Unter massiver Medienpräsenz ist am Montagmorgen der Prozess gegen den ehemaligen balearischen Ministerpräsidenten Jaume Matas eröffnet worden. Mehr als 130 Medienvertreter hatten sich zum Auftakt des Verfahrens in Palma als Berichterstatter akkreditiert - so viele, wie noch nie in der Geschichte der balearischen Justiz.
Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" titelte mit der Schlagzeile: "Die Stunde des Jaume Matas". Der ehemalige Politiker der konservativen Partido Popular wird der Korruption beschuldigt.
Matas entstieg gegen 9.40 Uhr einem BMW und begrüßte anschließend im Innenhof des Gerichtsgebäudes in Palmas Carrer Riera seine ehemaligen Mitarbeiter und Bekannten, die sich ebenfalls vor Gericht verantworten müssen. Der Ex-Ministerpräsident trug einen dunklen Anzug und wirkte ernst und gefasst.
Vor Betreten des Gebäudes war Matas von einigen Passanten und Wartenden als "Dieb" beschimpft worden. Ein Demonstrat hielt ein Pappschild hoch, auf dem Stand: "Fünf Millionen Arbeitslose, und Du machst Dir ein schönes Leben."
Mehr als zwei Jahre nach Bekanntwerden der Korruptionsaffäre in Zusammenhang mit dem Bau der Radsporthalle Palma Arena hat Matas heute erstmals vor Gericht auf der Anklagebank Platz nehmen müssen. Insgesamt stehen bei dem Komplex "Palma Arena" 26 Einzelverfahren an. Bei dem ersten geht es um den Vorwurf, Matas habe einem befreundeten Journalisten fast eine halbe Million Euro überwiesen.
Für dieses erste Verfahren sind 13 Prozesstage angesetzt. Die Staatsanwaltschaft fordert achteinhalb Jahre Haft für Matas. Neben dem Ex-Politiker werden fünf weitere Personen als Angeklagte vernommen. Das Gericht will zudem 38 Zeugen hören und Dokumente sichten. Matas vermied die Untersuchungshaft durch Zahlung einer Kaution in Höhe von 2,5 Millionen Euro.
Matas war von 1995 bis 1999 und von 2003 bis 2007 balearischer Ministerpräsident. Dazwischen war er spanischer Umweltminister. Während seiner zweiten Amtszeit auf den Balearen kam es zu massiven Unregelmäßigkeiten. Nach seiner Abwahl 2007 wurden Dutzende Ermittlungsverfahren gegen Angehörige seiner Regierung eingeleitet.