Aber: Mit dem zunehmenden Zeitalter der Modernisierung wurde es ruhiger um die Mühlen, bis das letzte Rad stillstand.
Die Geschichte der Mühlen
So richtig „rund” ging es mit den Mühlen übrigens erst im 19. Jahrhundert, als der niederländische Ingenieur Paul Bouvy de Schorrenber damit beauftragt wurde, das Sumpfgebiet Pla de Sant Jordi vor Palmas Stadttoren trockenzulegen. Er ließ zahlreiche Mühlen errichten, die häufig von einem Wasserauffangbecken umgeben waren. Das feuchte Gut gelang durch Windkraft an die Erdoberfläche und stand so für Ackerbestellung und Nutztiere zur Verfügung oder floss ins Meer ab, um Sümpfe trockenzulegen.
Einzelne Windmühlen prägten bereits lange zuvor auch das Stadtbild von Palma. So unter anderem die Mühlen im Viertel Es Jonquet aus dem 15. Jahrhundert, die im kollektiven Gedächtnis fest verankert sind. Sie gehörten zu den ersten der Insel, die Getreide mahlten. Manche von ihnen wurden aufgehübscht. Stolz ragen sie auf der Meeresklippe hervor, an die einst die See brandete, und bieten den Besuchern einen traumhaften Blick über den Hafen.
Auf der Insel ist bis heute an ihrer Architektur erkennbar, ob es sich um eine Windmühle handelte, deren Kraft zur Wassergewinnung oder zum Getreidemahlen eingesetzt wurde. Die Mehlmühlen haben alle einen relativ spitzen Rundturm, gegebenenfalls mit Zinnen und Sockel besetzt, der ein-, zwei- oder sogar dreistöckig sein kann. Die Flügel sind aus Holz.
Zur Entwässerung kamen die „Molinos de Ramell” zum Einsatz. Hier wurden die Holzsegel ab 1930 durch Metall ersetzt. Die Türme sind flach und bestehen aus Mauerwerk und Holz. Manchmal befindet sich auf ihnen noch eine pfeilförmige Windfahne, die am Rad hinausragt.
Verein der Mühlenfreunde
1972 wurde der „Verein der Mühlenfreunde” gegründet. Präsident Pep Pascual bedauert den Verfall und hat sich vorgenommen, wieder Leben in die Mühlen zu bringen. Sie sollten nicht nur funktionstüchtig, sondern auch wieder zur Energiegewinnung eingesetzt werden. In Son Ferriol hatten die Mühlenfreunde Unterstützung von Audi erhalten, ein Motor setzt die Windkraft in Strom um.
Ganz klar – die Mühlen sind aus der mallorquinischen Umgebung nicht wegzudenken – sie sind ein Wahrzeichen der Insel und schaffen einen unvergleichlichen landschaftlichen und kulturellen Wert. Solch kostbares Erbgut darf nicht einfach dem Erdboden gleichgemacht werden und verschwinden, findet auch der Inselrat und fördert mittlerweile die Restaurierung der Mühlen. Dafür hat der Consell von der Regierung drei Millionen Euro erhalten, die aus Mitteln der Urlaubersteuer "Ecotasa" stammen.
Viele Mühlenbesitzer scheuen sich vor den Renovierungskosten. Der Inselrat konnte jedoch mit einem besonderen Angebot das Interesse von 13 Eigentümern wecken, die sich schließlich zu einer Renovierung bereit erklärten. In diesen Fällen übernimmt der Inselrat bis zu 75 Prozent der Kosten. Um die richtigen Fachleute brauchen sich die Immobilienbesitzer keineswegs zu sorgen. Es stehen Techniker, darunter zehn Schreiner und Schmiede sowie sieben Steinmetze, zur Verfügung.
Die Eigentümer haben lediglich für die benötigten Materialien und Transportkosten aufzukommen. Sie müssen zudem einwilligen, innerhalb der kommenden zehn Jahre die renovierten Mühlen Besuchern kostenfrei zur Besichtigung zugänglich zu machen.