Der Oberste Balearische Gerichtshof hat mit einem eindeutigen Beschluss einen Schlussstrich unter 20 Jahre Rechtsstreit gezogen: Die Villensiedlung von Ses Covetes am Es-Trenc-Strand im Süden von Mallorca, seit 1995 eine Bauruine, muss bis 15. Mai 2013 vom Erdboden verschwunden sein.
Das Gericht bestätigte einmal mehr längst gefallene Urteile von 2007 und 2008 und legte nun einen klaren Zeitraum fest, in dem das Rathaus von Campos den Abriss der 13 Gebäude mit insgesamt 68 Wohnungen auszuführen habe. Die Ortsverwaltung ist verpflichtet, dem Gerichtshof bis 15. Januar 2013 einen vom Gemeinderat verabschiedeten Abrissplan vorzulegen.
Zwei Monate später, bis 15. März, müssen die Abrissarbeiten begonnen haben. Weitere acht Wochen später, bis 15. Mai, muss die Villensiedlung vollständig beseitigt und das Gelände renaturiert sein. Einsprüche der Gemeinde gegen diese Entscheidung haben keinerlei aufschiebende Wirkung.
Die balearische Naturschutzorganisation GOB, die den Beschluss der Richter am Donnerstag bekanntgeben hatte, feierte die Entscheidung der Justiz als "historisch". Die Vereinigung war seit Baubeginn im Jahre 1994 gegen das Projekt zu Felde gezogen. In dem jahrelangen und komplizierten Rechtsstreit hatte es mehr als 20 Urteile und Gerichtsbeschlüsse in allen Instanzen gegeben.
Streitpunkt war stets, ob die 1992 erteilten kommunalen Baugenehmigungen für das Projekt auf einem Felsvorsprung zwischen zwei Sandstränden legal oder illegal gewesen seien. Die Gemeinde Campos hatte jahrelang für das umstrittene Bauprojekt gekämpft. Letztlich aber sahen die Richter die Rechtslage als eindeutig an und entschieden auf Abriss.
Der Bürgermeister von Campos, Sebastià Sagrera, wollte zu den Abrissvorgaben keine Stellung nehmen, da er Mitbetroffener sei, wie er sagte. Sein Vater ist einer der Gesellschafter der Baufirma, die die Siedlung von Ses Covetes verwirklichen wollte.
Ein Sprecher der Opposition im Gemeinderat sagte, dem Ort und seinen Bürgern hätte viel Geld und Kopfzerbrechen erspart werden können, "wenn das Verhalten von Anfang an korrekt gewesen wäre". Die Gemeindeverwaltung hatte von 1994 bis 2007 für die Vollendung der Bauprojekts prozessiert.
Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" kommentierte, der Bürgermeister von Campos sei gut beraten, den Gerichtsbeschluss rasch umzusetzen. Andernfalls drohten ihm womöglich Strafzahlungen aus eigener Tasche, wie dies seine Kollegen in Manacor und Deià zu spüren bekommen hatten. Denn die richterliche Entscheidung trage dieselbe Handschrift wie jene Urteile von Porto Cristo und Llucalacari. Dort war es um den Abriss von einer illegal errichteten Autobrücke beziehungsweise Chalets an der Küste gegangen.
Tatsächlich ist Zusammensetzung der Gerichtskammer, die die verschiedenen Entscheidungen fällte, personell weitgehend identisch. "Ultima Hora" wertete dies als klares Zeichen, dass der Balearische Gerichtshof mit den Naturschutzgesetzen ernst mache.
Hält die Gemeinde die Fristen ein, dürften die Urlauber an dem beliebten Naturstrand von Es-Trenc in der kommenden Badesaison die Bauruinen von Ses Covetes nicht mehr zu Gesicht bekommen.