Totgesagte leben länger: Die von der PP-Vorgängerregierung ad acta gelegte Wiederbelebung der Bahnlinie Manacor-Artà ist wieder auf der Tagesordnung. Die (zum Teil neuen) Bürgermeister der Ostgemeinden Artà, Manacor, Sant Llorenç und Son Servera fordern das künftige Linksbündnis in der Region dazu auf, das Projekt doch noch zu vollenden.
Die Vorgeschichte dieses politischen Hin und Hers beginnt 1921. In jenem Jahr wird zuerst die Bahnlinie Manacor-Son Servera und schließlich auch das Teilstück bis Artà in Betrieb genommen. Mallorca strickt in jenen Jahren ein dichtes Schienennetz, das 1931 die Gesamtlänge von 281 Kilometern erreicht.
Der Niedergang der Mallorca-Bahn beginnt mit der Verbreitung des Autos, die auch auf der Insel fortschreitet. 1977 schließlich wird die Ost-Verbindung der Eisenbahn eingestellt.
Die Mitte-Links-Regierung, die auf den Balearen von 2007 bis 2011 an der Macht ist, erklärt die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke zu einem ihrer Prestigeprojekte, nachdem es zuvor schon gelungen war, Sa Pobla und Manacor an die Inca-Bahn anzuschließen. Dutzende Anwohner werden teil-enteignet, die Bauarbeiten beginnen und Millionen Euro werden in das Vorhaben gesteckt. Bahnhöfe sind bereits restauriert, das Gleisbett betoniert und sogar Züge angeschafft.
Dann geht der Regierung das Geld aus - die aus Madrid benötigten Mittel bleiben aus - , und als die Konservativen im Jahr 2011 an die Macht kommen, stellen sie die Arbeiten ein. Die Regierung Bauzá investiert weitere 5,5 Millionen Euro, um aus der halbfertigen Trasse einen Wander- und Radfahrweg zu machen, die sogenannte Vía Verde.
Jetzt, nach den politischen Linksrutsch vom 24. Mai, dreht sich der Wind erneut. Völlig offen bleibt allerdings die Frage, ob eine Wiederbelebung des Bahnprojekts überhaupt finanzierbar ist.
Außerdem gibt es ein weiteres Problem: Auf die Vía Verde will auch niemand mehr verzichten; sie wird von Gästen und Einheimischen nämlich gut angenommen. Die Bürgermeister plädieren deshalb für eine Koexistenz von Rad- und Bahntrasse. Manacors Alkalde Miquel Oliver (Més-Esquerra) hält das technisch für möglich, da es neben der Bahnlinie schon immer auch eine Service-Trasse gegeben habe.
Der Rathauschef in Sant Llorenç, Mateu Puigrós (GISCa), erkennt in einer Zug-Anbindung eine "Touristenattraktion ersten Ranges", zumal in den Wartungsschuppen der Gemeinde noch ein Schmuckstück schlummere: eine funktionsfähige Lok aus dem Jahre 1890.
Die Bürgermeister sind sich bewusst, dass das Vorhaben von Madrid abhängt, wollen sich davon aber nicht entmutigen lassen. Bartomeu Gili (PI) aus Artà: "Wir werden insistieren!"
(aus MM 27/2015)