Die vier illegal errichteten Villen in Llucalcari sind abgerissen, doch der Streit zwischen Naturschützern, Gemeinde und Grundstückseigentümern geht weiter. Neu ist dabei, dass Vertreter des Umweltschutzverbandes GOB (Grup d'Ornitologia Balear) und die deutschen Immobilienbesitzer ausnahmsweise einer Meinung sind: "Das Schlimmste aller Szenarien ist eingetreten, genau das habe ich immer befürchtet", sagt Fritz Seikowsky, einer der vom Abriss Betroffenen. "Auf unseren Grundstücken sieht es für die Natur schlimmer aus als vor dem Abriss."
Auch Margalida Ramis, Sprecherin des GOB, wirft der Gemeinde vor, die vom Gericht verlangte Renaturierung des Geländes nicht umzusetzen. Müll, Bauschutt, zerstörte Pflanzen, Reste von Terrassen und offen liegende Fundamente zeigten deutlich, dass hier bisher nicht erfolgt sei, was in letzter Instanz erstritten wurde. "Das Urteil sieht ganz klar zwei Phasen vor", erklärt Seikowsky. "Die Gemeinde Deià wurde zum Abriss verurteilt und dazu, anschließend die Natur wieder in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen."
Darüber hinaus rollen laut Seikowsky demnächst noch weitere Kosten auf die Gemeinde zu. Allen vier betroffenen Parteien sei im Sommer in zweiter Instanz das Recht auf Schadenersatz zugesprochen worden. "Wir haben nun zusammen unsere Forderungen von insgesamt rund 15 Millionen Euro bei der Gemeinde Deià eingereicht, und warten auf eine Reaktion", sagt Seikowsky.
Begonnen hatte alles 1986 mit einer Klage des mallorquinischen Umweltschutzverbandes gegen die Gemeinde Deià. Diese habe die Baugenehmigungen für die vier Natursteinhäuser in Llucalcari illegal erteilt, so der Vorwurf. Nach mehr als 20 Jahren Rechtsstreit war die Gemeinde dann 2008 vom Obersten Balearischen Gerichtshof TSJIB (Tribunal Superior de Justicia de lslas Baleares) in letzter Instanz zum Abriss der Häuser und zur Renaturierung der Grundstücke verurteilt worden.
Da sich der Abriss wegen Streitigkeiten um die Finanzierung immer weiter hinauszögerte, war Bürgermeister Jaume Crespí (PP) 2009 sogar zu persönlichen Strafzahlungen von monatlich 600 Euro verurteilt worden. Für die Abrisskosten von insgesamt 435.000 Euro kam schließlich der Inselrat auf.
"Jetzt ist ihnen aber scheinbar erneut das Geld ausgegangen", beklagt Seikowsky, der sein Grundstück auch knapp ein Jahr nach Abrissbeginn seines Hauses noch lange nicht in dem Zustand sieht, der vor der Bebauung geherrscht habe.
Ein Blick auf das Grundstück seiner direkten Nachbarn, des deutschen Paares Christian Lempelius und Marlene Richter, macht besonders deutlich, worüber auch die Umweltschützer empört sind: Das Gelände gleicht einem Schrottplatz, der Abrisstrupp hat halbe Fundamente, Bauschutt, Zementsäcke und Müll zurückgelassen. Abgesehen von den Kosten sei der Abtransport des Bauschutts vom Grundstück Christian Lempelius' extrem schwierig, ein weiteres Problem für die Gemeinde.
Mit einer problemlosen Zahlung von Schadenersatz rechnet laut Seikowsky deshalb niemand ernsthaft. "Wenn unsere Forderungen abgelehnt werden, werden wir aufgrund des jüngsten Urteils Klage einreichen." Die nun mehr als 25 Jahre dauernde Geschichte scheint also noch lange nicht am Ende zu sein.