Juan glaubt an gesunde Ernährung, und beim Thema "Bio ist teuer" geht er förmlich in die Luft. "Ein Apfel kostet bei uns nicht mehr als ein gleichwertiges Produkt in der Markthalle Olivar", sagt Juan José Correoso, einer der Inhaber des Geschäftes "Biodespensa", dem Markt für ökologische Waren und Lebensmittel in Palma.
Man dürfe natürlich nicht Äpfel mit Birnen vergleichen, in diesem Falle ökologisch angebaute mit herkömmlichen Erzeugnissen. "Aber wenn Sie die Preise für gutes Obst und Gemüse auf den Märkten genau vergleichen mit unseren Angeboten, werden Sie feststellen, dass wir manchmal sogar günstiger sind." Liegt es daran, dass die ökologische Landwirtschaft auf den Balearen weiter auf dem Vormarsch ist? Wo das Angebot steigt, sinken die Preise, und auf den Inseln ist die Zahl der Erzeuger und Anbieter von ökologisch angebauten Produkten allein in den vergangenen zwei Jahren um 7'2 Prozent gestiegen. Damit liegen das "Bio-Wachstum" auf den Balearen über dem landesweiten Durchschnitt.
Auch die landwirtschaftlich genutzte Fläche für Bioprodukte hat sich vergrößert. 470 Erzeuger bauen auf insgesamt 19.450 Hektar in ökologisch verträglicher Weise ihre Produkte an, das sind 3'12 Prozent mehr Äcker, Wiesen und Hänge als noch vor vier Jahren.
"Jetzt müssen wir dafür sorgen, dass diese Produkte auch zu angemessenen Preisen angeboten werden können", betonte der Vorsitzende der Vereinigung der Landwirte und Viehzüchter COAG (Coordinadora de Organizaciones de Agricultores y Ganaderos), Andoni García, in der vergangenen Woche bei der Vorstellung der neuesten Zahlen. Eine vernünftige Preispolitik sei nur mit höheren finanziellen Zuschüssen und weniger Zwischenhändlern möglich.
Ähnlich sieht dies der balearische Erzeugerverband für ökologische Landwirtschafts-Produkte CBPAE (Consell Balear de la Producció Agraria Ecològica). "Wir wachsen ständig, nehmen von Jahr zu Jahr mehr Landwirte und Händler in unseren Verband auf, müssen aber auch dafür sorgen, dass sowohl Erwerb wie auch Produktion nicht zu sehr unter der Preissteigerung leiden", bestätigt Antonio Fors, zuständig für Qualitätssicherung beim Verband. Je weniger Zwischenhändler es gäbe, desto besser.
Das Modell Direktverkauf gibt es auf Mallorca zwar inzwischen auf etlichen Biohöfen und Märkten, doch meist ist zumindest ein Zwischenhändler im Spiel. "Den Großteil der Obst- und Gemüsesorten beziehen wir aus mallorquinischem Anbau, zum Beispiel vom Hof Sa Teulera in Petra und Es Vinyol in Manacor", erklärt Correoso.
Was hier nicht zu haben ist, lassen sich der Händler und sein Partner Juan Manuel Oliver Blanco vom Festland kommen, manchmal auch aus Italien oder Frankreich. Bestimmte Apfelsorten gäbe es hier auf der Insel nicht, ebenso wie Gemüse, das inzwischen verlangt würde, aber hier nicht so gängig sei. "Ganze Sellerieknollen, Rosenkohl, Fenchel oder Kohlrabi müssen wir manchmal vom Festland ordern." Die wirtschaftliche Krise ist laut Correoso übrigens auch im Bioladen angekommen. "Unseren Hauptumsatz machen wir schon immer mit Grundnahrungsmitteln wie Obst und Gemüse, Reis, Nudeln, Mehl oder Hülsenfrüchten. Das kaufen die Kunden nach wie vor, aber bei besonderen Dingen wie Honig, Keksen, Olivenöl, Wein oder Saft ist unser Umsatz in diesem Jahr merklich zurückgegangen."
Auch besonders teure Produkte wie Fleisch aus artgerechter Tierhaltung gehöre dazu. Ob dieser Umstand auch das bevorstehende Weihnachtsgeschäft betreffe, kann Harald Brill von der Landmetzgerei Mesquida noch nicht sagen. "Zurzeit merken wir noch nichts von der Krise, unsere Kunden kaufen auch die etwas teurere Bioware nach wie vor", sagt der deutsche Metzger. Er bezieht sein Fleisch von Peter Maffays Finca Can Sureda und verkauft auch andere ökologische Produkte wie Honig oder Eier von dort. "Die Nachfrage nach guten Produkten ist auch unter den Spaniern in den vergangenen Jahren stetig gestiegen; ich bin mir sicher, dass dieser Sektor Zukunft hat", sagt Brill.
Der balearischen Landwirtschaftsministerin Mercè Amer zufolge erleben zur Zeit besonders die Fleischproduzenten - an der Spitze die Schweinezüchter - schwierige Zeiten. Sie leiden unter den gestiegenen Produktionskosten, die sie nur mit hohen Preisen weitergeben können. Um diesen Sektor zu unterstützen, sollen laut Amer kurzfristige und langfristige Subventionen gewährt werden. Bis 2013 ist außerdem im Rahmen eines Brüsseler Abkommens eine Investition von 300 Millionen Euro für die Balearen geplant. Von dieser Rekordsumme würden auch die ökologische Landwirtschaft und am Ende die Verbraucher profitieren.